Ibiza-Skandal

Böhmermann-Video: Europa statt Strache, Server ging in die Knie

Jan Böhmermann nutzte den Trubel um seine Person wegen der Ibiza-Affäre als Kampagnen-Werbung.
© Screenshot

Anfang der Woche veröffentliche der deutsche Satiriker Jan Böhmermann einen Countdown im Netz, der am Mittwochabend zu Ende ging. Mit Spannung wurde auf dessen Auflösung hingefiebert — am Ende waren es nicht nur Serverprobleme, worüber sich wohl so mancher ärgerte.

Innsbruck — Ein "kleines Special" versprach Jan Böhmermann am Montag und postete unter dem Link dotheyknowitseurope.eu einen Countdown. Der lief am Mittwoch um 20.15 Uhr ab. Die Erwartungen waren groß — veröffentlicht der Satiriker weiteres Material rund um die Ibiza-Affäre? Die Antwort: Nein.

Böhmermann nutzte die Aufmerksamkeit um seine Person, um eine Kampagne ("Comedians for Worldpeace" / "Komiker für den Weltfrieden") seiner Sendung "Neo Magazine Royal" groß anzukündigen. Vielmehr handelt es sich um einen Song anlässlich der diese Woche stattfindenden EU-Wahl, an dem Satiriker und Komiker aus 16 europäischen Ländern mitwirkten.

Darunter für Österreich auch Peter Klien, der im Lied unter anderem von "Knödeln, Kitzbühel, Falco und Kommissar Rex" singt. So steuert in den Textzeilen jede Nation für sein Land typische Dinge bei. Die allgemeine Botschaft des Songs ist im Sinne der Einigkeit formuliert: Frieden für ein gemeinsames Europa, weil Land XY ist klein, Europa ist groß. "So soll es für immer sein. Allein sind wir allein", heißt es im Refrain.

Das Interesse an dem Video war zeitweise so groß, dass der Server überfordert war. Auf YouTube wurde das Video bis zum Donnerstagvormittag mehr als 335.000 Mal aufgerufen. In den Kommentaren darunter gab es viel Lob für den Clip: "Statt Madonna hätten sie einfach dieses Video beim ESC abspielen müssen", heißt es dort etwa. Und auch: "Da atmen ein paar Österreicher aber auf." Denn in den Tagen vor der Veröffentlichung hatte es in den sozialen Medien immer wieder Spekulationen gegeben, ob Böhmermann in dem Video Details zum Hintergrund des Strache-Videos verraten würde.

Zahlreiche Spekulationen im Netz

Der Satiriker kannte das brisante Video nämlich lange vor der Veröffentlichung, wie sein Manager Peter Burtz bestätigt hatte. Im April hatte Böhmermann öffentlich gesagt, dass er "mit ein paar FPÖ-Geschäftsfreunden in einer russischen Oligarchen-Villa auf Ibiza" rumhänge und damit offensichtlich, aber zu dem Zeitpunkt kaum verständlich, auf die Aufnahmen mit Strache auf Ibiza angespielt.

Grund für die Gerüchte, in Böhmermanns neuem Video könnte es um die Regierungskrise in Österreich gehen, war ein Tweet des Satirikers am Montag, der bei ZDFneo seine wöchentliche Show "Neo Magazin Royale" moderiert. Dort hatte er auf die nächste Ausgabe hingewiesen und gleich danach angekündigt: "Diese Woche haben wir sogar ein kleines Special vorbereitet!!!" Kurz darauf folgte ein weiterer Tweet mit einem Link. Beim Öffnen erschien ein Countdownfeld. Im Quelltext der Seite fand sich das vermutlich bewusst platzierte Wort "Ibiza".

Was genau nach Ablauf des Countdowns passieren würde, war bis zuletzt unklar. Die Aufmerksamkeit dürfte das deutlich erhöht haben - Böhmermann wird ein Talent für PR in eigener Sache nachgesagt.

Bereits am Montagabend hatte der deutsche Fernsehsender ZDF ausgeschlossen, dass Satiriker Böhmermann etwas mit dem Ibiza-Video zu tun hat. Am Dienstag teilte das ZDF dann mit, dass die Satireshow "Neo Magazin Royale" in ihrer nächsten Ausgabe am Donnerstag nicht die Regierungskrise in Österreich in den Mittelpunkt stellt. Das "kleine Special", das der Satiriker auf Twitter angekündigt hatte, werde "im Rahmen der Show sowie online stattfinden und hat nichts mit Herrn Strache zu tun". (TT.com)

Verwandte Themen