Ibiza-Skandal

Philippa Strache: „Wie kann jemand wie du so deppat sein?“

"Ich wäre keine gute Ehefrau, würde ich ihn gerade jetzt alleine lassen", sagt Philippa Strache und dementiert Gerüchte, wonach sie ausgezogen sein soll.
© EXPA/JOHANN GRODER

Regierung zerbrochen, Karriere kaputt und „schlechte Zeiten“ in der Ehe: Ex-FPÖ Chef Strache steht nach dem Skandal um das anrüchige Ibiza-Video vor einem Scherbenhaufen. Doch seine Frau Philippa spendet ihm jetzt Trost und äußert sich erstmals dazu, was an jenem Freitagabend im Hause Strache passiert ist. Zwar sei er „deppat“ gewesen, aber auch ein Opfer. Ein „Opferlamm“.

Wien – Vieles wurde in der vergangenen Woche über das Eheleben der Straches gemunkelt. Jetzt hat Philippa Strache erstmals in einem TV-Interview mit Puls4 Klartext geredet – und jenen Freitagabend, als sie und Heinz-Christian Strache das Video gemeinsam sahen, detailreich geschildert. Gleichzeitig brach sie eine Lanze für ihren Ehemann. Von einer Ehekrise wollte sie nichts wissen, räumte aber ein, dass ihre Enttäuschung über das Verhalten ihres Mannes sehr groß gewesen sei.

Als sie das Material im Beisein ihres Mannes und drei weiteren Personen zum ersten Mal gesehen habe, sei sie „sprachlos“ gewesen. Demnach seien zwei Tage vor der Veröffentlichung schriftliche Anfragen um eine Stellungnahme vom Spiegel und der Süddeutschen Zeitung bei ihnen eingegangen, aber sie habe sich nicht vorstellen können, was da auf ihren Mann zukomme, erzählte sie weiter.

„Niemand von uns kannte ihn so“

Strache selbst habe die Aufnahme zunächst gar nicht einordnen können und keine rechte Erinnerung daran gehabt. Sie selbst habe gedacht: „Das ist nicht der Mensch, den ich kenne. Niemand von uns kannte ihn so.“

Link zum Interview

Das ganze Puls4-Interview mit Philippa Strache sehen Sie HIER.

Nachdem ihr Mann als erster der Runde wieder die Fassung gewonnen hatte, sei er noch am selben Abend zum Rücktritt entschlossen gewesen, erzählte Philippa Strache dem Sender Puls4 weiter. „Rückblickend betrachtet bin ich stolz auf ihn, wie er sich nachher verhalten hat.“ Im ersten Moment habe sie aber zu ihrem Mann gesagt: „Wie kann jemand wie du, der sonst so übervorsichtig ist, so deppat sein?“

Sie seien dann gegen zwei Uhr morgens nach Hause gekommen. „Das war eine sehr schwierige Situation. Er konnte sich das nicht erklären und hat nicht damit gerechnet, dass ihn das jemals wieder einholen könnte. Da wollte jeder mit seinen Gedanken alleine sein, um sich sammeln zu können und wieder rational denken zu können.“

„Wie ein Opferlamm zur Schlachtbank geführt“

An Schlaf sei für sie in dieser Nacht nicht zu denken gewesen. Als ihr Mann dann am frühen Morgen des Samstag aufbrach, um seinen Rücktritt bekannt zu geben, habe sie von ihm nicht einmal Abschied nehmen wollen. Auch seine Rede, in der er sich bei seiner Frau öffentlich entschuldigt hatte, habe sie sich nicht angeschaut.

In einer ersten Reaktion habe sie auch nach Erklärungen für sein Verhalten im Video gesucht und zu ihm gesagt: „Möglicherweise hast du dich so affig benommen, weil du sie beeindrucken wolltest.“ Gleichzeitig wies sie im Interview mit Corinna Milborn immer wieder darauf hin, dass es sich bei dem Video um eine „konstruierte Situation“ handle. Die Falle sei ein Jahr lang vorbereitet worden. Der weibliche Lockvogel, eine lettische Prostituierte, und deren Begleiter hätten gezielt auf den Skandal hingearbeitet, und sich womöglich über Kopfhörer immer neue Anweisungen geholt. Die angebliche Oligarchennichte habe dafür mehrmals den Raum verlassen. Es hätte auch einen Livestream nach Wien gegeben.

„Das waren keine Suggestivfragen. Da wurde ganz gezielt gefragt und ihm gewisse Antworten in den Mund gelegt.“ Es sei „gezielt darauf hingearbeitet worden, ihn zu gewissen Aussagen zu drängen“, sagt Philippa Strache und erwähnt auch etwaige Substanzen, die ihn „gefügig“ machten. „Er ist wie ein Opferlamm zur Schlachtbank geführt worden.“

„Wünsche mir rasche Aufklärung“

Philippa Strache bezeichnet ihren Ehemann als „sehr selbstkritischen Menschen“, der nun mit sich selbst hadere und sich fragt: „Wieso hab ich das nicht gemerkt, wieso hab ich meinem Instinkt nicht getraut?“ Bei der Rede von Jan Böhmermann anlässlich der Romy-Gala hätten jedenfalls weder bei Strache selbst noch bei Johann Gudenus die Alarmglocken geschrillt.

Ihr Mann habe es nicht verdient, dass er „über Nacht im Trümmerhaufen seines Lebenswerkes steht“. Er habe die FPÖ aufgebaut und groß gemacht. „Diese Liebe von heute auf morgen loszulassen fällt ihm schwer. Aber mit jedem Tag, wo wir der Wahrheit ein Stückchen näher kommen geht es ihm besser.“

Die beiden würden derzeit „Tag und Nacht an der Aufklärung arbeiten“, um mit Anwälten Licht ins Dunkel zu bringen und die Drahtzieher zur Verantwortung zu ziehen. Philippa Strache sei froh, dass es mit „der Wahrheitsfindung so rasch vorangehe“. Ob ihr Mann irgendwann wieder zurück aufs politische Parkett kehrt, müsse er entscheiden. Sie selbst behalte ihre Funktion als Tierschutzbeauftragte in der Partei und betont: „Die FPÖ hat sich nichts zu schulden kommen lassen.“ (tst)

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