FPÖ

Ausgeschlossener Strache lässt Politik-Rückkehr offen

Nachdem Straches Erfolgswelle im Mai 2019 aprubt zum Stehen kam, ging es für den Ex-Vize-Kanzler bergab.
© APA/Fohringer

Die FPÖ fühlt sich „befreit“, ihr Ex-Chef beeinsprucht den Rauswurf nicht. Er liebäugelt mit einem Comeback — bei der Wahl in Wien.

Von Karin Leitner

Wien — Nun ist es vollbracht. Ex-FPÖ Chef Heinz-Christian Strache ist auch ein Ex-Blauer. Mehrmals hat das Wiener Parteischiedsgericht getagt. Gestern hat es befunden, dass Schluss sein soll mit Straches FPÖ-Mitgliedschaft.

Ihn aus der Partei zu werfen, hat es dem — für diese Causa zuständigen — Wiener FPÖ-Vorstand empfohlen; der hieß das gut. Schädigendes Verhalten — auch durch „zahlreiche mediale Äußerungen, Facebook-Postings und öffentliche Auftritte" — wird Strache angelastet.

Die Freiheitlichen haben damit mit ihrem langjährigen Obmann auch formal gebrochen. Ob der Ibiza- und der Spesen-Affäre hatten sie ihn Anfang Oktober lediglich suspendiert. Mit dem Ausschluss warteten sie zu — jetzt konnten sie das nicht mehr. Drei Wiener Getreue Straches sind nämlich aus der FPÖ und deren Wiener Gemeinderatsklub ausgetreten. Sie haben die Partei „Die Allianz für Österreich" — kurz DAÖ — und eine Rathausfraktion installiert. Sie wollen Strache als Spitzenkandidaten für die Wahl in der Bundeshauptstadt im kommenden Jahr.

Er habe Strache „ein faires Verfahren" ermöglichen wollen, sagt der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp. Und so sei dieser vor das Schiedsgericht geladen worden, damit er sich zu den Vorwürfen äußern könne. Strache habe mittels eingeschriebenen Briefes und einer E-Mail mitgeteilt, „dass er das für entbehrlich findet und nicht zur Verfügung steht", sagt Nepp.

Straches Nachfolger an der Parteispitze, Norbert Hofer, qualifiziert die Trennung von Strache als „Befreiung". Die Causa Ibiza sei für die FPÖ damit erledigt. Diese solle fortan eine „seriöse, stabile, rechtskonservative 25-Prozent-Partei" sein — „mit einer neuen Bescheidenheit, ohne Skandale und Personenkult". Die Wiener Gesinnungsgefährten sieht Hofer für den Urnengang — der ist spätestens im Oktober 2020 — gut aufgestellt. Nepp sei „ein Mann ohne Schnappatmung", einer, der „inhaltlich konsequent und unbeugsam" sei. „Man wird sich diesen Namen gut merken müssen."

Hofer und Nepp beteuern, sich nicht zu sorgen, dass weitere Blaue zu DAÖlern werden. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand freiwillig einen politischen Suizid begeht und sich dieser Bewegung anschließt", konstatiert der Wiener FPÖ-Vormann.

Strache reagiert via Facebook auf den Rausschmiss: Er werde diesen nicht beeinspruchen. Und er befindet: „Die durch mich initiierten und engagiert vorangetriebenen (...)ernsthaften Bemühungen um eine Streitschlichtung (...) fanden keinen Anklang bei der FPÖ, der aufgrund tiefgreifender innerer Zerrissenheit die gemeinsame Stimme und die Bereitschaft und Fähigkeit zur Einigung fehlt."

Er wolle nun über Weihnachten über seine weiteren Schritte nachdenken. Diese müssten „wohldurchdacht" sein, betonte er gestern Abend in der ZiB 1.

Zur Person

Heinz-Christian Strache, geboren am 12. Juni 1969 in Wien, zwei Kinder aus erster Ehe, ein weiteres aus der jetzigen, verheiratet. Gelernter Zahntechniker. Ab 1991 Mitglied der Bezirksvertretung (Bezirksrat) von Wien-Landstraße, ab 1993 Bezirksparteiobmann der FPÖ Wien-Landstraße, 1996-2006: Wr. Landtags-Abgeordneter, 2004 Landesparteiobmann der FPÖ Wien, 2005-2019 FPÖ-Bundesparteiobmann, seit 2006 Klubobmann des FPÖ-Parlamentsklubs, Dezember 2017 bis Mai 2019 Vizekanzler.

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