Verkehr in Tirol

Neuer Anlauf für den Tschirganttunnel: Das sind die Reaktionen in Tirol

Verkehrsminister Norbert Hofer und Tirols Landeshauptmann Günther Platter bei einem Arbeitsgespräch in Wien.
© Götschober

Als Teil der Fernpass-Strategie sollen nun auch Vorbereitungen für den Tschirganttunnel beginnen. Dieser soll für eine Verkehrsentlastung am Mieminger Plateau und im Gurgeltal sorgen. Die Reaktionen in Tirol darauf sind gemischt.

Wien, Innsbruck - Mit den Plänen des Landes Tirol für eine Verkehrslösung am Fernpass wird auch der Tschirganttunnel im Oberland als Teil dieser Strategie wieder aktuell. Die Asfinag bereitet zurzeit Verkehrsuntersuchungen vor, um Daten und Grundlagen für neue Trassenplanungen zu sammeln. Das wurde nach einem Treffen von Verkehrsminister Norbert Hofer und Tirols Landeshauptmann Günther Platter in Wien bekannt.

„Unsere Ziele: mehr Sicherheit auf den Landesstraßen durch Entlastung der Orte am Mieminger Plateau bzw. Nassereith, verbesserte Erreichbarkeit des Bezirks Reutte und des Tiroler Zentralraums sowie Erhöhung der Lebensqualität der Anrainer im Gurgeltal“, so Hofer und Platter in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Seit den abgebrochenen Planungen zum Tschirganttunnel im Jahr 2011 hätten sich das Verkehrskehrsaufkommen und die Rahmenbedingungen grundlegend geändert. „Deswegen werden wir mit neuen Daten die Verkehrsentlastungen und Auswirkungen eines Tunnels durch das Tschirgantmassiv neu bewerten. Bei den Planungen zum Bau des Tunnels selbst geht es zurück an den Start – die eigentliche Trasse wird erst nach diesen aktuellen Erkenntnissen und unter Einbindung der Anrainergemeinden neu geplant,“ sagten die Asfinag-Geschäftsführer Stefan Siegele und Alexander Walcher.

Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig

Der Tschirganttunnel solle für mehr Verkehrsentlastung und Sicherheit sorgen, führe aber auch durch einen sensiblen Naturbereich. Deswegen sei auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung dafür notwendig. „Unabhängige Sachverständige der Behörde prüfen streng, in wie weit alle Schutzgüter durch den Tunnelbau beeinträchtigt werden. Dieses Verfahren nach den neusten und modernsten Sicherheits- und Umweltstandards stellt sicher, dass mögliche Umweltauswirkungen vermieden oder durch geeignete Maßnahmen ausgeglichen werden können. Wesentlich dabe eine deutlich spürbare Verkehrsentlastung für die Menschen im Gurgeltal und am Mieminger Plateau,“ so Hofer.

Platter: Keine neue Transit-Route durch Tirol

Landeshauptmann Platter stellte klar, dass es weder durch die Fernpassstrategie der Landesregierung noch durch den Tschirganttunnel der Asfinag zu einer neuen Transit-Route durch Tirol kommen soll: „Die 7,5-Tonnage-Beschränkung über den Fernpass ins Inntal wird halten, das bestätigen alle Gutachten. Das Außerfern, das Mieminger Plateau und das Gurgltal kämpfen seit Jahrzehnten mit einem massiven Verkehrsproblem, das sich zusehends verschärft. Ich bin sehr dankbar, dass Bundesminister Hofer und die Asfinag diesen Kampf mit uns gemeinsam aufnehmen.“

Grüne: Tschirganttunnel in „weiter Ferne“

Für die Tiroler Grünen rückt der Tschirganttunnel mit der Ankündigung, einen neuen Planungsanlauf zu starten, in „weite Ferne“. „Zurück zum Start heißt beim Tschirgant nichts anderes, als dass die Umsetzung dieses fragwürdigen Projektes noch viel weiter in den Sternen steht, als schon bisher“, argumentierte der Grüne Verkehrssprecher im Landtag Michael Mingler.

Die Grünen drängen darauf, die Ergebnisse der angekündigten Verkehrsuntersuchungen abzuwarten. Erst dann sollen auf der Fernpasstraße (B179) weitere Planungen bzw. Ausbaumaßnahmen folgen. Existierende Untersuchungen von 2014 zeigten, dass mit Tschirgant- und Scheiteltunnel 24 Prozent mehr Verkehr auf der Fernpassbundesstraße zu erwarten wäre. „Alleine der Tschirganttunnel würde aufgrund von Verkehrsverlagerung zu 13 Prozent mehr Verkehr führen“, so Mingler. Bei der Fernpassroute brauche es eine „gut abgestimmte Gesamtstrategie“. Zudem führte er ins Treffen, dass sich im Tschirgantmassiv die strategische Wasserreserve der Gemeinde Haiming befinde.

Mingler brachte sattdessen abermals die Vision eines Bahntunnels ins Spiel: „Im Gegensatz zum Tschirganttunnel, liegen beim Bahntunnel schon konkrete Trassenvorschläge vor. Hier sind die Planungen also bereits weiter. Warum sollten wir also nicht dieses Projekt ins Zentrum unserer Bemühungen rücken?“

NEOS fordern Gesamtkonzept

Die NEOS wiederum bezeichneten den Tschirganttunnel allein als „Stückwerk und nur halbe Lösung“. Vielmehr brauche es ein Gesamtkonzept für diese Region, forderte NEOS-Verkehrssprecher Andreas Leitgeb. Zu diesem zählte er unter anderem einen Tunnel von Reutte Süd zur Umfahrung Heiterwang, den Gartnerwandtunnel und von der Umfahrung Nassereith weg einen Tschirganttunnel in das Inntal.

Abwerzger: „Es geht trotz Grüne was weiter“

Erfreut zeigte sich Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger. „Ich möchte Infrastrukturminister Hofer ausdrücklich danken, dass er die Prüfung einer Trassenführung möglich gemacht hat.“ Jahrelang sei hier nichts Konkretes gemacht worden, um die Verkehrsbelastung der Bevölkerung zu minimieren. Abwerzger hofft, dass die Prüfung einer möglichen neuen Trasse des Tschirganttunnels mit Erfolg gekrönt sei. „Leider haben bis heute auch die Tiroler Grünen alle vernünftigen Maßnahmen zur Lösung des Fernpassproblems verhindert, da kann man heute nur sagen, es geht Gott sei Dank auch trotz Grüne in Tirol was weiter“, meint der FPÖ-Obmann.

Bürgermeister begrüßen Entscheidung

Auch die Bürgermeister der Gemeinden Imst, Tarrenz, Obsteig und Nassereith zeigten sich in einer gemeinsamen Aussendung erfreut über den neuen Anlauf für den Tschirganttunnel. „Nachdem man in den letzten Jahren durchaus manchmal den Glauben daran verlieren konnte, dass der Tschirganttunnel jemals realisiert wird, sind die heutigen eindeutigen Signale aus Wien mehr als erfreulich“, sagte der Imster Bürgermeister Stefan Weirather.

Für Rudolf Köll, Bürgermeister von Tarrenz, und Hermann Föger, Bürgermeister von Obsteig, sei der Bau des Tschirganttunnels alternativlos: „Der Verkehr hat mittlerweile ein Niveau erreicht, das einfach nicht mehr erträglich ist. Auch wenn es bis zur Umsetzung noch etliche Jahre dauern wird, ist der Tschirganttunnel das einzige Projekt, das für die Menschen in Tarrenz und Obsteig eine echte Verbesserung und damit wieder ein Mehr an Lebensqualität bringen würde.“

Unterstützung kommt auch von Nassereiths Bürgermeister Herbert Kröll. Wichtig sei für seine Gemeinde aber die parallele Umsetzung des Fernpass-Scheiteltunnels. „Ihre volle Wirkung entfalten beide Projekte erst in Kombination. Mit dem Fernpass-Scheiteltunnel wären viele Behinderungen und Sperren der Fernpass-Strecke in diesem Winter vermeidbar gewesen“, so Kröll. (TT.com)

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