Talschaftsfest in Osttirol: „In 25 Jahren Rückblick auf Erfolg“
Das erste Talschaftsfest im Tiroler Gail- bzw. im Kärntner Lesachtal stieß auf reges Interesse. Nicht nur Arbeitsgruppen haben Vorschläge für die Zukunft präsentiert, sondern auch Kinder und Jugendliche.
Von Daniela Agu
Lesachtal, Kartitsch, Obertilliach, Untertilliach –Vier Gemeinden wollen gemeinsame Sache machen. Länderübergreifend haben sich die Ortschaften Lesachtal, Untertilliach, Obertilliach und Kartitsch entschlossen, Schwächen in Stärken zu verwandeln. Mit vereinter Kraft wollen sie Projekte und Kooperationen initiieren sowie Fördergelder ins Tal bringen. Vizebürgermeister Johannes Obererlacher (Untertilliach), die Bürgermeister Johann Windbichler (Lesachtal), Matthias Scherer (Obertilliach) und Josef Außerlechner (Kartitsch) sind übereingekommen, zum regelmäßigen Austausch ein Talparlament zu gründen – die Tiroler Tageszeitung berichtete.
Als Startschuss diente das erste Talschaftsfest, welches am Samstag in der Ortschaft Lesachtal stattfand. Die gesamte Bevölkerung zwischen Kötschach und Tassenbach war dazu eingeladen. Johann Windbichler freute sich über das rege Interesse und schloss daraus, dass die neue Agenda für den gemeinsamen Lebensraum wichtig für die Bevölkerung sei. Matthias Scherer sprach von seiner Vision. „In 25 Jahren“, meinte er, „werden wir stolz auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit zurückblicken.“ Er hofft, dass die Bemühungen die Talflucht stoppen werden, dass die Jugend Perspektiven im Tal findet, die Landwirtschaft keine Nachwuchssorgen hat und der Lebensraum ein attraktiver wird.
Josef Außerlechner hielt in seiner Rede fest, dass es der Mithilfe aller bedarf, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Johannes Obererlacher erklärte, es seien schon viele Vorschläge gesammelt worden. Zur Koordination werde man einen Kooperationsmanager für drei Jahre engagieren, der mithelfen soll, die gesammelten Ideen zu strukturieren.
Thomas Kranebitter, Raumplaner aus Lienz, ist bis dahin noch in die Gestaltung eingebunden. Er hat Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gegeben, ihre Ideen für ihre Zukunft im Heimattal selbst zu präsentieren. Diese haben Plakate angefertigt, um ihre Vorstellungen und Wünsche sichtbar zu machen. Die Themen der Kinder reichten von Erhaltung der Kulturgüter über mehr Mobilität, Wertschätzung gegenüber der Landwirtschaft, Landschaftspflege, mehr Freizeitmöglichkeiten und Treffpunkte für Kinder bis hin zu Klimaschutz und Energiewende.
Währenddessen haben sich Experten aus dem Tal zu den Themen Soziales, Wirtschaft, Landwirtschaft und Tourismus Gedanken gemacht. Die gesammelten Vorschläge beinhalten vor allem sinnvolle Synergien, die Kosten sparen und Effizienz bringen. Alle sind sich einig, dass das Tal viel Potenzial aufweist, das nun zur vollen Entfaltung gebracht werden soll. Die geplanten Maßnahmen wurden der Bevölkerung schriftlich übergeben, wobei alle Interessenten Punkte für die Ideen vergeben können.
Mut machte der Universitätsprofessor Ernst Steinicke von der Uni Innsbruck in seinem Vortrag. Der Geograph hat 15 Jahre die Migration in den Alpentälern erforscht. Das Ergebnis seiner Untersuchungen zeigt, dass die Abwanderung aus strukturschwachen Regionen bereits einen Gegentrend aufweist. Es gibt eine neue Migration aus den Städten auf das Land, sowohl in Form von Zweitwohnsitzen als auch permanent. Unter den „Stadtflüchtlingen“ entscheiden sich doch einige, sich der Landwirtschaft zu widmen. Steinicke konnte beweisen, dass entsprechende Maßnahmen die Landflucht stoppen konnten. Dazu zeigte er Statistiken aus Frankreich und Italien. Als wichtigen Faktor konnte er auch die Kultivierung der Landschaft herausarbeiten.
Beim Talschaftsfest ebenfalls anwesend war eine 18-köpfige Studentengruppe der Technischen Universität Wien unter der Leitung von Universitätsprofessorin Sibylla Zech.