Landespolitik

Neues Tarifmodell bringt Pilotheime ins Schwitzen

Elisabeth Blanik (Obfrau Bezirksaltenheime): „Das neue, einheitliche Tagsatzmodell geht zu Lasten der Gemeinden. Da muss nachgebessert werden.“
© Thomas Boehm / TT

Nur gut ein Viertel wird das zweite Projektjahr mit neuem Kosten- und Tarifmodell positiv abschließen können. Adaptionen noch im Dezember?

Von Manfred Mitterwachauer

Innsbruck –Für Elisabeth Blanik ist die Lage glasklar: „Die neuen Tagsätze gehen zu Lasten der Gemeinden und Heime. Sie können damit nicht positiv wirtschaften.“ Blanik ist SPÖ-Bürgermeisterin von Lienz und Obfrau des Gemeindeverbands Bezirksaltenheime Lienz. Auch die vier Osttiroler Heime sind Teil des Pilotprojektes „Tagsatzkalkulation neu“ (Land, Gemeindeverband, Stadt Innsbruck, ARGE Altenheime). Wie berichtet, läuft dieses mit nunmehr 32 Heimen im zweiten Testjahr. Ziel ist ein einheitliches Kosten- und Tarifmodell für den Betrieb sowie die Sicherstellung vergleichbarer Qualitäts- und Leistungsstandards.

Bereits 2018 war Kritik an der Tagsatzgestaltung aufgeflammt. Mitte 2019 wurde deshalb die Ausdehnung des Modells auf alle 89 Wohn- und Pflegeheime auf das Jahr 2021 verschoben. Die ARGE hat nun Zahlen vorliegen, die bestätigen, dass im ersten Halbjahr 2019 über 50 Prozent der Heime mit diesen Tagsätzen negativ bilanzierten. Die Prognose bis Ende des Jahres schaut noch düsterer aus, wie ARGE-Obmann Robert Kaufmann bestätigt: „Nur ein Viertel wird positiv abschließen können.“ Schuld daran sei auch, so Kaufmann, dass das Land 2018 einseitig Tarif-Einschnitte vorgenommen habe. Wie es 2020 weitergehen soll? Kaufmann weiß das noch nicht.

Robert Kaufmann (ARGE Altenheime): „Es ist frustrierend: Der Großteil der Heime kann mit diesen Tagsätzen nicht kostendeckend arbeiten.“
© Thomas Boehm / TT

Kaufmann wie Blanik fordern das Land auf, die Tagsätze nachzujustieren. Weil der Personalkostenanteil viel zu niedrig eingerechnet sei. Kurios: Andererseits fordert das Land noch immer 800.000 Euro vom Lienzer Verband an zu viel bezahlten Tagsätzen für 2018 zurück. Ursprünglich sollten es gar 1,3 Mio. Euro gewesen sein. Weil der Verband laut neuem Leistungskatalog zu wenig Personal eingesetzt habe. Habe man nicht können, konterte Blanik stets mit Verweis auf die Personalknappheit im Pflegebereich. Die Leistung habe man trotzdem erbracht.

Auch ohne das neue Tagsatzmodell hätte man genug Baustellen, bestätigt Kaufmann das „eklatante“ Personalproblem. 250 Vollzeit-Pflegekräfte würden fehlen, tirolweit waren Ende Oktober 140 Pflegeplätze deshalb nicht zu belegen.

Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (VP) bestätigt auf TT-Anfrage, dass Land und GemNova bereits an einer neuen Tagsatzkalkulation arbeiten. Mitte Dezember sollen die Tarife für 2020 nach einer eingehenden Datenanalyse in einer Sitzung des Geschäftsführenden Ausschusses Pflege fixiert werden: „Das Ziel ist, dass ein Großteil der Heime damit positiv wirtschaften kann.“ Die Landesregierung müsse diese Tarife schlussendlich absegnen.

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