Kontroverse vor Wahl

Kritik an Kandidat aus Russland: Südkoreaner neuer Interpol-Chef

Alexander Prokoptschuk auf einer Archivaufnahme.
© imago stock&people

Der Südkoreaner Kim Jong-yang wird die internationale Polizeibehörde Interpol führen. Er setzte sich damit in der Wahl gegenüber dem Russen Alexander Prokoptschuk durch.

Dubai – Der Südkoreaner Kim Jong-yang wird neuer Präsident der internationalen Polizeibehörde Interpol. Wie Interpol am Mittwoch auf Twitter mitteilte, wurde der Südkoreaner in Dubai von den Delegierten der Mitgliedsländer für zwei Jahre in das Amt gewählt. Er setzte sich damit gegen den bisherigen Vize-Interpol-Chef Alexander Prokoptschuk aus Russland durch, der als Favorit für den Posten galt.

Kurz vor der Wahl hatte es Streit um den russischen Kandidaten gegeben. Moskau warf den Vereinigten Staaten am Dienstag vor, die Abstimmung beeinflussen zu wollen. „Die USA versuchen hier, sich in einen Wahlprozess einzumischen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag in Moskau. „Wie soll man das sonst nennen?“

Zuvor hatten mehrere US-Senatoren vor einer Wahl des russischen Kandidaten Alexander Prokoptschuk gewarnt. Sollte der 57-jährige Polizeigeneral an die Spitze des Exekutivkomitees treten, werde er die Organisation zugunsten der Kreml-Politik missbrauchen, hieß es in einem Brief an US-Präsident Donald Trump und die Interpol-Mitglieder. Prokoptschuk ist seit 2016 Vize-Präsident der Interpol.

Bisheriger Chef in China inhaftiert

Der bisherige Präsident, der Chinese Meng Hongwei, wurde im September in seiner Heimat festgenommen. Gegen ihn wird wegen des Verdachts ermittelt, „Bestechungsgelder angenommen“ zu haben und in illegale Aktivitäten verwickelt gewesen zu sein. Deshalb war die Wahl nötig geworden.

Die russische Personalie hatte auch in anderen Ländern Kritik ausgelöst. Die Ukraine drohte damit, die „Stilllegung ihrer Mitgliedschaft“ in Betracht ziehen. Innenminister Arsen Awakow bezeichnete eine mögliche Leitung der Organisation durch einen Russen als absurd. Sie widerspräche „Geist und Zielen der Organisation“.

Auch Litauens Parlament nannte dessen mögliche Wahl „einen enormen Schaden für den Ruf der Organisation und das Vertrauen in deren rechtliche Neutralität“. Die Abgeordneten drohten mit einem Austritt aus der 194 Staaten zählenden Polizeibehörde mit Sitz in Lyon.

Russland kritisiert „Politisierung“ von Interpol

Das russische Innenministerium nannte das Vorgehen der USA eine Kampagne, mit der nicht nur der Kandidat aus Moskau diskreditiert werde: „Darüber hinaus wird Interpol politisiert. Das ist unzulässig“, sagte die Behördensprecherin Irina Wolk der Agentur Interfax.

Die Interpol-Mitglieder tagen seit Sonntag in dem Golfemirat Dubai. Dabei wurde unter anderem die Bewerbung des von Serbien abgespaltenen Kosovos um eine Mitgliedschaft abgewiesen. Sie verfehlte die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit, wie die Organisation am Dienstag auf ihrer Internetseite bekanntgab. An der 87. Generalversammlung Interpols nehmen der Organisation zufolge knapp 1.000 Delegierte aus 173 Ländern teil. (TT.com/APA/dpa)

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