Treffen in Washington

Trump lobt „jungen Mann“ Kurz und sieht „großartige“ Beziehung

Nach dem Empfang im Weißen Haus trug sich Kurz im Roosevelt Room ins Gästebuch ein, ehe er sich mit Trump vor den Kamin ins Oval Office setzte.
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Der erste Besuch eines österreichischen Kanzlers im Weißen Haus seit 13 Jahren war von Harmonie geprägt. Was eine Lösung für den Handelsstreit mit der EU betrifft, äußerte sich der US-Präsident skeptisch.

Washington – US-Präsident Donald Trump hat Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) eine „großartige Beziehung“ versprochen. „Wir werden ein großartiges Treffen und eine großartige Beziehung haben, und unsere Länder haben eine großartige Beziehung“, sagte Trump am Mittwoch bei einem gemeinsamen Presseauftritt im Oval Office, dem Präsidentenbüro im Weißen Haus in Washington.

Trump hatte den Kanzler pünktlich um 13.45 Uhr Ortszeit am Eingang zum Westflügel des Präsidentensitzes willkommen geheißen. Kurz ist der erste österreichische Regierungschef seit über 13 Jahren, der einen US-Präsidenten in Washington trifft. Nach dem Empfang trug sich Kurz im Roosevelt Room ins Gästebuch ein, ehe er sich mit Trump vor den Kamin ins Oval Office setzte.

Trump und Kurz stellten sich rund sieben Minuten den Fragen der Presse. Dabei äußerte sich der US-Präsident zuversichtlich, was den kommende Woche bevorstehenden zweiten Gipfel mit dem nordkoreanischen Führer Kim Jong-un betrifft. „Vorsitzender Kim und ich haben eine sehr gute Beziehung, und ich wäre nicht überrascht, wenn etwas dabei herauskäme.“ In diesem Zusammenhang wiederholte er seine Vision, dass Nordkorea ein „riesiges Potenzial“ für wirtschaftliche Entwicklung habe.

Skeptischer äußerte sich Trump, was den Handelsstreit mit der EU betrifft. Diesbezüglich bekräftigte er, dass die US-Regierung höhere Importzölle für europäische Autos prüfe. Die Entscheidung darüber hänge davon ab, ob ein Handelsabkommen mit der EU erzielt werde. Kurz hatte vor der Visite betont, Handelsfragen ins Zentrum des Treffens stellen zu wollen. Dazu hatte er sich vor seiner Abreise auch mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker abgestimmt.

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Der US-Präsident beendete die Fragerunde etwas abrupt, als er von amerikanischen Journalisten zum früheren FBI-Vizechef Andrew McCabe befragt wurde. McCabe hatte dem Präsidenten vorgeworfen, das US-Justizsystem zu untergraben. Trump lancierte einen Frontalangriff auf seinen Kritiker und nannte ihn mit Blick auf den legendären früheren FBI-Chef „einen J. Edgar Hoover für Arme“.

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„Sie sind ein junger Mann, was ziemlich gut ist“

Für Kurz hatte der US-Präsident nur Lob übrig. „Ich muss Ihnen sagen, dass er eine sehr junge Führungspersönlichkeit ist. Sie sind ein junger Mann, was ziemlich gut ist“, sagte der US-Präsident, während er dem rechts neben ihm sitzenden Kanzler anerkennend auf den Unterarm klopfte. Kurz fügte daraufhin mit erhobenem Zeigefinger hinzu: „Aber das Problem mit dem Alter wird von Tag zu Tag besser.“

Trump sagte, dass es „ziemlich gute Handelsbeziehungen“ zwischen den USA und Österreich gebe, „und das ist es, worüber wir heute sprechen werden“. Kurz hatte in seinem Eingangsstatement Trump dafür gedankt, dass er die österreichische Delegation im Weißen Haus empfange. „Es ist mir und meiner Delegation eine Freude, hier sein zu dürfen“, sagte der ÖVP-Chef. „Österreich ist im Vergleich zu den USA ein kleines Land, aber ein schönes Land“, betonte er. Kurz wies darauf hin, dass sich Österreich „im Herzen der Europäischen Union“ befinde und es bei dem Treffen nicht nur um bilaterale Beziehungen gehe, sondern auch um jene zwischen den USA und der EU.

Treffen in hochrangiger Runde

Nach dem Vier-Augen-Gespräch im Präsidentenbüro sollte im nebenan gelegenen Cabinet Room noch ein Treffen in größerer Runde stattfinden. Teilnehmen sollten neben Trumps Stabschef Mick Mulvaney und seinen Topberatern John Bolton und Larry Kudlow auch Vizepräsident Mike Pence, Außenminister Mike Pompeo und Energieminister Rick Perry. Im Cabinet Room finden die Regierungssitzungen unter Trumps Vorsitz statt. Gegen 14.50 Uhr verließ die österreichische Delegation das Weiße Haus wieder.

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Kurz war von Oppositionskritik auf seinem Weg nach Washington begleitet worden. Von der APA dazu befragt, sagte der Kanzler nach seinem Eintreffen in Washington: „Es gibt sehr viele Themen, wo wir unterschiedlicher Meinung mit den USA sind und auch deshalb oder gerade deswegen sollte man Gespräche führen.“

Kurz in US-Medien als Migrations-Hardliner

Der Kanzler hatte vor seinem Abflug am Dienstagvormittag in Wien betont, dass ein Treffen mit dem US-Präsident „etwas Besonderes“ sei, er aber nicht nervös sei. In Anspielung auf den sprunghaften Charakter Trumps fügte er hinzu: „Auf einen Termin mit Donald Trump kann man sich nicht wirklich vorbereiten.“ Dieses Zitat wurde von US-Journalisten bereitwillig aufgegriffen. So verwendete ein Korrespondent des konservativen Fernsehsenders Fox News es als Abschluss für einen Aufsager aus dem Presseraum des Weißen Hauses. US-Medien hatten in ihrer Vorausberichterstattung Kurz als jüngsten Regierungschef der Welt, aber auch als Hardliner in der Migrationsfrage und Gegenspieler der deutschen Kanzlerin Angela Merkel porträtiert.

Am Dienstagabend (Ortszeit) war Kurz von US-Außenminister Mike Pompeo empfangen worden. Dabei ging es unter anderem um den Nahost-Konflikt. Wie Kurz den mitreisenden österreichischen Journalisten berichtete, sei es bei dem Diner im State Department um die Situation im Nahen Osten gegangen, „wo die USA wieder an einer Lösung arbeiten und wahrscheinlich noch in diesem Halbjahr einen Vorschlag präsentieren werden“. Kurz begrüßte die Aktivitäten der USA im Nahost-Konflikt. Es sei „immer positiv“, wenn diese einen Vorschlag präsentierten.

Abendessen mit Ivanka Trump und Jared Kushner

Vor dem Termin im Weißen Haus traf der Kanzler Vertreter jüdischer Organisationen wie den Direktor des American Jewish Committee (AJC), David Harris, und Rabbi Arthur Schneier. Am Abend war dann ein privates Essen im Haus von Trumps Tochter Ivanka und deren Ehemann Jared Kushner geplant, der sich seit Monaten mit der Suche nach Lösungen im Nahost-Konflikt beschäftigt. Am morgigen Donnerstag, dem letzten Tag der US-Reise, wollte Kurz noch den Spitzen der internationalen Finanzinstitutionen in Washington, Weltbank und Internationaler Währungsfonds (IWF) einen Besuch abstatten. (APA)

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