Konflikte

Iran setzt ausländischen Tanker fest: Crew verhaftet

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Das Schiff soll an „Ölschmuggel“ in Straße von Hormus beteiligt gewesen sein. 12 Crew-Mitglieder wurden verhaftet. Leichte Entspannung gibt es beim Streit um ein in Gibraltar festgehaltenes iranisches Schiff.

Teheran – Der Iran hat nach eigenen Angaben einen ausländischen Öltanker im Persischen Golf festgesetzt und die Besatzung festgenommen. Die Revolutionsgarden (IRGC) hätten den Tanker mit angeblich einer Million Liter geschmuggeltem Öl in der Nähe der Straße von Hormuz gestoppt und die zwölf ausländischen Crew-Mitglieder verhaftet, berichteten die IRGC am Donnerstag auf ihrem Webportal.

Das US-Außenministerium fordert vom Iran die umgehende Freigabe des gestoppten Öltankers. „Die USA verurteilen entschieden die wiederholten Schikanen gegen Schiffe durch das Marine Korps der Islamischen Revolutionsgarden“, hieß es in einer Antwort-Email des Ministeriums an Reuters. Die gesetzwidrigen Aktivitäten müssten sofort eingestellt werden.

Wie auf einem Video zu sehen ist, das das iranische Auslandsfernsehen Press TV zeigte, handelt es sich dabei um den Öltanker „Riah“, dessen Signal am vergangenen Wochenende plötzlich vor der iranischen Küste verschwand. Auf dem Video ist zu sehen, wie zwei Schnellboote die „Riah“ umkreisen. Nach Angaben der Webseite „Marine Traffic“ sendete der Öltanker zum letzten Mal am vergangenen Samstag seinen Standort südlich der iranischen Insel Keshm. Das Schiff wurde nach iranischen Angaben am Sonntag gestoppt.

Konflikt um eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten

Die Straße von Hormuz zählt zu den wichtigsten Schifffahrtsrouten weltweit. Bereits in der vergangenen Woche hatte ein Zwischenfall mit einem britischen Tanker international Besorgnis ausgelöst. Britischen Angaben zufolge hatten dort drei iranische Boote versucht, ein britisches Handelsschiff an der Durchfahrt der Meerenge zu hindern. Eine Fregatte zwang sie jedoch zum Abdrehen. Teheran bestritt, in den Vorfall verwickelt zu sein. Seit Mai war es mehrfach zu Sabotageakten und Explosionen bei Öltankern in der Gegend gekommen.

Wem der mit 68 Metern Länge relativ kleine Öltanker derzeit gehört, ist unklar. Die „Riah“ fährt unter der Flagge Panamas. Die Webseite „Marine Traffic“ nennt als Eigentümer eine Firma aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), einem der regionalen Gegenspieler des Irans. Eine Sprecherin des Unternehmens sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass der Tanker bereits im vergangenen Jahr an eine andere Firma aus den VAE weiterverkauft worden sei, die ihrerseits das Schiff nach kurzer Zeit ebenfalls weiterverkauft haben will. Wie brisant der Fall ist, zeigte sich auch daran, dass die staatliche Nachrichtenagentur WAM berichtete, dass das Schiff weder von den Vereinigten Arabischen Emiraten betrieben werde, noch einer Firma in den VAE gehöre.

Iran wirft Besatzung Ölschmuggel vor

Der Iran wirft der Besatzung vor, illegal Öl geschmuggelt zu haben. Der Einsatz sei im Einklang mit dem Kampf des Irans gegen Ölschmuggel im Persischen Golf erfolgt und im Vorfeld mit den zuständigen Behörden und der Justiz koordiniert worden, teilten die Revolutionsgarden mit. Der Tanker habe das geschmuggelte Öl südlich der iranischen Insel Lark von hiesigen Booten erhalten und es an ein anderes Schiff außerhalb der iranischen Gewässer liefern wollen, so die Revolutionsgarden.

Der Ölschmuggel ist ein lukratives Geschäft in der südiranischen Provinz Hormuzgan. Über die Straße von Hormuz werden immer wieder Öl und Benzin, die im Iran relativ billig sind, von iranischen Booten entweder direkt in die Nachbarstaaten geschmuggelt, oder an andere Boote oder auch Öltanker außerhalb der iranischen Gewässer geliefert.

USA bastelt an Initiative

Unterdessen treiben die USA ihre Initiative zum Schutz von Handelsschiffen im Persischen Golf voran. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur warben US-Vertreter in dieser Woche in Brüssel bei NATO-Partnern um Unterstützung für das Projekt und informierten über den aktuellen Planungsstand. Demnach soll es vor allem darum gehen, über eine erhöhte Militärpräsenz in der Region eine bessere Überwachung der Straße von Hormuz zu ermöglichen. Die USA machen für die Sabotageakte, die es in den vergangenen Wochen in der Region gegeben hatte, den Iran verantwortlich.

Eine mögliche Beteiligung an der US-Initiative zum Schutz von Handelsschiffen haben nach Angaben aus NATO-Kreisen bisher nur Staaten wie die Niederlande, Dänemark und Norwegen angedeutet. Skeptisch sind demnach Länder wie Frankreich, die Türkei, aber auch Deutschland. Wie aus Bündniskreisen verlautet wurde, fürchten mehrere Länder, dass eine erhöhte Präsenz von Kriegsschiffen im Persischen Golf auch das Risiko einer militärischen Auseinandersetzung erhöhen könnte.

Konferenz in Bahrain

Wie mit der Situation umgegangen werden kann, soll demnächst auf einer Konferenz in Bahrain besprochen werden. Das Außenministerium des Golf-Staates bestätigte am Donnerstag, dass das Königreich zusammen mit den USA und Polen eine internationale Konferenz für Luft- und maritime Sicherheit im Persischen Golf abhalten werde. Mehr als 60 Länder sollen dazu eingeladen werden. Das Außenministerium warf ebenfalls dem Iran vor, die Sicherheit und Stabilität in der Region zu gefährden.

Die Konferenz gilt als Fortsetzung eines ähnlichen Treffens, das im Februar in Warschau stattgefunden hatte. Die Konferenz war umstritten, Gegner sprachen von einem „Anti-Iran-Treffen“. Vertreter aus Teheran waren nicht eingeladen worden. (APA, AFP, Reuters,dpa)

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