Bundesliga

Was Wacker-Abstieg und Nicht-Aufstieg von Wattens für Tirol bedeuten

Es könnte schwer werden, aufstrebende Talente wie Matthäus Taferner für Tirol zu begeistern.
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Der FC Wacker Innsbruck steht mit einem Fuß in Liga zwei, die WSG Wattens ist einen Schritt hinter Ried. Aus Tiroler Sicht droht ein Bundesliga-Vakuum.

Von Florian Madl

Wien – Weder Wattens noch der FC Wacker baden augenblicklich im Selbstvertrauen, die Darbietung am Spielfeld spiegelt das löchrige Nervenkostüm wider. Da werden Kurzpässe zu Herausforderungen, zu viel hängt an wenigen Spielsituationen. Wenn Wattens nicht aufsteigt und der FC Wacker nach unten muss – was wäre die Konsequenz daraus?

1. Vision: Auch ohne Vereinsbrille hieße eine Saison ohne Erstliga-Fußball in Tirol Abschied von großen Visionen für Junge. Erst kürzlich machten sich drei Talente des Jahrgangs 2005 in Richtung Salzburg (Red Bull) und Wien (Rapid) auf.

2. Image: Die politisch Verantwortlichen Tirols bzw. die öffentlichen Unternehmen sehen sich eher in der Rolle des Gönners als in der des Sponsors. Und mangels privater Geldgeber trägt sich der FC Wacker mit der Rolle des „Fördervereins“. Liga zwei wird nicht-öffentliche Sponsoren kaum motivieren.

3. Ziele: An Trainigszentren einen Gedanken zu verschwenden, fällt schon jetzt schwer, zumal das Geld an allen Ecken und Enden fehlt. Und so einmalig die Gelegenheit auch sein mag, in Mieming eine nachhaltige Wacker-Heimstätte zu schaffen, so unwahrscheinlich erscheint ein Unterfangen, das acht bis zehn Millionen Euro verschlingt.

4. Fohlen: „Um die zweite Mannschaft wäre es ewig schade“, trauert Tirols Fußballverbandspräsident Josef Geisler im Fall eines Abstiegs der Plattform in Liga zwei nach. Beim Derbysieg über Wattens standen nicht weniger als sieben Akademie-Spieler in der Startformation, das schmerzt Nachwuchsleiter Roland Kirchler: „Das wäre langfristig betrachtet fast das Schlimmste.“

5. Akademie: Die Nachwuchsschmiede wäre vom Wacker-Abstieg bzw. Wattens-Nichtaufstieg unbeeinträchtigt. Grund: Sie ist in den Tiroler Verband eingegliedert, einzig um die Abschlagszahlung eines Erstligisten würden die TFV-Verantwortlichen umfallen.

6. Budget: Der Fernsehvertrag der Bundesliga beschert dem FC Wacker in Liga eins je nach Österreicher-Anteil im Spielbetrieb in etwa 1,5 Mio. Euro. Ein Viertel des Budgets immerhin – was im Falle des Abstiegs auf 250.000 Euro Solidarabgabe schrumpfen würde. Entsprechend würde das für die Kampfmannschaft zur Verfügung stehende Budget nach unten gehen, denn die Fixkosten in Liga zwei (Tivoli) bleiben dieselben.

7. TV-Oberfläche: Statt Live-Spielen und Zusammenfassungen muss sich ein Zweitligist auf Streams und einige wenige TV-Spiele beschränken, das Interesse sinkt angesichts von Gegnern wie Austria Klagenfurt und FAC. Punkt 2 kommt zum Tragen.

8. Weiterentwicklung: Von einer Vision 2020, vom europäischen Wettbewerb war beim Amtsantritt von Manager Alfred Hörtnagl die Rede. Perspektivspieler fanden den Weg nach Tirol und wurden teuer wiederverkauft, doch irgendwann wird auch das Image des Traditionsvereins nicht mehr zur Attraktivität beitragen. Und das wählerische Tiroler Publikum wendete sich schon in der laufenden Saison vom FC Wacker ab.

9. Anschluss: Altach, Wolfsberg, Mattersburg, möglicherweise Hartberg – scheinbar unbedeutende Adressen, die den FC Wacker nicht nur sportlich (Infrastruktur!) längst überflügelt haben. Und in Liga zwei fällt es schwer, den Anschluss zu halten.

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