Bundesliga

Um Wacker muss man sich Sorgen machen: „Beinharter Überlebenskampf“

Bei Thomas Grumser und dem FC Wacker Innsbruck ist Aufbauarbeit notwendig. Was die Zukunft bringt, werden die kommenden Tage zeigen.
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„Wir müssen uns vielleicht radikal umpositionieren“, sagte Gerhard Stocker unmittelbar nach dem Bundesliga-Abstieg. Auch der Wacker-Präsident selbst gab kein Bekenntnis für einen langfristigen Verbleib ab.

Innsbruck — Um Wacker Innsbruck muss man sich Sorgen machen. Unmittelbar nach dem Aufstieg müssen die Tiroler wieder den schweren Gang in die 2. Liga antreten. Statt sich kontinuierlich nach oben zu entwickeln, ist man am harten Boden der Realität aufgeschlagen. Zahlreiche Personalfragen sind ungeklärt, auch Clubchef Gerhard Stocker gab am Samstag kein Bekenntnis für einen langfristigen Verbleib ab.

Seine Amtszeit könnte dieses Jahr enden, da im November oder Anfang Dezember eine Generalversammlung mit Neuwahl stattfindet. „Es hängt davon ab, was sich in den nächsten Wochen tut, ob ich dann bereit bin da mitzumachen oder nicht", sagte Stocker im Sky-Interview. Die Zukunftsaussichten des Clubs konnte der auch als Aufsichtsratsvorsitzender der Bundesliga tätige Funktionärs-Routinier nach Schlusspfiff noch nicht beurteilen. „Wir haben immer gesagt, wir laden ein mitzutun, wir haben aber derzeit sehr wenige Zusagen, dass man echt mittut, um langfristig Profi-Fußball spielen zu können in Innsbruck", gab Stocker Einblick.

Wacker nicht verantwortlich für Profi-Fußball in Tirol

Auch deshalb müsse man Änderungen andenken. „Wir müssen uns vielleicht radikal umpositionieren, dass Wacker nicht mehr sozusagen verantwortlich ist für den Profi-Fußball in Tirol", meinte Stocker. Es könne einfach nicht von ihm selbst alleine abhängig sein, dass der Profi-Fußball im „Heiligen Land" eine gute Zukunft habe, monierte er.

Die fehlende Unterstützung von außen führte auch Sportdirektor Alfred Hörtnagl als Mitgrund für den Abstieg an. „Wir haben es nicht geschafft, die Entscheidungsträger in Tirol wirklich hinter die Idee und Ausrichtung des Vereins zu bringen. Wir waren auf uns alleine gestellt", sagte der 52-Jährige. Auch deshalb musste man finanziell in den letzten Jahren jeden Euro zweimal umdrehen. Der Erhalt der Lizenz war alles andere als selbstverständlich. „Es war ein beinharter Überlebenskampf. Eigentlich ist es unter diesen Rahmenbedingungen in der Bundesliga fast unmöglich zu reüssieren", sprach Hörtnagl Klartext.

Hörtnagl: Zielsetzung nicht erreicht

Der Tiroler hätte sich seine Tätigkeit bei Wacker ganz anders vorgestellt. Bei seinem Amtsantritt im Juli 2015 hatte er noch als Ziel ausgegeben, 2020 um die internationalen Plätze mitspielen zu wollen. „Für mich heißt es, dass wir die Zielsetzung nicht erreicht haben, dass es für alle Beteiligten viel schwieriger geworden ist, als wir uns das vorgestellt haben", so der Ex-Sportchef von Rapid. Transfererlöse waren für das Budget „fast im Sechs-Monats-Rhythmus" nötig. Vergangenen Sommer verlor man Florian Jamnig an den LASK, im Winter wurden mit Dominik Baumgartner und Albert Vallci gleich zwei Defensivstützen abgegeben. „Ohne Transfererlöse hätte es den Verein schon seit längerem in der Form nicht mehr gegeben. Die Verkäufe, die wir tätigen mussten, sind natürlich auf Kosten der Qualität über die Bühne gegangen", so Hörtnagl.

Die Tiroler waren dadurch auch gezwungen, vermehrt auf den eigenen Nachwuchs zu setzen. Der 18-jährige Matthäus Taferner, der im Frühjahr mehr als eine Talentprobe abgab, hat gezeigt, dass das der richtige Weg ist. Umso bitterer ist, dass durch den Abstieg der Tiroler auch ihre gut funktionierende zweite Mannschaft nun aus der 2. Liga in die vierte Leistungsstufe absteigen muss. „Diese Struktur war für uns essenziell wichtig, das bricht jetzt eigentlich alles zusammen", sagte Hörtnagl. Das tat auch Stocker besonders leid. „Das Konzept, das wir heuer begonnen hätten, hat einen herben Rückschlag erlitten", so Wackers Clubchef.

Humor ist, wenn man trotzdem lacht: "De Saison war a bsoffene Gschicht", stellten die Wacker-Fans fest.
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Unterkriegen lassen will er sich davon aber nicht. „Ich gehe davon aus, dass in den nächsten zwei, drei Wochen schon ein Ruck durch Tirol geht und man sagt: ?Na Moment, das was die gemacht haben, das hätte schon einen guten Kern, da kann man schon aufbauen'", schilderte Stocker. Viele der jungen Spieler sind mit mittelfristigen Verträgen ausgestattet, Wacker steht für kommende Saison also nicht ohne Kicker da. „Dadurch ist sportlich schon eine Basis da", so Hörtnagl. Ändern wird sich aber einiges. „Viele Spieler werden nicht mehr bereit sein, in der 2. Liga zu spielen, das ist für uns wie es derzeit aussieht auch nicht finanzierbar", gab der Wacker-Sportchef Einblick.

General Manager lässt Zukunft offen

Sein Verbleib ist ungewiss. Der schon 2004/05 bei Wacker Tirol als Sportlicher Leiter tätig gewesene Hörtnagl will zu erst einmal vom Verein erfahren, ob sein Weiterarbeiten erwünscht ist. „Zum Zweiten muss man sich anschauen, wie eine sinnvolle Ausrichtung des Clubs für die Zukunft ausschaut, ob Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden können, bei denen es sich lohnt weiterzuarbeiten", so Hörtnagl.

Wacker stieg bereits zum vierten Mal in der Bundesliga-Geschichte ab, alleine dreimal (zuvor 2008 und 2014) passierte es in diesem Jahrtausend. Erstmals seit Vorwärts Steyr 1998/99 muss ein Aufsteiger gleich wieder absteigen. „Es nützt nichts, die Welt dreht sich weiter. Wir werden uns nach der Decke strecken und natürlich weitermachen", denkt Stocker nicht ans Aufgeben. (APA)

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