Radsport

Nach der Rad-WM ist leider vor der Rad-WM

Die Begeisterung war da, die Nachhaltigkeit fehlt.
© gepa pranter

Mit der Tour of the Alps kehrte der Profi-Radzirkus sieben Monate nach der WM nach Tirol zurück. Eine Bestandsaufnahme.

Von Florian Madl

Innsbruck –Sportveranstaltungen laufen in Tirol stets nach demselben Muster ab: Erst bewirbt man sich mit einem Schmalspurbudget, nach dem Event-Zuschlag wird mit der Politik um eine Erhöhung gefeilscht, schließlich zieht man die Veranstaltung mit einem weiteren Zuschuss der öffentlichen Hand durch. Und dann war’s ja doch nicht so schlecht, wie die Bevölkerung befürchtet, vermutet und im Lager der Gegner wohl auch gehofft hatte.

Die Kletter-WM 2018 passt­e nicht in dieses Schema, die Straßenrad-WM (22.–30. September) dagegen umso mehr. Nach dem Budgetstreit zu Beginn, unnützen Grabenkämpfen zwischen Veranstalter und Österreichischem Radsportverband, nach Problemen in der öffentlichen Kommunikation und der unzureichenden Sponsor­akquise (13 Mio. Euro Budget) spielten bei den WM-Rennen schließlich all­e Faktoren zusammen: das Wetter schön, die Zuschauerzahl geschönt (600.000 – aber sicher nicht viel weniger), eine Tiroler Goldmedaille (Laur­a Stigger !) und organisatorisch kann man hier ohnehin keinem etwas vormachen. Das Thema Geld kam seither nicht mehr auf den Tisch, das Them­a Nachhaltigkeit allerdings auch nicht. Das verunsichert, Bedarf würde sich zur Genüge ergeben. Im Tiroler Radkonzept ist von 35 Millionen Euro die Rede, die seit den 70ern ins heimische Wegenetz investiert worden seien. Das würde zur Alltagsmobilität beitragen und hehre Ziele wie Klimaschutz und „Tirol 2050 energieautonom“ unterstützen. Alles Schlagwörter, um die beträchtlichen WM-Summen der öffentlichen Hand zur rechtfertigen. Doch bis auf bruchstückhaftes Erweitern der Routen ergab sich noch nichts Nennenswertes, um in der Tiroler Rad-WM einen Entwicklungshelfer erkennen zu können. „Ich hätte mir erwartet, dass mehr von der Rad-WM bleibt“, gestand auch WM-Teilnehmer Patrick Gamper (Tirol Cycling Team). Begeisterung sei zumindest da gewesen. Möglicherweis­e hätte man den Ball flacher spielen sollen, doch das gelang schon bei der Fußball-EURO 2008 nicht. Im selben Jahr stieg der FC Wacker ab, sechs Jahre später noch einmal, und heuer droht das gleiche Schicksal. Tirol wird kein Radsport-Hotspot, aber ein wenig mehr als Begeisterung hätte es schon sein dürfen.

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