Sport in Tirol

17 Mädchen schrieben im Zillertal Fußball-Geschichte

Fußballerinnen von vier Vereinen schlossen sich im Juli zur SPG Hinteres Zillertal zusammen.
© SV Hippach

Ein Fußball-Mädchenteam aus dem Zillertal spielt in der Meisterschaft der Burschen mit.

Von Daniel Lenninger

Hippach — Sie jagen leidenschaftlich dem runden Leder hinterher und sagen den in Überzahl agierenden Burschen den Kampf an. Wer hierzulande Fußballspiele von Nachwuchsmannschaften verfolgt, dem stechen hie und da auch einige Kickerinnen ins Auge. Dass Mädchen überhaupt bei den Jungs mitwirken, liegt in der Natur der Sache. Spielerinnen sind im Tiroler Fußballgeschehen nämlich die absolute Ausnahme. Eine Momentaufnahme, die sich ändern soll.

Ein kürzlich im Zillertal gegründetes Mädchen-Team könnte dahingehend einen wichtigen Impuls stiften. Zwar konnten in Tirol bereits im Jahr 2005 unter der damaligen Frauenreferentin Anneliese Martin Nachwuchs-Mädchenteams installiert werden, die Integration der Mädls in einen Bewerb, in dem ansonsten nur Buben-Teams spielen, stellt allerdings ein Novum dar.

Um gemeinsam die Fahnen der SPG Hinteres Zillertal hochzuhalten, schlossen sich Mädchen im Alter zwischen neun und elf Jahren von gleich vier Vereinen (Hippach, Finkenberg/Tux, Zell, Aschau) zusammen. Mit dieser Premiere wurde Geschichte geschrieben. Eine, der — geht es nach der Frauenreferentin des Tiroler Fußballverbandes — noch weitere Kapitel folgen sollen. „Dieses Projekt ist erst der Anfang", lässt Jennifer Giebl ausrichten: „Wir haben einiges vor." Als Trainerin des Frauen-Tirolligisten SVI ist sie über einen fehlenden Unterbau im heimischen Frauen-Fußball im Bilde. „Wir müssen die Basis breiter gestalten", fordert eine, die durch ihre bayerische Heimat auch einen Kontakt zur deutlich weiter entwickelten Situation im nördlichen Nachbarland hält. Da könne man sich jedenfalls „einiges abschauen".

Ein gutes Beispiel wollen auch die Kickerinnen im Zillertal abgeben. In Gruppe drei der U10 trifft die SPG Hinteres Zillertal ausschließlich auf Buben-Mannschaften — und erstarrte dort bisher nicht wie das Kaninchen vor der Schlange. Nach zwei Niederlagen zum Meisterschaftsauftakt klappte es am vergangenen Samstag mit dem ersten Sieg. „Spielerisch können die Mädls auf jeden Fall mithalten", zieht Hippach-Nachwuchsleiter Alexander Anfang, der seine eigene Idee umsetzte, ein positives Zwischenfazit.

„Wenn die Mädls mit 12 oder 13 Jahren noch bei den Burschen spielen, dann beenden viele ihre Karriere", teilt Anfang seine Erfahrungen mit. Entschlossener Nachsatz: „Genau das wollen wir verhindern." Ab dem vollendeten 14. Lebensjahr dürfen die Fußballerinnen in der Frauen-Kampfmannschaft zum Einsatz kommen. „Sie kämpfen wie die Löwinnen", hat das Team auch das Herz seines Trainers Gerhard Böhmer im Sturm erobert.

Inspiriert das Projekt auch andere Klubs, erhoffen sich die Verantwortlichen die Wiedereinführung einer eigenen Mädchen-Liga, wie sie bereits damals unter der ehemaligen Frauenreferentin Anneliese Martin ins Leben gerufen worden war. Aktuell erscheint dieses Szenario noch weit entfernt, aber der erste Schritt wurde gesetzt — und zwar von 17 Mädchen im Zillertal.

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