Seefeld 2019

Nur 1700 Fans am Bergisel: „Einer WM nicht würdig“

Nur wenige Besucher verirrten sich auf den Bergisel zum Kombi-Springen und zur Skisprung-Qualifikation.
© gepa

Die Ansprüche waren selbst bei einem WM-Bewerb unter der Woche höhere. Gerade 1700 Fans verirrten sich am Freitag auf den Bergisel, Pannen ergänzten das traurige Bild.

Von David Zennebe und Peter Nindler

Innsbruck – Am Fuße des Bergisel deutet wenig darauf hin, dass hier demnächst ein Bewerb der Nordischen Skiweltmeisterschaften stattfindet. Wie auch – 1700 Fans in Innsbruck werden der Begeisterung am eigentlichen WM-Schauplatz Seefeld nicht gerecht. Und Gäste orten auch organisatorische Mängel im Umfeld der Anlage: „Die Beschilderung ist echt schlecht. Das ist einer WM nicht würdig“, ärgert sich ein Besucher aus Fieberbrunn.

Was das Bild abrundet? Ein Bildausfall der Vidiwall im Stadion. Erlebte man erst vor wenigen Wochen begeisterte Fans, die ein tolles Tourneespringen bejubelt hatten, so sieht man sich diesmal mit Provinz-Flair konfrontiert. Talwärts spazierende Fans berichten von mäßiger Stimmung und spärlichem Zuschauerinteress­e, Leute wie Petra (65) und Eberhard (65) aus Leipzig bemängelten zusätzlich das Transportsystem: „In Seefeld wurde uns versichert, dass ein Shuttlebus Richtung Bergisel fährt. Das stellte sich jedoch als Fehl­information heraus.“

Was also soll man vom überdimensionalen Spruchband am Rande des Schanzentischs halten, auf dem „Welcome to Innsbruck“ prangt? Zumindest ein Plakat, würden wohl jene sagen, die das bescheidene Szenario in der Stadt erlebten. Eine Schnitzeljagd liefert mehr Aufschlüsse über den Weg zum Stadion und die Tatsache, dass hier die Weltbesten im Einsatz sind.

Die polnischen Fans machten schon Stimmung für Kamil Stoch und Co.
© Foto TT / Rudy De Moor

„Die Stimmung war nicht so wie bei der Tournee“, weiß auch Alfons Schranz, der Organisationsleiter. An ihm und seinem 190-köpfigen Team, das teils seit Wochen im WM-Einsatz ist, liegt es jedenfalls nicht. Unermüdlich kurbelte man im Hintergrund, um den durch die Sonneneinstrahlung gezeichneten Auslauf zu präparieren, freie Tage gab es keine.

Österreichs Skiverbandspräsident Peter Schröcksnadel sah beim ÖSV jedenfalls keine Schuld: „Was in Innsbruck an Werbematerial hängt, wurde von uns finanziert. Die Unterstützung der Stadt war allerdings mäßig.“ Den Eindruck wird man bis heute nicht los. Und als wenig später die letzten Fan-Gruppen Richtung Zentrum marschieren, scheint es, als habe nichts stattgefunden. ÖSV-Präsident Schröcksnadel will das nicht überbewertet wissen: „Es war klar, dass ein Kombinationsspringen an einem Wochentag nicht die Massen anlockt. Am Wochenende werden es sicherlich viel mehr Leute werden.“ Sein Wort in den Ohren der Fans. Derzeit scheint es, als sei die 10.000er-Marke die Schallmauer für Samstag, bei der Tournee waren es vor sechs Wochen noch 17.200. Ein Paradigmenwechsel.

In Innsbruck ist derweil die Debatte über die schlechte Bewerbung voll entbrannt. Der Stadtsenat hat sich am Donnerstag damit beschäftigt, zwischen der Landeshauptstadt und Seefeld kriselt es. Vizebürgermeister und Tourismusreferent Franz Gruber (VP) teilt den Befund von Bürgermeister Georg Willi (Grüne) „an der dürftigen Publicity der Nordischen WM in Innsbruck“. Gruber fragt sich allerdings, wer hierfür verantwortlich ist. „Für meinen Bereich, den Tourismus, kann ich jedenfalls vor allem dank der Initiativen des Tourismusverbandes festhalten, dass alles rundläuft.“ Im Marketing und medial punkte man mit den WM-Entscheidungen am Bergisel international sehr gut. „Auch die Buchungslage für die Hotellerie passt bestens.“

Scharfe Kritik übt hingegen FPÖ-Stadtrat Rudi Federspiel. Die einstige Olympiastadt habe die Nordische Ski-WM total verschlafen. „Fakt ist, dass kaum jemand weiß, dass die Sprungbewerbe auf der Berg­iselschanze stattfinden. Da hätte man mehr Werbung machen müssen.“ U. a. hätten nur die Nordischen Ski-WM-Banner und -Fahnen gehisst werden müssen.

Verwandte Themen