Lichtermeer für Lama: Als David „verdammt stolz“ gewesen wäre
Die Gedenkfeier für David Lama in der Axamer Lizum bewegte in der Nacht auf Samstag die Herzen und erinnerte an einen, der es zeit seines Lebens eilig hatte.
Von Max Ischia
Axamer Lizum – Wie ein dunkler Schleier legte sich die Nacht über die Axamer Lizum, doch der Hoadl trotzte ihr an diesem Freitagabend mit einem prächtigen Lichtermeer. 1500 Menschen – Familie, Freunde, Weggefährten – entzündeten unter Piano- und Streicherklängen des britischen Komponisten Okiem Hunderte Fackeln. Eine Lichterkette leuchtete bis auf die Hochtennspitze, einer von Davids Lieblingsgipfeln in seinen so geliebten Kalkkögeln.
Lamas Eltern Claudia und Rinzi bedankten sich für die „überwältigende Anteilnahme“ an der gleichermaßen stimmigen wie stimmungsvollen Gedenkfeier. „Es hätte nicht schöner und für ihn passender sein können.“ Auch oder insbesondere, als auch Feuerschalen für die ebenfalls Mitte April bei einen Lawinenunglück in Kanada verunglückten Hansjörg Auer und Jess Roskelley entzündet wurden.
In berührenden Ansprachen erinnerten sein väterlicher Freund und jahrelanger Trainer Reini Scherer, US-Alpinist Conrad Anker, Freund und Manager Florian Klingler und Bergsteigerlegende Peter Habeler an einen, der so gar nicht in eine Schublade passte. Lama war einer wie keiner. Einer, der schon als Sechsjähriger hoch hinaus wollte, mit zehn seine erste 8a-Route kletterte und im Teenager-Alter reihenweise Titel und Rekorde einheimste und nebenbei die Schule schmiss – schließlich galt es auch noch die Berge zu entdecken. Aus dem Wunderkind der Weltcupwände wurde ein begnadeter Big-Wall-Kletterer und rasch ein Expeditionsbergsteiger, der immer wieder neue Erfolgskapitel aufschlug. „Er wollte nie Zeit verlieren. So als hätte er schon früh gespürt, dass er sich beeilen muss“, sprach Reini Scherer mit brüchiger Stimme. Und Peter Habeler, der Lama ob seiner „Durchschlagskraft, Achtsamkeit, Bescheidenheit und Cleverness“ adelte, war sich sicher, dass „David, Hansjörg und Jess jetzt da oben auf Wolke sieben sitzen“.
Während Lamas Asche nach buddhistischer Sherpa-Kultur in Nepal beigesetzt wurde, erinnert seit der Vorwoche eine kleine Gedenkstätte im elterlichen Garten in Götzens an ihn. Expeditionskollege Peter Ortner war dafür mit einem 300 kg schweren Stein aus dem Virgental angerückt. Nur blöd, dass das Monstrum mit der Form einer Tischplatte nicht durch die Eingangstür passte. Langer Rede kurzer Sinn: Familie und Freunde grübelten, schwitzen, verzweifelten (zwischenzeitlich) und schafften es letztlich in mühevoller Zentimeterarbeit doch irgendwie, den Stein durch die Wohnung in den Garten zu transportieren. Mit Blick auf Davids Fotos an den Wänden waren sich alle einig: „Der David lacht sich gerade kaputt. Er wäre aber auch verdammt stolz, dass wir es doch geschafft haben.“