Projekte in der Warteschleife: Österreichs Sport liegt auf Eis
Sport ist ein Tagesgeschäft, Politik noch viel mehr. Österreichs Ministerium für Bewegung steht nach dem Strache-Abgang wieder am Scheideweg, was ein Jahr vor Sommer-Olympia in Tokio Fragen aufwirft.
Von Florian Madl
Innsbruck –„Es ist ein anderes Gefühl, wenn du für einen Minister arbeitest, der nicht gewählt werden will“, befand der Tiroler Philipp Trattner, Sektionschef im Sportministerium, zum neuen politisch Ressortverantwortlichen Eduard Müller. Seit 3. Juni ist der Burgenländer in der Expertenregierung neben den Finanzen und dem öffentlichen Dienst mit dem Thema Sport betraut, er folgte darin Heinz-Christian Strache.
Zu Trattner pilgern Österreichs Sportverbände, wenn es um Unterstützung geht, derzeit heißt es zumeist Abwarten. Nach dem Abgang von Heinz-Christian Strache herrschte mancherorts Aufatmen, in der heimischen Sportwelt trauern dem Wiener indes einige nach: „Seine politische Rolle kommentiere ich nicht. Aber er hat sich um den Sport mehr gekümmert als manche Vorgänger“, meint etwa Peter Mennel, Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Komitees. Der Vorarlberger hat vor der anstehenden Nationalratswahl die Angst, „dass der Sport am Schluss wieder einem Minister umgehängt wird“.
Daran glaubt Sektionschef Trattner nicht: „Ein eigenes Sportministerium wird es zwar nicht geben. Das Ressort bekommt aber wohl ein Staatssekretariat oder landet beim Vizekanzler.“
Augenblicklich scheinen allerhand Projekte in der Warteschleife. Ein Beispiel: Das Wintersport-Technologie-Zentrum für Rodler und Skifahrer, das 2018 und 2019 als Pilotprojekt lief, sollte ab 1. Jänner 2020 schließlich als Kapitalgesellschaft seinen Betrieb aufnehmen. „Das verschiebt sich nach hinten, im Moment sind wir in der Warteschleife“, meint Rodelverbandspräsident Markus Prock zum Unternehmen, das seitens der Schlittenfraktion die Doppel-Olympiasieger Andreas und Wolfgang Linger betreuen. Eine Alternative dazu gebe es nicht: „Wenn wir im österreichischen Sport weiterkommen wollen, dann führt daran kein Weg vorbei.“
Auf Eis sind andere Vorhaben wie das Bestreben Straches, ein Nationalstadion (Fußball) anstelle der Happel-Arena zu errichten. Neue Projekte hätten augenblicklich keinen Platz, bestehende Projekte würde man weiterentwickeln, meinte Sektionschef Philipp Trattner. Das gelte etwa für die Besteuerung der Online-Wetten, was dem Sport zugutekommen soll. Oder das Berufssportgesetz – 2004 gescheitert, unter Strache wieder aufgenommen. Trattner: „Wir suchen derzeit Eckpunkte, es geht um Rechtssicherheit für Sportler und Verbände.“ Zuletzt bangten heimische Sportverbände auch um 66 Überbrückungsplätze im Bundesheer, die nach dem Grundwehrdienst einen geregelten Übergang zum regulären Arbeitsplatz schaffen. Eine Lösung sei in Sicht, heißt es dazu. 280 Plätze für Heeressportler (derzeit 15 frei) und 20 für Behindertensportler sind ungeachtet dessen budgetiert.
Wo denn der Sport in der kommenden Legislaturperiode landen soll? Rodelpräsident Markus Prock meint stellvertretend: „Es geht nicht um die politische Ausrichtung, sondern um Inhalte.“ Ähnlich sieht es ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel, der hofft, „dass Sport endlich als essenzieller Teil der Gesellschaft anerkannt wird. Wir brauchen keine Studien mehr, die die Wichtigkeit des Sports bestätigen.“