Schlierenzauer vor Weltcup-Auftakt: „Bin auf einem guten Weg“
Skisprungstar Gregor Schlierenzauer wird heute (Qualifikation 17.45 Uhr/Eurosport) im polnischen Wisla mit sechs Zentimeter kürzeren Ski in den Winter starten. Was noch neu ist, erzählte er im TT-Interview.
Inwieweit sind Sie mit Ihrer Vorbereitung zufrieden?
Gregor Schlierenzauer: Zufrieden werde ich nie sein, weil ich so gepolt bin. Aber es war ein intensiver Sommer. Mit Ups and Downs, mit vielen Neuheiten, mit manchen richtig guten Sprüngen, meistens im Training. Und dann waren wieder mal weniger gute Sprünge dabei. Im Großen und Ganzen entwickelt es sich in eine gute Richtung. Aber ich brauche noch ein bisschen Zeit, um es so einzuschleifen, um wieder konstant vorne dabei zu sein.
Training hui, Wettkampf pfui. Das Problem haben Sie auch im vorigen Winter gehabt?
Schlierenzauer: Im letzten Jahr war es eine andere Ausgangssituation, für einen Außenstehenden vielleicht nicht. Vom Gefühl, von der Idee her, wie es sein muss, ist es jetzt schon viel besser und viel klarer für mich. Und jetzt gilt es eben, das Ganze umzusetzen. Und da bin ich halt mittendrin im Prozess.
Welche Neuerungen begleiten diesen Prozess?
Schlierenzauer: Das Trainerteam ist neu. Das Reglement ist neu. Also kürzere Ski oder mehr Gewicht. Neue Schanzen waren im Sommer dabei, wo ich noch nie war. Da waren einige Neuheiten.
Sie sagten ,kürzere Ski oder mehr Gewicht’. Wofür haben Sie sich entschieden?
Schlierenzauer: Kürzere Ski.
Warum?
Schlierenzauer: Weil sich alles andere nicht wirklich ausgeht. Abgesehen davon fühle ich mich so auch wohler.
Die Technik ist mit kürzerem Ski leichter?
Schlierenzauer: Leichter kann man nicht sagen. Aber ich habe ein besseres Gefühl. Ich springe deutlich kürzere Ski, sechs Zentimeter sind nicht ohne.
Warum geht der Trend in Richtung kürzere Ski?
Schlierenzauer: Weil die Skilänge nicht mehr so entscheidend ist.
Was ist jetzt entscheidend?
Schlierenzauer: Sauberkeit und die richtige Kraft bzw. wo die Kraft hingeht. Früher sind die Ski länger gewesen, dadurch war das System schwammiger und träger und hat mehr Fehler verziehen. Jetzt ist alles enger geworden. Anzug enger, Ski kürzer. Das Rausspringen ist essenziell. Da zeigt es, wenn du eine Technik hast, die funktioniert, dass dieser Punkt immer stimmt. Dann kannst du dich auch absetzen und bist konstant. Wenn es aber nicht stimmt, dann hast du genau diese Wellen drinnen. Genau in diesem Prozess bin ich.
Welche Erwartungen haben Sie zu Beginn der Saison?
Schlierenzauer: Ich weiß, dass ich auf einem guten Weg bin. Aber ich muss auch selbst in den Spiegel schauen und mich nicht anlügen. Es hat ja auch der Sommer gezeigt, dass mir immer wieder Sprünge gelingen, mit denen ich auf Augenhöhe bin. Und dann habe ich wieder einen drin, der weniger gut ist. Erwarten tue ich mir, dass ich meinem Weg treu bleibe. Und dass ich Sprung für Sprung immer besser werde und mit mehr Leichtigkeit das Ganze umsetze.
Und am Ende des Weges sollte wieder ein Stockerlplatz oder ein Sieg herausschauen …
Schlierenzauer: Das ist die Folge. Darum heißt es ja auch Erfolg. Sonst würde ich es nicht tun, sonst könnte ich es ja lassen und sagen: „Danke, es war schön.“ Aber ich habe ja noch Ziele und es gibt heuer noch ein richtig geiles Highlight.
Sie meinen Seefeld/Innsbruck. Welche Bedeutung hat für Sie die Heim-WM?
Schlierenzauer: Eine Heim-WM erlebt nicht jeder, in unserer Sportart ist es sehr selten. Bei der letzten 1999 habe ich noch gar nicht gewusst, dass es Skispringen überhaupt gibt. Seefeld ist für mich ja wirklich eine Heim-WM, sicher sehr emotional. Es ist das große Ziel, dort eine Medaille zu machen. Dafür tue ich tagtäglich alles, dass ich da hinkomme.
Gibt es einen Heimvorteil – insbesondere, was die Sprungschanzen betrifft?
Schlierenzauer: Man weiß, wie sie funktionieren. Speziell ich, weil ich in den vergangenen Wintern mit den Verletzungen in Seefeld viel trainiert habe. Aber es ist kein Betriebsgeheimnis. Wenn die Technik stimmt, bringt man es meistens auf jeder Schanze hin. Von dem her ist die Arbeit auf Technik ausgelegt und nicht auf eine Schanze.
Das Gespräch führte Susann Frank