Aare 2019

Kristofferson erobert Gold im RTL, Silber für Marcel Hirscher

Die Top 3 im Herren-RTL: Marcel Hirscher (Silber, AUT), Henrik Kristoffersen (Gold, NOR) und Alexis Pinturault (Bronze, FRA).
© AFP

ÖSV-Star Marcel Hirscher musste sich im WM-RTL um 0,20 Sekunden dem Norweger Henrik Kristoffersen knapp geschlagen geben. Bronze ging an den Halbzeitführenden Alexis Pinturault aus Frankreich.

Aare - Henrik Kristoffersen hat sich für seinen ersten Saisonsieg den wohl besten Zeitpunkt ausgesucht. Der Norweger gewann am Freitag den Riesentorlauf bei den Ski-Weltmeisterschaften in Aare und holte damit seinen ersten WM-Titel. Marcel Hirscher eroberte mit 0,20 Sekunden Rückstand Silber - seine zehnte Medaille bei den alle zwei Jahre stattfindenden Titelkämpfen. Bronze ging an Alexis Pinturault.

Kristoffersen: "Wirklich großartig"

"Es war an der Zeit, zumindest eine Medaille zu gewinnen", sagte Kristoffersen in einem kurzen Interview im Zielraum. "Wirklich großartig! Wir haben so hart gearbeitet, gemeinsam mit meinem Vater, das Team, alle haben verrückt viel Arbeit reingesteckt. Ich weiß nicht, was ich sagen soll."

Kristoffersens erster und bisher einziger Weltcup-Sieg im Riesentorlauf liegt fast vier Jahre zurück, beim Weltcup-Finale 2015 in Meribel gewann er vor dem Deutschen Fritz Dopfer. "Ich war so oft so nahe dran, aber heute war es ziemlich gut."

Hirscher: "Ich muss sehr zufrieden sein"

Hirscher verpasste sein siebentes WM-Gold knapp, trat er aber einem exklusiven Klub bei. Denn nur vier andere Männer haben zehn oder mehr Medaillen gewonnen: Kjetil Andre Aamodt (12), Marc Girardelli (11), Lasse Kjus (11) und Benjamin Raich (10). "In Anbetracht der Umstände ist das heute gewaltig. Ich muss sehr zufrieden sein", sagte Hirscher, der am Mittwoch mit Erkältungssymptomen in Aare angekommen war und seinen einzigen Medientermin absagte.

"Gratulation an Henrik. Heute zweimal gnadenlos runtergedrückt das Gerät, und ein verdienter Weltmeister", zollte er seinem langjährigen Kontrahenten Beifall. Mit der verpassten Goldmedaille wollte er sich nicht belasten. "Ich glaube, das mit dem Liefern funktioniert gut. Aber mittlerweile, ganz ehrlich, mich lässt das kalt. Ich kann nicht immer einspringen, ich versuche es eh. Aber Nervosität verspüre ich deswegen keine mehr."

Zweite Medaille für Pinturault

Für den Franzosen Pinturault gab es zum zweiten Mal in Aare Edelmetall, am Montag hatte er sich in der Alpinen Kombination durchgesetzt. Diesmal verpatzte er den zweiten Durchgang und hatte am Ende 0,42 Sekunden Rückstand auf Gold. "Ich bin sehr glücklich. Im Riesentorlauf bin ich noch bisschen hinter Hirscher und Kristoffersen", gab der 27-Jährige zu Protokoll. "Die beiden waren besser. Ich war nicht imstande, wirklich um den Sieg zu kämpfen."

Schwarz mit Laufbestzeit noch Fünfter

Marco Schwarz verbesserte sich mit Laufbestzeit in der Entscheidung um elf Plätze auf Rang fünf - so weit vorne war der Kärntner im Weltcup in der Disziplin noch nie. "Wenn ich im ersten die Fehler nicht habe, würde das auch passen. Aber hätti-tätti-wari gibt es nicht. Mit dem fünften bin ich sehr glücklich", betonte der Kärntner, der bereits Kombi-Bronze und Team-Silber hier gewonnen hatte. "Die zwei Medaillen beflügeln sicher, dass ich da ohne Druck fahren kann."

Auf Platz neun landete Stefan Brennsteiner, auch für den Salzburger war es das bisher beste Resultat. "Auf dem Niveau ein Top-Ten-Ergebnis, da bin ich sehr zufrieden", freute sich Brennsteiner. "Der zweite Lauf war sehr am Limit. Leider war es, wie ich über die Ziellinie gefahren bin, sehr ärgerlich, weil ich zu viele Fehler gemacht habe. Trotzdem habe ich noch eine akzeptable Zeit runtergebracht."

Feller landet nur auf Platz 15

Manuel Feller wurde 15. und sprach nachher davon, dass er sich etwas schwer auf dem Hang tue. "Letztes Jahr ist es schon mein schlechtestes Rennen gewesen, heute definitiv auch nicht mein bestes Skifahren", befand der Tiroler. "Nichtsdestotrotz habe ich alles probiert, ich habe mein Bestes gegeben. Mehr kann ich schlussendlich nicht machen."

Der Halbzeit-23. Roland Leitinger fädelte im Finale ein. "Tollpatschige Geschichte. Ich hätte probiert, richtig Gas zu geben, das ist sich phasenweise auch ganz gut ausgegangen", sagte der Salzburger. Dann habe er jedoch die Linie und den Speed verloren, als er das Tempo wieder erhöhen wollte, passierte der Einfädler. "Der Ski ist mir einfach innen vorbeigefahren."

Lutz erlitt Innenbandeinriss

Pech hatte Stefan Luitz. Wie der Deutsche Ski-Verband (DSV) nach dem Rennen mitteilte, erlitt der Riesentorlauf-Spezialist bei einem Sturz im ersten Durchgang einen Innenbandeinriss im linken Knie. Das hätten Untersuchungen in einem Krankenhaus in Östersund ergeben. Luitz muss etwa vier bis sechs Wochen pausieren, was für ihn das Saisonende bedeutet. Der 26-Jährige hat bereits zwei Kreuzbandrisse hinter sich.

Reaktionen zum Herren-RTL

Henrik Kristoffersen (NOR/Gold): "Von der ersten Zwischenzeit bis unten war es voll am Limit. Es ist ein Jahr nach dem letzten Sieg, 2015 war der letzte Riesentorlauf-Sieg in Meribel. Wir haben seitdem alle so viel gearbeitet für diesen Sieg gegen die 'odds'. Der Sieg ist für dieses Team. Ich bin im Ziel mehr nervös als am Start. Unten kann ich nur warten. Es ist wirklich cool, wenn man am Stockerl mit Marcel und Alexis steht. Sie waren die zwei besten Riesentorläufer der letzten Jahre."

Marcel Hirscher gratuliert dem neuen RTL-Weltmeister Henrik Kristoffersen.
© AFP

Marcel Hirscher (AUT/Silber): "In Anbetracht der Umstände ist das heute gewaltig. Ich muss ich sehr zufrieden sein. Zweiter Platz ist aber auch erster Verlierer und hilft mir nicht weiter. Aber es ist sicher mehr als das Maximum rausgeholt worden. Ich muss sagen, es passt. Aber natürlich hätte ich gerne meinen Titel verteidigt. Die Erkrankung ist beim Fahren auf keinen Fall eine Ausrede. Sicher ist so eine Vollbelastung nicht super, ich hoffe, ich kann am Sonntag im Slalom wieder voll angreifen. Zumindest gehe ich nicht davon aus, dass es wieder schlechter wird. Ich bin happy, dass ich am Start war und es so runterbekommen habe. Irgendwann morgen werde ich mich sicher auch freuen. Das mit Henrik war zu erwarten und hat mich nicht überrascht. Er hat das mit Bravour gemeistert und verdient gewonnen. Er war so oft Zweiter, heute ist er Erster. Das ist sicher eine große Genugtuung und passt auch so. Wenn man zwei Zehntel sucht, wird man die sicher finden, das bringt aber nichts. Ein Nackler zu viel ist zweiter Platz, so eng ist das beinander. Aber wir haben eine Medaille. Summa summarum, waren wir mannschaftlich okay, ich bin echt froh, dass es so runtergebracht habe."

Alexis Pinturault (FRA/Bronze): "Ich bin sehr glücklich. Im Riesentorlauf bin ich noch ein bisschen hinter Hirscher und Kristoffersen, die beiden waren besser. Ich war nicht imstande, wirklich um den Sieg zu kämpfen und muss mich noch steigern. Vielleicht war ich auch schon ein bisschen zu müde. Es war ein toller Kampf mit den beiden. Wir versuchen, unsere Grenzen immer weiter hinauszuschieben, das ist gut für ganzen Skisport."

Marco Schwarz (AUT/5.): "Ich habe bei der Besichtigung gesehen, dass man im Mittelteil voll ans Limit gehen muss. Das habe ich gemacht und es hat sich ausgezahlt. Im zweiten Durchgang hat die Piste weniger nachgelassen, ich bin sehr zufrieden. Ich habe Marcel nichts gefunkt. Er kann eh im Fernsehen sehen, dass man im Mittelteil voll ans Limit gehen muss."

Stefan Brennsteiner (AUT/9.): "Ich war im zweiten knapp am Einfädler und drauf und dran, es Roland nachzumachen. Gottseidank ist der Ski auf die richtige Seite gesprungen. Mein Lauf war von Fehlern geprägt."

Manuel Feller (AUT/15.): "Der Lauf hat nichts Anderes offengelassen, so ist es dahingegangen. Mit sauber Fahren kriegst du eine Vollklatsche. Ich habe mein Bestes gegeben heute. Ich kann nicht böse seinn, habe alles probiert, ich tue mir hier immer schon schwer, habe nicht mein bestes Skifahren gezeigt. Ich hoffe, es geht im Slalom besser."

Roland Leitinger (AUT/out ) : "Ich war ein bisschen zu eng unterwegs und habe kurz hingeschnitten. Aber die Geräte gehen halt gut um die Kurve. Schade, ich wollte alles geben, Gas geben. Das Risiko musste und wollte ich eingehen. Dass ein Einfädler rauskommt, schaut tollpatschig aus, passiert aber nur alle zehn Jahre."

Ticker zum WM-RTL der Herren in Aare:

Verwandte Themen