Seefeld 2019

Auf Lob folgte Kritik: Kasper-Theater zum WM-Auftakt

Friede, Freude, Eierkuchen – und dann doch ein wenig Schlammschlacht um FIS-Präsident Gian Franco Kasper.
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Es sollte die Ankündigung eines Wintermärchens sein, als sich die Skiverbandspräsidenten in Seefeld zur Eröffnung vor Journalisten einfanden. Doch die Huldigungen fanden einen unrühmlichen Abschluss.

Von Florian Madl und Susann Frank

Seefeld – Der Anfang verlief so harmonisch. Bei der Auftakt-Pressekonferenz zur Heim-Weltmeisterschaft in Seefeld saßen FIS-Präsident Gian Franco Kasper, ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel und Seefelds Bürgermeister Werner Frießer einträchtig am Podium und schwärmten schon vor dem offiziellen Startschuss am Abend von den anstehenden Titelkämpfen. „Als ich hier angekommen bin, war ich sofort überzeugt, dass wir ein Winter- und Schneemärchen haben werden. Die Organisatoren haben einen herausragenden Job gemacht. Die Erwartungen sind sehr hoch. Ich bin überzeugt, wir haben große, wenn nicht perfekte Weltmeisterschaften“, schwärmte Kasper.

Bürgermeister mit Tränen in den Augen

ÖSV-Chef Peter Schröcksnadel betonte, man habe alles getan, um sehr gut vorbereitet zu sein. „Ich hoffe auf faire und unfallfreie Titelkämpfe“, sagte der Tiroler. Und Bürgermeister Werner Frießer gestand: „Ich hatte Tränen in den Augen, als es losging, weil es harte Jahre der Vorbereitung waren.“

Wenn wir jede Stadt prüfen müssten, ob es Prostituierte gibt, wird das hart.
FIS-Präsident Gian Franco Kasper

Doch zusehends wandelte sich das Stimmungsbild, plötzlich sah sich FIS-Präsident Kasper mit einer Causa konfrontiert, die er so nicht erwartet hätte: die Verlegung des Weltverbands-Kongresses 2020 nach Thailand. „Pattaya ist nicht nur Sextourismus, sondern auch normaler Tourismus und große Kongresse. Wenn wir jede Stadt prüfen müssten, ob es Prostituierte gibt, wird das hart“, sagte Kasper. Für ihn mache das keinen Unterschied, „ich bleibe eh im Hotel“, betonte der von Journalisten arg bedrängte FIS-Präsident. Man habe all den Luxus, den man für die 1200 Gäste brauche. Der Kongress 2020 sollte ursprünglich in Marokko stattfinden, wurde wegen Problemen im vorgesehenen Hotel in Marrakesch aber zurückgegeben. Pattaya habe sich selbst bei der FIS angeboten. „Das FIS-Council hat sich dafür ausgesprochen“, sagte ein sichtlich erregter Kasper. Es war übrigens nicht das erst­e Mal, dass der Weltverband im Zuge seiner sommerlichen Zusammenkünfte in die Kritik geraten war. 2016 stellten sich Kritiker die Frage, was einen Kongress im mexikanischen Urlaubsort Cancun rechtfertigen würde.

Norwegen vs. FIS

Und es war im Übrigen nicht das erste Mal in der jüngeren Vergangenheit, dass sich Norwegen und die FIS kritisch gegenüberstanden. Vor zwei Jahren erhitzte der Dopingfall von Langlauf-Star Therese Johaug die Gemüter. Während das norwegische Olympische Komitee und selbst die norwegische Antidopingagentur befanden, dass 13 Monate Sperre Strafe genug seien für die ihrer Meinung nach unabsichtliche Einnahme der Dopingsubstanz Clostebol (über eine Lippencreme), berief der Weltverband dagegen vor dem Internationalen Sportgerichtshof.

Der Bann wurde schließlich auf 18 Monate verlängert, was die Teilnahme der Weltmeisterin und Olympiasiegerin an den Winterspielen 2018 verhinderte.

Zuletzt äußerte auch Alpin-Star Aksel Lund Svindal offen Kritik an Kasper. Der hatte in einem Interview gemeint: „Es ist nun einmal so, dass es für uns in Diktaturen einfacher ist. Vom Geschäftlichen her sage ich: Ich will nur noch in Diktaturen gehen, ich will mich nicht mit Umweltschützern herumstreiten.“ Wenig später entschuldigte sich der Schweizer für seine Aussage – die habe er nämlich nicht wortwörtlich gemeint.

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