Tirol

Tirol bei Erforschung von Naturstoffen im Spitzenfeld

V. l.: Univ.-Prof. Thomas Brück, Prof. Bianka Siewert, Univ.-Prof. Günther Bonn und Univ.-Prof. Hermann Stuppner.
© Müllner

Top-Wissenschafter diskutierten in Seefeld auf dem Kongress „Austrian Summit on Natural Products“ über Qualitätsstandards für Naturprodukte.

Seefeld –Gestern ging in Seefeld der zweite „Austrian Summit on Natural Products“ zu Ende. Bei diesem Treffen, das vom Austrian Drug Screening Institut (ADSI) sowie dem Ins­titut für Analytische Chemie und Radiochemie der Universität Innsbruck unter der Federführung von Univ.-Prof. Günther Bonn und Univ.-Prof. Hermann Stuppner organisiert wurde, beleuchteten Top-Wissenschafter aus aller Welt verschiedenste Aspekte der Forschung an Naturstoffen in den Bereichen Phytokosmetik, Phytopharmazie und Nahrungsergänzungsmitteln. Der Bogen spannt sich dabei von modernsten Technologien für die Extraktion und Isolierung von Wirkstoffen, chemischer Analytik von Inhaltsstoffen über die Qualitätskontrolle und Optimierung beim Anbau von Pflanzen bis hin zu wissenschaftlichen Nachweisen von Wirkungen der Naturstoffe.

„Das Gebiet der Naturstoffe ist vom Anbau über die Analytik bis hin zur Produktzulassung extrem breit gefächert, weshalb die Zusammenarbeit von Spezialisten aus unterschiedlichsten Gebieten benötigt wird“, wie Stuppner hervorhebt. Wichtig seien hohe Qualitätsstandards, um die Entwicklung und Produktion dieser Stoffe zu implementieren. „Wir sind dabei in Innsbruck weltweit mit im Spitzenfeld“, betont Bonn. Bei der Arbeit des ­ADSI geht es aber nicht nur um die Entschlüsselung und Extraktion der Hauptwirkstoffe in Pflanzen, sondern auch um die Erforschung der biologischen Wirksamkeit in ihrer Gesamtheit. „Hier brauchen wir vor allem mehr und bessere klinische Studien. Es liegt noch viel Arbeit vor uns“, so Stuppner.

An seinem Institut ist auch Bianka Siewert tätig. Die Wissenschafterin erforscht die Fähigkeiten bestimmter Pflanzen, Gift zu erzeugen, das erst bei Lichteinfall wirkt, um dies in der Krebsbehandlung anzuwenden. „Wir hoffen dabei, dass wir die sehr schmerzhaften Nebenwirkungen deutlich reduzieren können“, erläutert Siewert. Der Kongress sei dabei eine sehr gute Möglichkeit, sich mit Top-Wissenschaftern auszutauschen und auch die eigenen Forschungen präsentieren zu können.

Lob kommt auch von Univ.-Prof. Thomas Brück von der Technischen Universität München. „Man trifft hier die absoluten Top-Leute im Bereich Naturstoffe und zudem ergeben sich tolle Möglichkeiten zu netzwerken“, meint Brück. Der Biochemiker arbeitet unter anderem an neuen Klassen von Antibiotika, die es in der Natur nicht gibt, die aber auf Naturstoffen aufbauen. „Wir nutzen bekannte Biosynthese-Wege, also das, was die Pflanze in der Zelle macht, indem wir die Gene, die die einzelnen Schritte kodieren, in Bakterien einbringen“, erläutert Brück. Und dabei entstünden mitunter Verbindungen, die ganz neue Wirktstoff-Spektren aufweisen würden.

Das ADSI ist eine 100-prozentige Tochter der Uni Innsbruck und versteht sich als offene Innovationsplattform und als Partner für die Auftragsforschung von Unternehmen sowie akademischer Forschungsinstitute. (hu)

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