Wirtschaft im Gespräch

Neue Chefin von Betten Rudigier will Zusatzangebot im Web bieten

Esther Rudigier (r.) arbeitet derzeit Yvonne Walser u.?a. im Bereich Heimtextilien ein.
© Foto TT / Rudy De Moor

Yvonne Walser übernimmt das Traditionsunternehmen Betten Rudigier in Innsbruck. Sie setzt neben Beratung und Qualität auch auf das Internet.

Frau Rudigier, Sie übergeben Ihren Betrieb an Yvonne Walser. Wie sind Sie denn auf Frau Walser gestoßen?

Esther Rudigier: Wir haben uns in unserer Freizeit kennen gelernt. Ich habe ihr erzählt, dass ich mit dem Gedanken spiele, mich nach 45 Jahren beruflicher Tätigkeit zurückzuziehen. Ich hätte jedoch nie damit gerechnet, dass sich Yvonne und Christoph Walser für Betten Rudigier interessieren. Doch dann machten sie mir das Angebot, das Geschäft zu kaufen. Das war vor mehr als drei Jahren. Nach unzähligen Gesprächen sind wir zum Ergebnis gekommen, dass die Übernahme klappen könnte. Und wie die Praxis zeigt, funktioniert unser Plan.

Wie geht die Übergabe vor sich?

Rudigier: Seit rund eineinhalb Jahren lernt Yvonne das Geschäft mit Heimtextilien und dem Bereich Schlafen von der Pike auf kennen. Dabei vermittle ich ihr die Wert­e, für die ich stehe: Wir führen ein Fachgeschäft, das sich durch die besondere Beratung, die Qualität sowie den Service auszeichnet. Mir ist es ein Anliegen, dass das Yvonne übernimmt. Natürlich möchte jeder Nachfolger auch etwas verändern und das ist auch gut so. Aber mich würde freuen, wenn die Grundwerte erhalten bleiben.

Frau Walser, warum haben Sie sich dazu entschieden, Unternehmerin zu werden?

Yvonne Walser: Ich habe Jus studiert, unsere vier Kinder kamen zur Welt, mein Mann machte sich als Spediteur selbstständig und ich habe angefangen, ihm im Büro zu helfen. In der Spedition sind etwa 60 Männer beschäftigt, ich bin dort die einzige Frau, was nicht immer ganz so einfach ist. Also ist bei mir der Wunsch gewachsen, etwas Eigenes zu machen. Groß geworden bin ich in der Gastronomie. Da ist ähnlich wie im Handel aktives Verkaufen und Freundlichkeit angesagt. Als Esther geschildert hat, dass sie die Firma verkaufen will, habe ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Meinem Mann helfe ich natürlich noch weiter im Büro.

Betten Rudigier

Das Innsbrucker Unternehmen wurde vor mehr als 55 Jahren gegründet. Die Verkaufsfläche beträgt 360 m². Die elf Mitarbeiter erwirtschafteten 2018 einen Nettoumsatz von rund 1,5 Millionen Euro.

Möchten Sie etwas bei Betten Rudigier verändern?

Walser: Betten Rudigier ist ein gut geführtes Unternehmen. Die top ausgebildeten und freundlichen Mitarbeiter sind unser Kapital. Beratung, Qualität und Service stehen an erster Stelle. Derzeit erstelle ich einen Webshop. Mit ihm wird es möglich sein, per Post die Ware zu erhalten oder im Geschäft das im Internet ausgewählte Produkt abzuholen. Im Frühjahr soll der Shop online gehen. Ich glaube, so ein Zusatzangebot ist wichtig.

Sie sind Mutter von vier Kindern, wie bringen Sie das alles unter einen Hut?

Walser: Auf die richtige Zeiteinteilung kommt es an. Die Kinder besuchen eine Ganztagsschule und sind bis 18 Uhr gut versorgt, unser Ältester macht eine Lehre. Am Abend wird gekocht, mit den Kindern gelernt und gespielt. Ein Au-pair-Mädchen und meine Schwiegermutter helfen mir, dieses Programm zu stemmen.

Wann soll die Übergabephase abgeschlossen sein?

Rudigier: Mit 1. März, wenn das neue Wirtschaftsjahr beginnt.

Da werden Sie sich zurückziehen?

Rudigier: Yvonne und ich sind befreundet. Ich würde gerne, wenn gewünscht, hie und da beratend zur Seite stehen. Denn von heute auf morgen will wohl niemand ganz zu arbeiten aufhören.

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