Von Helmut Wenzel
St. Anton am Arlberg, Silz, Pozuzo – Bei Mariana Schmidt aus Pozuzo prallen zwei Welten aufeinander: Einmal ist es das eher ruhige Leben in der entlegenen Tiroler Kolonistensiedlung in Peru. Doch seit fünf Jahren macht sie im Winter einen Saisonierjob in Tirol, „wo ein anderer Wind weht“, wie sie sagt.
2014 und 2015 hat die junge Frau als Serviererin im Kühtai gearbeitet. Dann konnte Traudi Feichtinger, die das Saisonierprojekt des Pozuzo-Freundeskreises koordiniert, einen Hoteljob in St. Anton vermitteln. Dort ist die Saison vor wenigen Tagen zu Ende gegangen.
„Ich bin eine Peruanerin, aber ein bissl Tirolerin steckt sicher in mir drinnen“, verrät Mariana beim Abschiedsessen, wo sie Köstlichkeiten aus ihrer Heimat zubereitet. Zumindest Badisdeutsch hatte sie als Kind in ihrem Elternhaus gelernt. „Die Geschichte der Tiroler Auswanderer im 19. Jahrhundert interessiert mich sehr. Das war auch meine Motivation, um mich in Deutsch zu verbessern“, erzählt sie. Ihr Bildungsweg führte sie auch in die Hauptstadt Lima, wo sie Hotelmanagement studierte. Nur ist dieses Wissen in Pozuzo kaum anwendbar, „weil der Tourismus dort erst ein zartes Pflänzchen ist“.
Mehr Nutzen zieht Mariana hingegen aus ihren beruflichen Erfahrungen in Tirol. „Ich habe zum Beispiel gelernt, wie man ein Gästefrühstück organisiert und zubereitet.“ In Pozuzo möchte sie einen Erlebnisbauernhof mit Haustieren aufbauen. „Da kann ich vieles anwenden und umsetzen, was ich in Tirol gesehen habe.“ Sie möchte „auf jeden Fall europäische Standards“ in ihrem eigenen Betrieb anwenden.
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Dass sie im St. Antoner Hotel vergleichsweise gut verdient, weiß sie ebenfalls zu schätzen. „Der Job dauert fünf Monate, wobei ich einen Monatslohn für die Flugtickets und Spesen brauche.“ Das restliche Geld will sie für den geplanten Erlebnisbauernhof sparen. Das Projekt in Peru kostet umgerechnet rund 30.000 Euro. Zudem verfolgt die junge Frau eine Idee in Zusammenhang mit der Auswanderergeschichte: „Damit wir nicht vergessen, woher unsere Vorfahren gekommen sind, sollte ein Kolonistenmuseum eingerichtet werden.“
Nicht zuletzt dank zahlreicher Aktivitäten des Pozuzo-Freundeskreises habe die touristische Weiterentwicklung in der Kolonistensiedlung steigende Bedeutung, hob Obmann Rudi Heinz hervor. Vor diesem Hintergrund sei „Know-how-Transfer“ in Zusammenhang mit dem Saisonierprojekt sehr wichtig. Laut Koordinatorin Traudi Feichtinger waren bisher rund 25 Pozuziner in Tirol im Einsatz.