Aus und vorbei: Gutshof zum Schluxen sperrt zu
Das Traditionsgasthaus in Pinswang stellt mit 8. September den Restaurantbetrieb ein. Fünf Mitarbeiter wurden gekündigt. Wirt Markus Mayr ortet in den Straßensperren des Landes gezielte Gästeblockade.
Von Simone Tschol
Pinswang –„Ich finde es traurig, nein, nahezu beschämend, dass ich auf meine E-Mails noch keinerlei Rückmeldung erhalten habe. Ganz offensichtlich liegt der Gemeinde Pinswang wohl nicht mehr viel an ihrer letzten Gaststätte im Ort“, lässt Markus Mayr, der seit August 2018 gemeinsam mit seiner Frau Katharina den Gutshof zum Schluxen in Pinswang betreibt, seinem Ärger Luft.
Das Traditionshaus, das seit 1853 besteht, punktet bei Urlaubern und Ausflüglern vor allem durch seine Lage direkt an der Fürstenstraße. Der geschotterte Fahrweg führt Wanderer und Radfahrer direkt zum Alpsee und den Schlössern Hohenschwangau und Neuschwanstein und umgekehrt nach Pinswang.
„Die Lage ist perfekt, vorausgesetzt, man kann uns erreichen“, meint Mayr und fügt hinzu: „Im Winter gab es wochenlang Zinnober wegen einer lapidaren Schneeräumung der Fürstenstraße und des Wanderweges über die Viehweide. Auf deutscher Seite war der Weg wie geleckt, nur bei uns war es offensichtlich nicht möglich. Zu guter Letzt haben wir das Ganze selbst in die Hand genommen. Nach zehn Minuten war alles erledigt.“ Wenige Wochen später sei der Weg durch die Viehweide wieder gesperrt gewesen, „diesmal wegen Steinschlags“, so Mayr. In den Pfingstferien habe man dann die Fürstenstraße gesperrt – „wegen Bauarbeiten, die natürlich nur in der Ferienzeit stattfinden konnten“, ätzt der Schluxen-Wirt.
Bürgermeister Karl Wechselberger sieht sich zu Unrecht kritisiert. „Wir hatten dieses Jahr stark mit Windwurf zu kämpfen und mussten den Weg daher aus Sicherheitsgründen sperren. Auch hat sich an der Fürstenstraße eine Stützmauer abgesenkt. Wir haben uns von Seiten der Gemeinde wirklich bemüht, das alles in den Griff zu bekommen. Wir haben nicht nur sehr viel Geld investiert, sondern auch immer geschaut, dass Wanderer und Radler durchkommen“, kontert der Gemeindechef.
Was Mayr jedoch noch viel mehr aufstößt, ist die vom Land Tirol verordnete Sperre des niederrangigen Straßennetzes für den Durchzugsverkehr an verkehrsreichen Tagen. „Ja, weil wir dieses Jahr nicht schon genug gebeutelt worden sind, hat man auch noch in der Hauptsaison die Hauptstraße komplett abgedreht“, schüttelt Mayr den Kopf. Die von Seiten der Behörde getätigten Aussagen, dass Gäste den Schluxen trotzdem anfahren dürften, seien „ein Witz“. Mayr: „Abgesehen davon, dass sich viele aufgrund der Verkehrsposten nicht trauen, einzufahren, zeigen alle Navigationssysteme die Straße nach Pinswang auch unter der Woche als gesperrt an. Das hat zur Folge, dass wir in den Navis weder als ‚Point of interest‘ angezeigt werden, noch in einer Restaurantauswahl im Umkreis aufscheinen. Generell sind wir also kein anfahrbares Ziel mehr.“ Neben verunsicherten Hotelgästen, die ihr Zimmer stornieren wollten, weil sie meinten, der Schluxen sei nicht mehr zu erreichen, hätte ein abrupter Einbruch an Tagesgästen eingesetzt. Das Mittags- und Nachmittagsgeschäft sei völlig eingebrochen. Die „Walk in’s“, also Gäste, die zufällig vorbeifahren und Halt machen, seither völlig ausgeblieben. Mayr verärgert: „Uns werden hier bewusst Gäste abgeblockt, was einfach völlig inakzeptabel ist. Es ist doch ein Witz, dass das Land einfach eine Straße zusperren kann. Wir leben von den Tagesgästen. Ich frage mich ernsthaft, für was ich an das Land Tirol Tausende Euro Tourismusabgabe bezahle.“ Mayr will, falls möglich, auch rechtlich dagegen vorgehen. „Wir haben bereits Kontakt zu einem Anwalt und lassen jetzt einmal prüfen, ob es hier für uns eine Möglichkeit gibt, den Verlust gegenüber der Gemeinde oder dem Land Tirol irgendwie geltend zu machen.“
Mayr hat die Konsequenzen gezogen: „Wir haben den schweren Entschluss gefasst, das Restaurant mit 8. September komplett zu schließen. Wir machen nur noch Zimmervermietung.“ Den drei Mitarbeitern in der Küche und zwei Servicekräften wurde bereits gekündigt. Zwischen 9 und 17 Uhr sei das Geschäft komplett eingebrochen. „Am Abend haben wir schon Gäste im Restaurant, aber ich kann die Mitarbeiter nicht weiter beschäftigen, wenn sie den ganzen Tag rumstehen.“
BM Wechselberger: „Natürlich bedauere ich es, wie viele andere auch, wenn der Schluxen zusperrt. Ich war auch mehrmals bei den Posten und auch bei der Polizei und habe die Situation besprochen. Mehr kann ich nicht tun.“
Darauf Markus Mayr: „Der Wille war da, die Umsetzung spärlich.“