HIntergrund

Gewinneinbruch bei Harley-Davidson: Trump droht EU mit Vergeltung

Der 1903 gegründete Motorradhersteller, der mit seinem „Easy Rider“-Image einst als großes US-Symbol für Freiheitsliebe und Individualismus stand, gilt mittlerweile als angestaubt und dringend renovierungsbedürftig.
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Das Verhältnis zwischen Harley-Davidson und Donald Trump gilt als schwierig. Nun droht der Präsident der EU mit Vergeltung, weil deren Zölle der US-Motorrad-Ikone schaden. Dabei hat das traditionsreiche Unternehmen eigentlich noch ganz andere, hausgemachte Probleme.

Milwaukee, Washington — Der Zollstreit mit der EU hat erneut die Bilanz des Motorradbauers Harley-Davidson belastet - das bringt US-Präsident Donald Trump in Rage. Im ersten Quartal sank der Überschuss verglichen mit dem Vorjahreswert um mehr als ein Viertel auf 127,9 Millionen Dollar (113,7 Mio Euro), wie Harley-Davidson am Dienstag in Milwaukee (US-Bundesstaat Wisconsin) mitteilte. Die Erlöse fielen um zwölf Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar.

Trump machte bei Twitter seinem Ärger darüber Luft, dass die US-Traditionsfirma in der EU unter erhöhten Zöllen litt, die im Zuge des Handelsstreits verhängt wurden. „So unfair gegenüber den USA", schrieb Trump und drohte mit Vergeltung. Allerdings sanken die Harley-Verkäufe in den USA, wo der Hersteller unter einer alternden konservativen Kundschaft leidet, sogar noch stärker als im Ausland.

„Sie werden besteuert, wie nie zuvor"

Bis zu Trumps jüngstem Tweet schien das Verhältnis zwischen dem US-Präsident und Harley-Davidson problematisch. Trump hatte die US-Kultfirma wiederholt scharf kritisiert und im vergangenen Jahr sogar Boykottaufrufe seiner Anhänger unterstützt. Er war verärgert, weil Harley-Davidson angekündigt hatte, wegen der Strafzölle einen Teil der Produktion von den USA ins Ausland zu verlagern.

Bei Harley-Davidson ist Trump besonders empfindlich. Zunächst hatte er die Firma noch als Inbegriff von „Made in America" umgarnt. Nach seinem Amtsantritt lud Trump die Harley-Chefs ins Weiße Haus ein und jubelte ihnen zu: „Wir sind stolz auf euch!". Die Charme-Offensive kam nicht von ungefähr: Zu Harleys US-Stammkundschaft zählen viele konservative weiße Männer - vereint etwa in der Initiative „Bikers for Trump", die schon seit Monaten Wahlkampf für 2020 macht.

Umso erzürnter war der US-Präsident, als ausgerechnet die von ihm so umschmeichelte Motorrad-Ikone auf den von ihm angezettelten Handelsstreit mit einem Teilabzug der US-Produktion reagierte. Trump fühlte sich verraten, er drohte Harley-Davidson mit dem „Anfang vom Ende" und polterte vor seinen zahlreichen Twitter-Followern: „Sie werden besteuert wie nie zuvor!". Sein aktueller Tweet birgt aber vor allem Gefahren für die EU - Trump droht seit Monaten mit hohen Sonderzöllen auf Autos aus Europa und scheint dem nun Nachdruck zu verleihen.

Hausgemachte Probleme

Harley-Davidson ist indes bei weitem nicht der einzige US-Konzern, der unter Trumps „Amerika zuerst"-Wirtschaftspolitik und den Reaktionen der Handelspartner darauf leidet. Die Vergeltungszölle der EU ließen beispielsweise die Exporte der US-Whiskey-Hersteller einbrechen. Die großen US-Autobauer General Motors und Ford oder der Getränkeriese Coca-Cola ächzten angesichts erhöhter Zölle auf Aluminium und Stahl bereits unter gestiegenen Materialkosten.

Dabei hat Harley-Davidson eigentlich noch ganz andere, hausgemachte Probleme. Der 1903 gegründete Motorradhersteller, der mit seinem „Easy Rider"-Image einst als großes US-Symbol für Freiheitsliebe und Individualismus stand, gilt mittlerweile als angestaubt und dringend renovierungsbedürftig. Das Unternehmen versucht schon länger, mit moderneren Produkten jüngere Kunden anzusprechen - bislang mit wenig Erfolg. Zuletzt verkündete Harley-Davidson die Übernahme eines US-Herstellers für Kinder-Elektrozweiräder, um künftige Generationen schon frühzeitig fürs Motorradfahren zu gewinnen. (dpa)

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