Gastronomie

Nach überraschendem Chef-Abgang: Vapiano will Sanierung fortsetzen

Im vergangenen Jahr machte Vapiano 372 Millionen Euro Umsatz und erwirtschaftete dabei 101 Millionen Euro Verlust .
© APA/dpa/Sebastian Kahnert

Wer Pizza oder Pasta essen will, wird bei Vapiano fündig. Doch die Konkurrenz ist hart, längst laufen die Geschäfte der Kölner Kette nicht mehr rund. Vorstandsboss Everke sollte es richten - und schmeißt jetzt hin.

Köln – Die deutsche Restaurantkette Vapiano will die Sanierung nach dem unerwarteten Abgang ihres Chefs fortsetzen. Die jetzige Strategie werde sich nicht ändern, teilte die Firma mit Sitz in Köln auf Anfrage mit. Am Sonntag hatte der Vorstandsvorsitzende Cornelius Everke nach nur einem Dreivierteljahr im Amt seinen Rücktritt zum 31. August bekanntgegeben - aus persönlichen Gründen, hieß es.

Rücktritt überraschend, aber „hundertprozentig“ freiwillig

Die Firma betonte, der Rücktritt sei „hundertprozentig“ freiwillig geschehen. Vapiano ist tief in roten Zahlen, der Schuldenberg ist hoch. Bei einem Umsatz von 372 Mio. Euro machte die Kette 2018 einen Verlust von 101 Mio. Euro. Grund war eine missratene Expansion.

Everke wollte die Kette auf Vordermann bringen. Er setzte auf eine Verschlankung der Menükarte und verbesserte Arbeitsabläufe - lange Warteschlangen hatten mancherorts Kunden verärgert. Der Fokus sollte sich wieder vor allem auf die Profitabilität richten und weniger auf eine möglichst umfassende globale Marktpräsenz.

Käufer für US-Geschäft gesucht

Anfang des Jahres hatte Vapiano sein US-Geschäft - derzeit sechs Restaurants - für ein Finanzpaket von 20 Millionen US-Dollar (18 Mio. Euro) an einen kalifornischen Dienstleister verkauft. Doch der Käufer zahlte nicht - am Freitag gab Vapiano dann bekannt, sich einen neuen Käufer suchen zu wollen. Diese Finanzspritze wäre wichtig gewesen für die angeschlagene Kette mit ihren weltweit derzeit etwa 230 Restaurants, davon 17 in Österreich.

In der Vapiano-Mitteilung vom Sonntag heißt es, Everke sehe das Unternehmen „in der derzeitigen Phase des strategischen Übergangs gut aufgestellt“. Er sei zugleich aber zu der Erkenntnis gelangt, dass er seine Erfahrung und Kompetenz aus persönlichen Gründen „auf absehbare Zeit nicht im geplanten Umfang zum Wohle der Gesellschaft einbringen kann“. Vorerst soll die bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Vanessa Hall, eine erfahrene Gastronomie-Managerin, die Firma führen, und zwar mindestens bis April 2020. Die dauerhafte Nachfolge soll in einem „strukturierten Prozess“ gefunden werden.

Der Aufsichtsrat möchte am Dienstag in seiner turnusmäßigen Aufsichtsratssitzung den Vertrag des Finanzchefs Lutz Scharpe für weitere drei Jahre bis Juni 2023 verlängern. Am Mittwoch wiederum steht die Hauptversammlung der Firma in Köln auf dem Programm - der Andrang wird groß sein, vor allem Kleinaktionäre dürften ihrem Ärger Luft machen. Die Vapiano-Aktie ist im Keller, seit dem Börsenstart 2017 hat sie mehr als 80 Prozent ihres Wertes verloren. Auch der Sanierungskurs von Everke konnte daran nichts ändern - nach dessen Bekanntgabe ging die Talfahrt weiter. Das dürfte auch den Großaktionären, den Tchibo-Erben Günter und Daniela Herz sowie der Wella-Erbin Gisa Sander, wenig gefallen haben. (APA/dpa)

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