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Casinos Austria werden tschechisch, Novomatic steigt aus

12 heimische Spielbanken betreiben die Casinos Austria als Monopolist, im Online-Glücksspiel hält die Tochter win2day das Monopol.
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Novomatic verkauft Casinos-Anteile an die Sazka Group und macht den tschechischen Milliardär Komarek zum Mehrheitseigentümer. Zweiter Deal mit Schelhammer & Schattera sichert Sazka die Casinos-Mehrheit ab.

Wien – Die Casinos-Aktionäre machten sich gerade bereit für die außerordentliche Hauptversammlung, um dem blauen Vorstand Peter Sidlo nach der Casinos-Affäre das Vertrauen zu entziehen, da platzte die Bombe. Der niederösterreichische Glücksspielkonzern Novomatic kündigte an, seinen 17,2 %-Anteil an den Casinos Austria an die tschechische Sazka-Gruppe zu verkaufen und den größten Casinos-Aktionär damit zum Mehrheitseigentümer zu machen. Die Hauptversammlung wurde abgesagt, es gab Wichtigeres.

„Die bisherige Eigentümerstruktur hat zu keiner zufriedenstellenden Entwicklung der Casinos Austria geführt“, begründete Novomatic-Chef Harald Neumann den Verkauf. Als kleinster Großaktionär habe man sich entschlossen, die Anteile zu verkaufen, um den Casinos Austria eine klare Eigentümerstruktur zu ermöglichen. Der Verkauf stehe „unter bestimmten aufschiebenden Bedingungen, einschließlich behördlicher Genehmigungen und geltender Rechte anderer Casag-Aktionäre“. Bei den Casinos haben die übrigen Aktionäre ein Vorkaufsrecht. Sie dürfen im Verhältnis ihrer Beteiligung zum gleichen Preis Aktien aufgreifen und haben dafür einen Monat Zeit.

Die Republik Österreich hält über ihre Beteiligungsgesellschaft ÖBAG 33 % an den Casinos. Mit dem Vorkaufsrecht könnten die ÖBAG und die anderen, kleineren Aktionäre ihre Anteile aufstocken und so die Sazka-Mehrheit auf den ersten Blick verhindern. In Gefahr sieht Sazka ihre Mehrheit aber nicht, weil es einen zweiten Deal geben soll. Sazka soll sich auch die Anteile des Bankhauses Schelhammer & Schattera gesichert haben. Die Tochterbank der Grazer Wechselseitigen (Grawe) hält 5,31 % an den Casinos. Inklusive dieses Anteils dürfte die Mehrheit der Sazka-Gruppe fix sein.

Sazka strebte schon seit Längerem die Mehrheit an den Casinos Austria an, ein Stimmrechtsvertrag mit Novomatic endete aber im Streit. Nun scheint der hinter Sazka stehende tschechische Milliardär Karl Komarek am Ziel zu sein. Er hält, wenn der Kauf über die Bühne ist, mehr als 50 Prozent und hat damit die alleinige Kontrolle. Somit kann Sazka die österreichischen Casinos auch in ihrer Konzernbilanz konsolidieren. Ein Kaufpreis für den Novomatic-Anteil wurde weder von Sazka noch Novomatic genannt. Ihren Anteil an der Österreichischen Lotterien GmbH wird die Novomatic behalten.

Die Republik kann mit ihrer Sperrminorität zwar wichtige Entscheidungen blockieren, ist in ihrem Einfluss aber eingeschränkt. Sazka will die ÖBAG trotzdem weiterhin einbinden. „Die Sazka Group sichert der ÖBAG öffentlich eine faire Vertretung in Aufsichtsrat und Vorstand für die Zukunft zu – unabhängig von der Höhe der Beteiligung der Sazka Group an der Casag.“ Die ÖBAG kündigte an, die neue Situation bewerten zu wollen. Gleichzeitig freute sie sich über den Anteilsverkauf ins Ausland: „Unser erstes Ziel der Streitbeilegung zwischen Novomatic AG und Sazka Group ist erreicht.“

Von der ÖVP gab es zum Novomatic-Verkauf keine Reaktion. Aus Sicht von SPÖ-Finanzsprecher Jan Krainer müsse die ÖBAG von einem Vorkaufsrecht Gebrauch machen. Auch die Landessprecherin der niederösterreichischen Grünen, Helga Krismer, forderte die ÖBAG auf, „einen Kauf anzudenken“. Sie forderte darüber hinaus einen „sofortigen Austausch“ an der ÖBAG-Spitze. NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger verwies darauf, dass Novomatic ihren Anteil an den Lotterien behält. „Klar, dort ist ja auch die Lizenz zum Gelddrucken. Nicht ganz unwichtig für Online Gaming Lizenzen...“, schrieb sie auf Twitter. Die FPÖ gibt einem „parteipolitisch motivierten Geschrei“ über die Bestellung von Peter Sidlo (FPÖ) in den Casinos-Vorstand die Schuld für den Verkauf an Sazka. Die Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt rund um Sidlos Bestellung gegen elf Beschuldigte. (APA)

Sidlo pocht auf Ansprüche

Der vorige Woche vom Casinos-Austria-Aufsichtsrat abberufene Finanzvorstand Peter Sidlo wehrt sich gegen den Hinauswurf – und pocht auf Ansprüche. Laut Standard lässt er in einem Brief an das Gremium durchblicken, dass er gerne eine Entschädigung hätte. Im Schreiben heißt es: „Ich halte fest, dass die Abberufung aus meiner Sicht jedenfalls nicht rechtmäßig war und mir weiterhin die in meinem Vorstandsvertrag und im Aktiengesetz vorgesehenen Rechte/Ansprüche zustehen.“ Medial kolportierte Verfehlungen seinerseits – es gibt den Verdacht der politischen Absprachen unter Türkis-Blau – lägen nicht vor.

Die Casinos hatten nach der Abberufung betont, dass der Vertrag ohne Abfindung aufgelöst werde. Der vormalige FPÖ-Bezirksrat Sidlo gibt sich verhandlungsbereit: Er sei an einer „gütlichen Bereinigung dieser Angelegenheit“ interessiert und bereit für Gespräche. Sidlo war von 2. Mai bis 2. Dezember Casinos-Finanzvorstand. (APA)

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