Kollektivverträge

Handels-KV: Gehaltsplus von 2,5 Prozent, Recht auf Vier-Tage-Woche

Handels-Betriebsräte während einer Protestaktion vor der Wirtschaftskammer in Wien.
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Arbeitgeber und Gewerkschaft einigten sich am Montag auf eine Erhöhung von 2,5 Prozent, die unteren Gehaltsstufen werden im Schnitt um rund 3 Prozent erhöht, die Lehrlingsentschädigungen um 8 Prozent.

Wien – Nach fünf Verhandlungsrunden haben sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Nacht auf Dienstag auf einen neuen Kollektivvertragsabschluss für rund 450.000 Beschäftigte im Handel geeinigt. Kurz nach Mitternacht vereinbarten die beiden Seiten eine Erhöhung der Gehälter um 2,5 Prozent, mindestens aber um 48 Euro. Für die unteren Gehaltsstufen gibt es somit ein Plus von 3,2 Prozent.

Die Lehrentschädigungen steigen im Schnitt um 8 Prozent. Zudem einigten sich die Verhandler auf einen Rechtsanspruch auf eine – nicht zusammenhängende – Vier-Tage-Woche. Auch auf Altersteilzeit und Bildungskarenz sollen die Beschäftigen künftig Anspruch haben, wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt sind. Bei der Altersteilzeit bezieht sich die Einigung ausschließlich auf das kontinuierliche Modell, bei dem die Arbeitszeit über den gesamten Zeitraum der Altersteilzeit reduziert wird, hieß es aus der Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) auf APA-Anfrage. Nicht vorgesehen ist dagegen das geblockte Modell, bei dem der Arbeitnehmer zunächst in normalem Zeitumfang weiterarbeitet und dann den Ruhestand de facto früher antritt.

Gewerkschafts-Chefverhandlerin Anita Palkovich.
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Die Anrechnung von Karenzzeiten auf dienstzeitenabhängige Ansprüche steigt von 10 auf 24 Monate. Zudem werden ab 2019 die Geschäfte am 24. Dezember bereits um 13 Uhr statt wie bisher um 14 Uhr schließen.

Arbeitgebervertreter: „Ans Limit gegangen“

Die Gewerkschafterin und Verhandlerin für die Arbeitnehmerseite, Anita Palkovich von der GPA-djp, bezeichnete das rahmenrechtliche Paket als „wirklich herzeigbar“ und hob die stärkere Erhöhung für die untere Gehaltsstufen hervor. Der Chefverhandler der Arbeitgeber, WKÖ-Spartenobmann Peter Buchmüller, sagte, seine Seite sei „ans Limit gegangen“. Der Abschluss könne sich sehen lassen. Positiv fiel auch das Resümee des Handelsverband-Geschäftsführers Rainer Will aus. Die Einigung stelle den Weihnachtsfrieden sicher. Ein durchwachsenes Jahr für den heimischen Handel gehe versöhnlich zu Ende.

Arbeitgeber-Chefverhandler Peter Buchmüller.
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ÖVP-Klubobmann und ÖAAB-Chef August Wöginger bezeichnete den Abschluss mit der Anrechnung von Karenzzeiten als „richtungsweisend“. Da im Handel besonders viele Frauen tätig sind, werde die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen dadurch ein Stück weit geschlossen. Nun gelte es, die Anrechnung von Karenzzeiten auch in weiteren Kollektivverträgen zu berücksichtigen, forderte Wöginger.

Die Gewerkschaft dagegen sieht genau in diesem Punkt die Zuständigkeit bei Wöginger selbst. Der ÖVP-Klubmann solle endlich eine Gesetzesvorlage für die volle Anrechnung von Karenzzeiten präsentieren, forderte die Bundesvorsitzende der GDP-djp, Barbara Teiber, in einer Reaktion auf Wögingers Stellungnahme. Der Abschluss zeige, „dass die Gewerkschaften durchsetzen, wo die Regierung eigentlich in der Pflicht wäre“.

Für die Lehrlinge gibt es ab 2019 durchschnittlich um 8 Prozent mehr Geld. Die Lehrlingsentschädigungen liegen damit bei 650 Euro im ersten Lehrjahr, 820 Euro im zweiten, 1000 Euro im dritten und 1150 Euro im vierten. 2020 sollen sie auf 700 Euro, 900 Euro, 1100 Euro und 1.200 Euro steigen.

Der neue Kollektivvertrag tritt mit 1. Jänner 2019 in Kraft. (APA)

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