Fachkräftemangel

Gewerbe und Industrie orten leichten Abschwung: Politik gefordert

Gerade kleine Handwerksbetriebe mit bis zu 10 Mitarbeitern leiden unter der hohen Steuerlast.
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Wegen konjunktureller Abkühlung fordern Gewerbe und Industriellenvereinigung eine Steuerreform und Geld für Lehrausbildung.

Innsbruck, Wien –Die Konjunktur im 3. und 4. Quartal des Vorjahres habe sich im Westen etwas schneller eingetrübt als im Osten Österreichs. Trotzdem zeigt sich der Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Tirol, Franz Jirka, zufrieden. Die rund 22.000 Tiroler Gewerbe- und Handwerksunternehmen mit rund 65.000 Beschäftigten haben im Vorjahr etwa 510 Millionen Euro im Export erwirtschaftet und 470 Millionen Euro in Ausbau und Modernisierung ihrer Betriebe investiert. Der Umsatz konnte 2018 um zwei Prozent auf rund 8,2 Milliarden Euro gesteigert werden.

Dass sich die Konjunktur abkühle, zeige sich aber an der Tatsache, dass der mengenmäßige Umsatz, also das Absatzvolumen, unter Berücksichtigung der Preisanpassungen (+2,1 Prozent) um 0,1 Prozent gesunken sei. Zu schaffen macht den Betrieben laut Erhebung der KMU Forschung Austria der Fachkräftemangel – mehr als 53 Prozent geben an, davon betroffen zu sein – und die zunehmende Preiskonkurrenz (39 Prozent). „Das Stimmungsbarometer für das 1. Quartal 2019 befindet sich nach wie vor im deutlich positiven Bereich, es überwiegen die Betriebe mit guter Geschäftslage“, errechnete Christina Enichlmair von der KMU Forschung Austria: „Trotz Überschreitung des konjunkturellen Höhepunkts blicken die Unternehmer insgesamt auch positiv ins zweite Quartal 2019.“

Der allgegenwärtige Fachkräftemangel werde die Branche jedoch noch längere Zeit beschäftigen, erklärt Spartenobmann Jirka. Er fordert Entbürokratisierung, momentan habe er den Eindruck, dass auf eine Regelung, die wegfällt, zwei neue Vorschriften folgen.

Auch eine Senkung der Abgabenquote sei gefordert. „Eine Senkung unter 40 Prozent muss kommen und das so schnell wie möglich“, fordert Jirka. Zudem fordert er eine Aufwertung der Lehrausbildung: „Die Kosten für die Erlangung eines Meistertitels, die selbst zu tragen sind, stehen in keinem Verhältnis zu den Kosten für eine akademische Ausbildung. Hier brauchen wir endlich mehr Fairness bei der Finanzierung der Ausbildung.“

Auch die Industriellenvereinigung (IV) prognostiziert auf Basis ihres neuesten Konjunkturbarometers für heuer – noch – ein Wirtschaftswachstum von 1,5 bis 1,75 Prozent. IV-Generalsekretär Christoph Neumayer und IV-Chefökonom Christian Helmenstein sprechen von „konjunktureller Ernüchterung“, die auch ein Handlungsauftrag für politische Reformen sei. Auch der Industrie geht es um eine stärkere Bekämpfung des Fachkräftemangels und eine „ausgewogene, faire Steuerreform, von der Menschen und Unternehmen profitieren“. „Es geht darum, den Faktor Arbeit wirklich zu entlasten. Hier sind wir uns wohl mit Arbeitnehmervertretern und der Politik einig“, sagt Neumayer. Für die Betriebe müsse auch etwas herausschauen, über die vergangenen Jahre hätten diese „Verschlechterungen erlebt“. So gehöre die Körperschaftsteuer (KÖSt) signifikant gesenkt, am besten sollte ein Einser vor dem Steuersatz stehen, der sich derzeit auf 25 Prozent beläuft, so Neumayer. Auch die Halbierung des Steuersatzes für einbehaltene Gewinne sei eine Variante. Welche gezogen werde, müsse die Politik entscheiden. (ver)

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