Bereiterin Magdalena Hell: Lebenslanges Lernen auf dem Rücken der Pferde
Magdalena Hell machte ihre Pferdeliebe zum Beruf. Als Bereiterin lebt sie aber mit körperlicher Belastung und einem permanenten Verletzungsrisiko.
Von Natascha Mair
Ebbs – Leber und Milz gerissen, Steiß- und Kreuzbein gebrochen. So lautete die Diagnose nach Magdalena Hells bisher schlimmstem Arbeitsunfall. Zwei Wochen lag die Bereiterin auf der Intensivstation. Trotz des hohen Verletzungsrisikos in ihrem Job stellte sich für die heute 27-Jährige nie die Frage, ob sie überhaupt wieder aufs Pferd steigen soll.
Ihre berufliche Laufbahn startete Hell an jenem Ort, an dem ihre Leidenschaft begonnen hatte. „Ich bin am Fohlenhof in meinem Heimatort Ebbs aufgewachsen“, erzählt sie. Dort lernte die junge Frau vier Jahre lang, wie man Pferde zum Reiten und Fahren trainiert. Außerdem verinnerlichte sie alles über Haltung und Pflege der Tiere sowie über das Erteilen von Reit- und Fahrunterricht. Und zwar im Rahmen einer so genannten Elevenausbildung, die vergleichbar sei mit einer Lehre. Nur gebe es keine Berufsschule für Bereiter, weswegen die Ausbildung hierzulande auch nicht staatlich anerkannt sei, klärt Hell auf. Dennoch habe sie diese Variante – aufgrund des wesentlich höheren Praxisanteils – dem Weg über eine Landwirtschaftsschule mit Pferdezweig vorgezogen.
TT-Berufsporträt
Voraussetzungen: Liebe zu Pferden, absolutes Feingefühl, körperliche Fitness und Belastbarkeit, mentale Stärke, didaktische und rhetorische Fähigkeiten, Organisationstalent.
Ausbildung: Elevenausbildung in einem Betrieb (4 Jahre), Fachschule für Pferdewirtschaft (3–6 Jahre, mit Matura möglich) oder Weg über Prüfungen vom Übungsleiter über den staatlich geprüften Reitlehrer bis hin zum Spezialtrainer.
Nach acht Jahren am Fohlenhof Ebbs machte sich die Unterländerin mit einem Einstellbetrieb selbstständig. Das ließ ihr die nötige Zeit, um immer wieder auf Turnieren und in anderen Betrieben zu arbeiten und dort zu trainieren. In ihrer Branche sei es extrem wichtig, in verschiedenen Betrieben und mit unterschiedlichen Pferderassen zu lernen, erklärt Hell. Daher besucht sie noch heute regelmäßig in ihrer Freizeit Fortbildungen. „Um richtig Reiten zu lernen, ist ein Leben zu kurz“, schmunzelt sie. Inzwischen ist Hell als Ausbildungsleiterin an den Fohlenhof Ebbs zurückgekehrt. Seitdem gehören auch die tägliche Einteilung des Reitbetriebs sowie der Trainingsstunden der Jungpferde – die zum Teil von außerhalb kommen und jeweils für 30 Tage am Fohlenhof Ebbs sind, um auf die Leistungsprüfung vorbereitet zu werden – zu ihren Aufgaben. Zudem müssen Hell und ihre Kollegen sich und die Pferde für die regelmäßig stattfindenden Showprogramme vorbereiten. Daneben packen die Bereiter bei der Stallarbeit mit an. Gearbeitet wird bereits früh am Morgen, ebenso wie an Wochenenden und Feiertagen.
„Viele, die aus der Schule kommen, unterschätzen die körperliche Belastung in dem Job und bleiben nicht lange dabei“, sagt Hell. Neben der nötigen Fitness gehöre auch eine gehörige Portion Selbstvertrauen zum Job. Gehe man mit Angst und Zweifeln ans Werk, verunsichere man die Tiere. Das Schönste an ihrer Arbeit sei, dabei zusehen zu können, wie Pferd und Reiter gemeinsam über sich hinauswachsen und Selbstvertrauen entwickeln. Gerade bei Reitschülern mit Behinderungen sei dies sehr gut beobachtbar. „Da schlägt mein Trainerherz höher“, sagt sie.