Junge Zirler Eishockey-Hoffnung schlittert ihrem Traum entgegen
Eishockey-Märchen im Hochsommer: Dario Winkler (18) wechselt von Red Bull Salzburg zum kanadischen Spitzenklub Brandon Wheat Kings.
Von Vivien Schibblock
Zirl – Das war knapp. An 120. und letzter Stelle schaffte Dario Winkler den Sprung nach Übersee. Während sein Tiroler Landsmann Mario Huber bereits an siebter Stelle ausgewählt wurde (die TT berichtete), musste der Zirler länger zittern. Aber die bangen Momente haben sich gelohnt. Auch der 18-Jährige wurde beim CHL-Import-Draft, einer Eishockey-Talentesuche für Spieler außerhalb Amerikas, vom kanadischen Spitzenklub Brandon Wheat Kings entdeckt.
Nun soll sein großer Eishockey-Traum wahr werden. „Ich habe immer hart trainiert, weil ich ein Ziel vor Augen hatte – und das war Kanada“, sagt er. Seine Eltern, seine Freunde, seine Tiroler Heimat wird Winkler freilich nur noch selten sehen. „Kein Problem, es gibt ja Skype“, sagt er cool. In der 50.000 Einwohner zählenden Stadt Brandon, inmitten der Kornkammer Kanadas, will der Tiroler die Ernte einfahren. „Es ist ein großartiger Schritt für mich, es ist eine Bestätigung für meine harte Arbeit und ich hoffe, dass ich in dieser Liga bestehen kann.“
Ein Vorteil sei, dass ihm Kanada gar nicht so fremd ist: „Ich kenne das kanadische Eishockey, ich habe dort schon an ein paar Turnieren teilgenommen und war auch bei einigen Top-Spielen zuschauen.“ Am liebsten würde der ehrgeizige Zirler mit seiner neuen Mannschaft die Champions-Hockey-League (CHL) aufmischen und in den Play Offs spielen. In der abgelaufenen Saison haben die Brandon Wheat Kings den Grunddurchgang der Liga gewonnen. Mit seinen für einen Eishockeycrack noch mäßigen 1,78 Metern will Winkler hoch hinaus.
Vor einigen Jahren schnürte Winkler seine Schlittschuhe noch bei den „Gunners“ in Zirl, über die Innsbrucker Haie führte der Weg nach Salzburg. Bei Red Bull verbrachte er wichtige Lehrjahre: In der vergangenen Saison feierte er sein EBEL-Debüt und war hauptsächlich in der Jugendmannschaft der „Bullen“ tätig. „Es war für mich ein optimales Training“, sagt Winkler. Er habe viele andere Länder kennengelernt und er reiste sogar bis auf die Insel Sachalin im äußersten Nordosten Russlands.
Viele Kilometer wird der Zirler auch in Kanada zurücklegen müssen. Aber das sollte ebenso klappen, meint Winkler, wie die Kommunikation auf Englisch. „Das ist ja sowieso die Eishockey-Sprache.“ Auch in der Vergangenheit sei er schon von englischsprachigen Trainern betreut worden.
Bis das Abenteuer in Kanada beginnt, hat Winkler einen dichten Terminkalender. Derzeit absolviert er ein „Development Trainingscamp“ in Florida, kommende Woche trainiert er mit Österreichs U20-Nationalteam. Es ist also alles angerichtet – Mama Doris hat dennoch einen Plan B parat. „Falls die Karriere im Ausland nicht klappen sollte, kann er ja jederzeit wieder nach Salzburg kommen“, sagt sie. Seine Schulausbildung hat der aufstrebende Crack noch rechtzeitig abgeschlossen. „Die Welt wird also nicht untergehen, sollte es als Profi nicht klappen“, sagt Winkler. Jetzt zählt für ihn aber nur noch Kanada.