Heimische Betriebe hoffen auf Milliardenmarkt Iran
Österreichs Betriebe wittern gute Geschäfte in Persien. Nach dem Ende des Embargos wollen sie das Handelsvolumen mit dem Iran verfünffachen. Iran sieht Europa als lukrativen Gasmarkt.
Wien –Österreichs Unternehmen hoffen nach dem Atom-Deal und dem Ende der Blockade auf gute Geschäfte in Persien. Das bilaterale Handelsvolumen mit dem Iran soll mittelfristig auf eine Milliarde Euro verfünffacht werden, sagte Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), bei einer EU-Iran-Wirtschaftskonferenz am Donnerstag in Wien.
Österreich habe auch in schwierigen Zeiten immer Kontakte zu Teheran unterhalten. Angesprochen auf die Kritik, die Kammer würde trotz katastrophaler Menschenrechtslage im Iran nur ans Geschäft denken, meinte Leitl, dass die WKÖ sich an alle Beschlüsse und Sanktionen halte und man nicht „der Schiedsrichter der Welt“ sei. Durch intensivere Wirtschaftsbeziehungen entstehe eine Win-win-Situation für alle, menschliche Kon- takte trügen zum Frieden bei.
Auch Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) wies auf die schon bisher gute Beziehung zum Iran hin. Heimische Betriebe seien gut im Markt positioniert und würden dort einen guten Ruf genießen. Die Einigung im Atomstreit ergebe nun neue wirtschaftliche Chancen – vor allem in den Bereichen Erneuerbare Energien, beim Ausbau der Infrastruktur, im Maschinenbau sowie bei der Erdgas- und Erdölproduktion. Der Minister erwartet, „dass Österreich zusammen mit Deutschland, Frankreich und Italien zu jenen Ländern gehören wird, denen die Einigung und das neue Klima mehr nützen werden als anderen Ländern“.
Tiroler Betriebe führten laut Zahlen der WK Tirol 2013 Waren für 14 Mio. Euro in den Iran aus. 1997 waren es noch 35 Mio. Euro – damals wog der Iran für die Tiroler doppelt so schwer wie China. Die meisten Exporte gab es bei Pharmazeutika, Maschinen und Lebensmitteln. Auch Auto-Zulieferer waren gut im Geschäft.
Der iranische Handelsminister Mohammad Reza Ne’matzadeh lud EU-Investoren ein, kräftig im Iran tätig zu werden. Man wolle der WTO beitreten. Das Land wolle seinen Öl- und Gassektor, die Bergbau- und Metallindustrie sowie den Auto- und Autozulieferbereich ausbauen. Der stv. Öl-Minister Hossein Samaninia sagte, die Regierung hoffe, bis 2020 Verträge über rund 50 Öl- und Gasprojekte im Wert von 185 Mrd. Dollar abzuschließen. Der Iran wolle Europa mittelfristig mit großen Mengen an Erdgas beliefern.
Demos begleiteten das Treffen. „Stop the Bomb“-Sprecher Stefan Schaden kritisierte: „Österreichische und deutsche Unternehmen stehen 70 Jahre nach dem Holocaust in der ersten Reihe, um Geschäfte mit dem antisemitischen iranischen Regime anzubahnen.“ Leitl meinte: „Da draußen demonstriert ‚Stop the Bomb‘, und ich sage Ihnen eines: Die Bombe wurde durch Verhandlungen und Dialog verhindert.“ Bundespräsident Heinz Fischer kündigte eine Iran-Reise mit großer Delegation an (siehe Seite 11). (wer, APA)