Bau des Semmering-Basistunnels auch auf steirischer Seite begonnen
Spital/Semmering (APA) - In der Steiermark wurden am Donnerstag offiziell die Arbeit an den Schächten im Mittelabschnitt des Semmering-Basis...
Spital/Semmering (APA) - In der Steiermark wurden am Donnerstag offiziell die Arbeit an den Schächten im Mittelabschnitt des Semmering-Basistunnels (SBT) im Fröschnitzgraben gestartet. Im Beisein von Verkehrsminister Alois Stöger (SPÖ) und ÖBB-Chef Christian Kern löste Tunnelpatin Elisabeth Schöggl - die Witwe eines der Opfer des Lassing-Unglücks 1998 - um 12.15 Uhr symbolisch die Sprengung in einem der Schächte aus.
Tunnelpatin Schöggl sagte, es wäre für ihren in der Grube von Lassing verunglückten Mann Josef ein großer Moment gewesen - schließlich habe er am Probestollen mitgearbeitet. Sie wünschte den Bergleuten und Mineuren unfallfreies Arbeiten. Neben Stöger und Kern waren Vertreter der Landesregierungen von NÖ und der Steiermark dabei. Dies war in der langen Geschichte des SBT nicht immer selbstverständlich.
ÖBB-Vorstandschef Christian Kern sagte beim Start der Arbeiten, die inoffiziell schon seit Monaten im Gange waren: „Die Semmeringregion ist historischer Boden für die Bahn, die seit jeher Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten für die Bevölkerung hier brachte.“ Allein die UVP umfasse rund 10.000 Seiten mit Stellungnahmen, es gab 30 externe Gutachter und 700 Quadratmeter Pläne. „Und das ist gut so, wir müssen die Minderheitenrechte und den Umweltschutz sehr ernst nehmen, aber auch das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Hier haben wir einen Tunnel und ein System, das Bahnfahren nachhaltig revolutionieren wird. Handelsvolumina und Verkehrsströme werden wachsen, die Anbindung erfolgt über Seehäfen. Die Südachse hat dasselbe Potenzial wie die Weststrecke, aber nur ein Viertel der Kunden“.
Kern sagte, er rechne auch mit einer massiven Wirkung im Nahverkehr, mit mehr Kapazität von Pottendorf im Süden von Wien bis Wolfsberg in Kärnten. Dort, wo es die Koralmbahn als Teil der Südachse zusammen mit dem SBT schon gebe, im Bereich Wettmannstätten, verzeichne der Personenverkehr höchste Zuwachsraten. Das werde auch auf anderen Abschnitten so sein. „Ich bin überzeugt, von Bruck/Mur bis Graz werden wir die Zuganzahl verdoppeln. Derzeit haben wir 32 Prozent Güterverkehr auf der Schiene, wir wollen 40 Prozent erreichen“.
Verkehrsminister Stöger gab sich pathetisch: „Wir ermöglichen Mobilität, das ist ein Akt von Freiheit. Österreich investiert rund 11 Milliarden Euro in die Südbahnstrecke“. Er habe vor einer Woche Gespräche in Lienz in Osttirol gehabt: „Die Menschen sagten mir, super, dass der SBT gebaut wird, damit haben wir neue Verbindungen. Mit dem SBT werden Strecken, Bahnhöfe und Service entlang der Südachse verbessert. Wir sind das Bahnfahrerland Nummer eins geworden, das ist auch aus umweltpolitischen Gründen entscheidend und erhöht die Chancen der Region“.
Rene Kotacka, Chef der Infrastruktursparte von Impenia AG, die zusammen mit Arge-Partner Swietelsky Tunnelbau für die Errichtung zuständig ist: „Wir bringen die Erfahrung im Bau des Gotthard-Tunnel mit“. Der SBT sei eines der europaweit größten und technisch anspruchsvollsten Projekte.“
Steiermarks Landeshauptmannstellvertreter Michael Schickhofer (SPÖ) meinte, mit dem SBT schaffe man Zukunft für die Steiermark, Österreich und Mitteleuropa. „Nur wenn wir an die europäischen Achsen von Danzig und Warschau bis in den Raum Venedig und Bologna gut angebunden sind, kann Regional- und Wirtschaftsentwicklung stattfinden. Ich hoffe, dass der Umsetzungsprozess schneller geht als der Planungsprozess mit 26 Jahren“, so der LHStv.
Niederösterreichs-Verkehrslandesrat Karl Wilfing (ÖVP): „Was lange währt, wird endlich gut. Hier haben wir eine vierfache Win-Situation, ein Highlight im öffentlichen Verkehr, dem das 21. Jahrhundert gehört. Zur hervorragend ausgestatteten Ost-West-Achse kommt nun eine leistungsfähige Südachse - auch in Hinblick auf die bevölkerungsstarken Räume Mödling, Baden und Neustadt. Und die alte Semmering-Bergstrecke bleibt erhalten, als Ausweichstrecke bei Tunnelservicearbeiten.“
(Grafik Nr. 0629-15, Format 88 x 105 mm)
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