Sojus-Kapsel brachte drei Astronauten zur Internationalen Raumstation

Moskau (APA/AFP) - Nach mehrwöchiger Verspätung ist die Crew der Internationalen Raumstation ISS wieder komplett. Sechs Stunden nach ihrem S...

Moskau (APA/AFP) - Nach mehrwöchiger Verspätung ist die Crew der Internationalen Raumstation ISS wieder komplett. Sechs Stunden nach ihrem Start im kasachischen Baikonur dockten Donnerstagfrüh drei Raumfahrer aus Russland, den USA und Japan mit einer Sojus-Kapsel an der ISS an. Nach dem trotz einer kleinen Panne erfolgreichen Manöver ist die ISS nun wieder mit sechs Astronauten besetzt.

Die Neuankömmlinge auf der Raumstation, der Russe Oleg Kononenko, der Amerikaner Kjell Lindgren und der Japaner Kimiya Yui, waren am Mittwochabend um 23.02 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) planmäßig mit einer Sojus-Rakete vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in der kasachischen Steppe gestartet. Der Start des Trios zur ISS war ursprünglich bereits für den 26. Mai geplant, nach dem Absturz eines unbemannten russischen „Progress“-Frachters aber um knapp zwei Monate verschoben worden.

Am Donnerstag um 04.46 Uhr MESZ dockte die Sojus-Kapsel mit den drei Raumfahrern an der ISS an, obwohl sich ein Sonnensegel an dem Raumfahrzeug nicht pünktlich entfaltet hatte. Eine solche Panne war bereits 2014 an einer Sojus-Kapsel aufgetreten. An Bord der ISS wurden die neuen Crewmitglieder von den russischen Kosmonauten Gennadi Padalka und Michail Kornijenko sowie dem US-Astronauten Scott Kelly begrüßt, die ihre Mission auf der Raumstation Ende März begonnen hatten.

Der unbemannte „Progress“-Frachter hatte Ende April nach seinem Start die vorgesehene Umlaufbahn verfehlt und war außer Kontrolle geraten. Anfang Mai verglühte er beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos setzte daraufhin sämtliche Weltraumflüge aus. Wegen des „Progress“-Absturzes war der Aufenthalt von drei anderen Astronauten auf der ISS um einen Monat verlängert worden: Die Italienerin Samantha Cristoforetti, der Russe Anton Schkaplerow und der US-Astronaut Terry Virts kehrten erst am 11. Juni auf die Erde zurück.

Die drei Neuankömmlinge auf der ISS brachten am Donnerstag ein ungewöhnliches technisches Gerät mit an Bord, das als Fernbedienung aus dem Weltall dienen soll: Mit dem Kontur-2-Joystick des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) soll Kononenko im August von der ISS aus einen Roboter im Labor des DLR-Instituts für Robotik und Mechatronik ferngesteuert bewegen.

Dabei wird dem Kosmonauten nicht nur ein Kamerabild von dem Roboter am Boden übermittelt, wie das DLR in Köln mitteilte. Kononenko wird auf der ISS auch genau spüren, was der Roboter in mehr als 400 Kilometern Entfernung auf dem Erdboden berührt.

Dieses sogenannte Telepräsenz-Experiment soll bei seinem Bediener den Eindruck erwecken, er sei im Labor vor Ort und nicht in einer Umlaufbahn um die Erde. Die Technologie soll es zukünftig Astronauten ermöglichen, Roboter im Orbit oder auf Oberflächen von Himmelskörpern - beispielsweise auf dem Mond oder dem Mars - für Montage- und Reparaturaufgaben zu steuern, ohne die Raumstation zu verlassen.