Deutsche Bahn-Gewinn schrumpfte im Halbjahr um fast ein Fünftel
Berlin (APA/Reuters) - Die Deutsche Bahn fährt weiter in die Krise. Das Unternehmen verdiente nach Angaben aus Konzernkreisen im ersten Halb...
Berlin (APA/Reuters) - Die Deutsche Bahn fährt weiter in die Krise. Das Unternehmen verdiente nach Angaben aus Konzernkreisen im ersten Halbjahr fast ein Fünftel weniger. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) habe bei 890 Millionen Euro gelegen und sei damit um gut 18 Prozent gegenüber der ersten Jahreshälfte 2014 geschrumpft, sagten mehrere mit den Zahlen Vertraute am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters.
Damals lag der Gewinn noch bei knapp 1,1 Milliarden Euro. Bis auf das Schienennetz schnitten demnach praktisch alle Sparten schlechter ab als im Vorjahr und verfehlten zudem ihre eigenen Planzahlen. Vor allem die Güterbahn sowie die von der Fernbus-Konkurrenz gebeutelten IC und ICE verpassten ihre Vorgaben. Etwas besser sah es demnach beim Konzern-Umsatz aus: Mit rund 20 Milliarden Euro sei er sogar leicht höher als im Vorjahr ausgefallen, hieß es.
Die Deutsche Bahn will ihre Halbjahreszahlen am Dienstag veröffentlichen. Bis dahin wolle man sich nicht zu den Zahlen äußern, sagte ein Sprecher.
Konzernunterlagen zufolge, die Reuters vorliegen, hat die Bahn bereits ihre Jahresprognose auf einen Gewinn von 2,0 Milliarden statt der ursprünglich vorgesehenen 2,2 Milliarden gekappt. Manager halten jedoch auch diese Zahl für ehrgeizig. Klar ist, dass Bahnchef Rüdiger Grube damit bereits im dritten Jahr in Folge seine Geschäftsziele verpassen wird.
Er will daher jetzt auch personell Konsequenzen ziehen und plant einen umfassenden Umbau: So wird der Vorstand von acht auf sechs Mitglieder verkleinert. Erstmals werden zudem die Bereiche Güterbahn sowie Fern- und Nahverkehr in Deutschland in der Hand eines Vorstandes vereinigt. Diese zentrale Aufgabe soll der bisherige Fernverkehrsvorstand Berthold Huber übernehmen. Er muss vor allem IC und ICE wieder in die Spur bringen, deren Gewinne wegen der Fernbus-Konkurrenz dahinschmelzen. Im ersten Halbjahr erzielte die Sparte den Angaben aus Konzern-Kreisen zufolge einen operativen Gewinn von nicht einmal 60 Millionen Euro - weniger als die Hälfte des Ergebnisses im Vorjahreszeitraum. Und schon damals war der Gewinn deutlich geschrumpft.
Zum Vorstand für Politik und Recht wird Ex-Kanzleramtsminister Ronald Pofalla aufsteigen. Dagegen scheiden der bisherige Personverkehrschef Ulrich Homburg ebenso wie Logistik-Vorstand Karl-Friedrich Rausch aus. Auch der Chef der Güterbahn, Alexander Hedderich, verliert seinen Posten.
Die schrumpfenden Gewinne soll ein Sparprogramm abfedern, mit dem bis zu 100 Millionen Euro jährlich gewonnen werden sollen. Effektiver will Grube zudem Dienstleistungssparten wie Sicherheit und Reinigung organisieren, wo fast 20.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Hier stehen ihm jedoch Auseinandersetzungen mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) bevor, die den Einsatz externer Mitarbeiter beschränken will.
Da der Konzern auch dieses Jahr seine Investitionen nicht aus eigenen Gewinnen bezahlen kann, werden die Schulden weiter Richtung eines Rekordstandes von 20 Milliarden Euro steigen. Um neue Mittel für den Konzern zu gewinnen, gilt daher ein Verkauf von Unternehmensteilen als Möglichkeit. Dafür spricht, dass die internationale Logistik sowie der internationale Nahverkehr der Tochter Arriva jetzt Finanzvorstand Richard Lutz unterstellt werden. Besonders Arriva gilt dafür als interessant, zumal hier bei den Gewerkschaften in Deutschland relativ wenig Widerstand erwartet wird. Bahnchef Grube bestritt jedoch Verkaufspläne: „Das war nie unsere Absicht und wird auch in Zukunft nicht unsere Absicht sein“, sagte er dem Sender „hr-info“. In Kreisen des Aufsichtsrats wurde aber darauf verwiesen, dass mit dem Umbau zumindest die Möglichkeit einer Beteiligung von Investoren bezweckt werde.
~ WEB http://www.deutschebahn.com/de/ ~ APA464 2015-07-24/16:06