Amoklauf in US-Kino - Kinoschütze war psychisch gestört

Lafayette (APA/dpa/AFP) - Der 59-Jährige, der in einem Kino im US-Staat Louisiana zwei Menschen erschoss, hat seine Tatwaffe auf legalem Weg...

Lafayette (APA/dpa/AFP) - Der 59-Jährige, der in einem Kino im US-Staat Louisiana zwei Menschen erschoss, hat seine Tatwaffe auf legalem Weg in einem Pfandhaus gekauft - trotz einer langen Vorgeschichte psychischer Störungen. Das bestätigte die Polizei in Phenix City (Alabama), wo der Mann jahrelang gewohnt hat. Der örtliche Polizeichef Jim Craft bezeichnete ihn als eine Art „Herumtreiber“.

Wie die Polizei am Freitag bekannt gab, handelte es sich bei dem 59-jährigen John H. um einen extremistischen Regierungsgegner. Nach Medienberichten war sein Verhalten in den vergangenen etwa sieben Jahren immer irrationaler geworden, seine Familie lebte anscheinend in Angst vor ihm. Was jedoch genau den Amoklauf während einer Filmvorführung am Donnerstagabend (Ortszeit) in der Stadt Lafayette auslöste, blieb am Wochenende zunächst unklar. „Wir werden das Motiv vielleicht nie herausfinden“, sagte Staatspolizist Mike Edmonson vor der Presse. Der als John Russell H. identifizierte Schütze hatte sich selbst getötet, als ihm Polizisten nach der Tat den Fluchtweg abschnitten.

H. war einer von etwa 25 Menschen, die sich eine Kinokarte für die romantische Komödie „Trainwreck“ gekauft hatten, wie Craft mitteilte. 20 Minuten nach Beginn des Films begann er plötzlich, auf die Zuschauer zu schießen. Zwei junge Frauen starben, fünf der insgesamt neun Verletzten wurden am Samstag noch in Krankenhäusern behandelt.

Der zuletzt wohnungslose Mann hatte sich erst seit Anfang Juli im Raum Lafayette aufgehalten. Der „New York Times“ und anderen Medien zufolge ließ seine Familie ihn 2008 zwangsweise in eine psychiatrische Klinik einweisen, weil er eine Gefahr für sich selber und andere darstelle. So sei er davon besessen gewesen, die geplante Hochzeit seiner Tochter zu verhindern. Er habe die Brautleute verfolgt und ominös gedroht, dass es nicht zur Heirat kommen werde, zitierten die Medien aus Gerichtspapieren.

Zudem kam zutage, dass eine Frau 2008 eine richterliche Verfügung gegen H. erwirkte. Hinweise auf einen möglichen Komplizen fanden die Ermittler indes nicht, wie Louisianas Polizeichef Edmonson sagte. In einem Motel nahe dem Tatort wurden Brillen und Perücken entdeckt, was darauf hindeutete, das der Täter sich möglicherweise verkleiden wollte.

Die Ermittler werteten auch die Online-Aktivitäten des Täters aus. Demnach beschäftigte sich H. mit Verschwörungstheorien und hegte Sympathien für die Nazis. Nach Angaben des Southern Poverty Law Centers, das rechtsradikale Gruppen in den USA beobachtet, schrieb er dutzende Beiträge auf extremistischen Websites. Dadurch ergebe sich das Bild „eines politisch unzufriedenen und wütendes Mannes“. Zudem habe er antisemitische und homophobe Ansichten vertreten.

Nachdem sich seine Frau 2012 von ihm getrennt habe, sei es mit dem 59-Jährigen weiter bergab gegangen. 2014 sei er bankrott gewesen und bei einer Zwangsvollstreckung seines Hauses verwiesen worden.

Die Schießerei in Louisiana stellt erneut die Waffengesetze in den USA infrage, nach denen jeder Bürger eine Waffe tragen darf. Nur wenige Stunden vor den Ereignissen hatte sich Präsident Barack Obama in einem Interview „frustriert“ darüber gezeigt, dass ihm eine Verschärfung des Waffenrechts bisher nicht gelungen sei. Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 seien weniger als hundert US-Bürger durch Anschläge ums Leben gekommen, aber Zehntausende durch Schusswaffengewalt.

Der Gouverneur von Louisiana, Bobby Jindal, der im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner ist, sagte dagegen, es sei nicht der richtige Zeitpunkt für Debatten über die Waffengesetze: Jetzt müssten die Opfer im Mittelpunkt stehen.