Karriere-Boost mit 75: Unermüdlicher Ägyptologe Manfred Bietak

Wien (APA) - In einem Alter, in dem andere schon lange im Ruhestand sind, hat der Ägyptologe Manfred Bietak einen Karriere-Schub erhalten: D...

Wien (APA) - In einem Alter, in dem andere schon lange im Ruhestand sind, hat der Ägyptologe Manfred Bietak einen Karriere-Schub erhalten: Dem Wiener Forscher wurde heuer ein hochdotierter „Advanced Grant“ des Europäischen Forschungsrats (ERC) zuerkannt. Bietak, der morgen, Dienstag, seinen 75. Geburtstag feiert, forscht seit fast einem halben Jahrhundert an der geheimnisvollen Königsdynastie der Hyksos.

In dem ERC-Projekt will sich Bietak dem Rätsel um die Herkunft der Hyksos widmen, die zwischen etwa 1.640 und 1.530 v. Chr. in Ägypten herrschten. Der Wissenschafter vom Institut für Orientalische und Europäische Archäologie (OREA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat bereits 1966 die Hauptstadt der Hyksos auf einem Ruinenhügel bei der heutigen Stadt Tell el-Dab‘a entdeckt. Seit 2005 legt der emeritierte Professor der Uni Wien einen ausgedehnten Palastbezirk aus der Hyksos-Zeit frei.

Bietak, geboren am 6. Oktober 1940 in Wien, studierte an der Universität Wien und wurde 1964 in Ägyptologie promoviert. Zwischen 1961 bis 1965 nahm er an den österreichischen Rettungsgrabungen der nubischen Altertümer in Sayala teil. Von 1966 bis 1969 und von 1975 bis 2009 leitete er die Ausgrabungen von Tell el-Dab‘a im nordöstliches Nildelta. Dabei identifizierte er die Hyksos-Hauptstadt Avaris und die Ramses-Stadt Piramesse. Von 1969 bis 1979 war er zudem Grabungsleiter in Theben-West, wo er das Grab Anch-Hor entdeckte.

1971 wurde der Ägyptologe mit dem Aufbau einer archäologischen Forschungsstelle in Ägypten beauftragt, die 1973 dem Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) angegliedert wurde und bis 2009 unter seiner Leitung stand. Nach seiner Habilitation (1975) wurde Bietak zunächst außerordentlicher (1981) und schließlich ordentlicher (1989) Professor für Ägyptologie an der Uni Wien, wo er von 1986 bis zu seiner Emeritierung 2009 Vorstand des Instituts für Ägyptologie war.

Bietak leitet seit 1992 die Abteilung (vor 2013 „Kommission“) für Ägypten und Levante der ÖAW. Der Autor und Koautor von 16 wissenschaftlichen Monografien sowie von mehr als 200 Aufsätzen und Beiträgen in wissenschaftlichen Zeitschriften wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, etwa mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Zudem ist er Ritter des königlichen schwedischen Nordsternordens erster Klasse.