Grazer Schauspielhaus: „Idomeneus“ als antike Geschichtsshow
Graz (APA) - Im Grazer Schauspielhaus haben Studenten der Kunstuniversität am Sonntagabend im Haus Zwei, der ehemaligen Probebühne, einen kn...
Graz (APA) - Im Grazer Schauspielhaus haben Studenten der Kunstuniversität am Sonntagabend im Haus Zwei, der ehemaligen Probebühne, einen knappen, spannenden „Idomeneus“ geboten. Die stilistisch eigenwillige Vorlage von Roland Schimmelpfennig wurde eher statisch umgesetzt, wodurch die Österreichische Erstaufführung nicht nur über das Wort einer antiken Tragödie angenähert wurde.
Idomeneus, der Kreterkönig, soll seinen Sohn aufgrund eines Versprechens den Göttern opfern - ob er es tatsächlich tut oder nicht, darüber gehen die Meinungen in Schimmelpfennigs Werk auseinander. Der Erzähltext hat zwar Dialoge, wirkt aber im Spiel wie das Vorlesen einer epischen Geschichte. Dadurch bekommen alle elf Schauspielschüler, die von Clemens Maria Riegler aus dem Ensemble unterstützt werden, die Möglichkeit, in unterschiedlichste Rollen zu schlüpfen - aber keiner hat die Gelegenheit, eine Figur zu entwickeln und dadurch wirklich sein Können zu zeigen. Manchmal blitzt so etwas wie Persönlichkeit auf und lässt einen der Spieler aus der Masse heraustreten, dann wird deutlich, dass die Gruppe zumindest eine schöne Mischung unterschiedlichster Typen ist, doch Regisseur Jerome Junod kann bei aller Mühe um Abwechslung keine dramatischen Szenen zaubern, wo nun einmal keine sind.
Zu Beginn werden lange Passagen im Chor gesprochen, was eine recht geklungene Reminiszenz an das antike Theater ist, andererseits aber stellenweise wie eine Sprechtechnik-Stunde wirkt. Dann werden kurzweilig unterschiedliche Varianten der Geschichte erzählt, und dabei bemühen sich alle wirklich mit ganzem Einsatz, Leben in den Text zu bringen. Sehr ansprechend geriet die Ausstattung: Die Bühne zeigt ein Podest mit einem großen, ovalen Marmorsockel, auf dem gespielt werden kann und stammt ebenso wie die originellen Kostüme von Natalie Lutz.
(S E R V I C E - „Idomeneus“ von Roland Schimmelpfennig im Grazer Schauspielhaus, Haus Zwei. Regie: Jerome Junod, Bühne und Kostüme: Natalie Lutz. Mit: Tala Al-Deen, Amelie Bauer, Steffi Baur, Lena Entezami, Jana Franke, Danijel Gavrilovic, Konstantin Rickert, Clemens Maria Riegler, Patrick Schlegel, Daniel Schmidt, Carmen Steinert, Michael Hans Zehentner. Weitere Termine: 6., 8. und 27. Oktober, 3., 10. und 17. November. Karten: Tel. 0316/8000 oder http://schauspielhaus-graz.com)