VW Passat Variant: Den Bogen richtig gespannt
Unaufgeregte Formensprache und hoher Nutzwert zeichnen den Dauertestwagen VW Passat Variant aus: Antrieb, Fahrwerk und Verarbeitung überzeugen.
Von Markus Höscheler
Innsbruck –Es mutet schon seltsam an, in diesen Tagen die richtigen Worte für einen Dieselmotor von Volkswagen zu finden. Allerdings schicken wir hier gleich voraus, dass nach Konzernangaben die Aggregate der neuen Passat-Generation nicht von der strittigen Abgas-Manipulations-Software befallen sind, also auch nicht der Zweiliter-Turbodiesel des Dauertestwagens, eines Kombis, der uns fast sieben Monate lang beste Dienste leistete.
Das 150-PS-Triebwerk verfügt über beste Manieren, kann rasch sattes Drehmoment aufbauen – maximal sind es 340 Newtonmeter ab 1750 Umdrehungen/Minute – und beherrscht den Durchzug. Passabel sind die Beschleunigung von null auf 100 km/h in 8,9 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit von 218 km/h. Seine Kraft ist sogar so immens, dass die Vorderräder gelegentlich überfordert wirken, zumal das Mittelklasse-Langheck im hier besprochenen Fall lediglich als 2WD ausgelegt ist. Die Verknüpfung mit dem manuellen Sechsgang-Getriebe verdient eine positive Bewertung, auch der Durchschnittsverbrauch: Nach über 20.000 Kilometern Fahrt zeigte der Bordcomputer 5,3 Liter je 100 Kilometer an.
Dabei hatte es der Ölbrenner wenigstens mit 1,5 Tonnen Eigengewicht zu tun, zumeist aber war das Modell mit Vollbesetzung oder -beladung unterwegs. Immerhin offeriert der Bestseller-Kombi ein Ladeabteil mit einem Volumen von 650 bis 1780 Litern. Unabhängig von seinen Transporter-Qualitäten kann der Passat auch die Insassen überzeugen, dazu reichen ihm Stoffsitze, die ergonomisch gut für Langstrecken ausgelegt sind und ausreichend Seitenhalt garantieren. Für die Passagiere der zweiten Reihe ist anzumerken, dass sie über überdurchschnittlich Kopf- und Beinfreiheit verfügen, auch die Schultern haben Platz.
Dem bisher Gebotenen zum Trotz: Am besten sitzt es sich aber doch hinter dem Steuer. Hier kommt der Fahrer in den Genuss der gut abgestimmten Lenkung, hier kann er via Lenkradtasten den Bordcomputer durchstöbern und hier kann er sich vom Multimediasystem überzeugen lassen. Der Touchscreen wartet mit klarer Anzeige und logisch durchdachten Menüs auf – lediglich bei Stauwarnungen in Echtzeit muss das Navigationssystem passen.
Interessant beim Testwagen ist, dass er ohne nennenswerte Sonderausstattung auskommt. Wer etwa ein Head-up-Display, ein digitales Instrumentarium oder eine adaptive Fahrwerksabstimmung erwartet, dem sei gesagt: Diese Details sind lieferbar. Aber selbst ohne sie kommen der Passat Variant und seine Fahrgäste gut zurecht. Und die analog gehaltenen Anzeigen sind klar und übersichtlich angeordnet, das Fahrwerk hat eine sehr ausgewogene Ausrichtung, mit einer Neigung zum Komfort.
Das solide Stück hat seinen Preis: Der Dauertester repräsentiert einen Gegenwert von 38.125,65 Euro.
Die Technik
Motor: Vierzylinder-Turbodiesel
Hubraum: 1968 ccm
Drehmoment: 340 Nm bei 1750 U/min
Leistung: 110 kW/150 PS
L/B/H: 4767/1832/1477 mm
Gewicht: 1505/2070 kg
Kofferraumvolumen: 650 — 1780 l
Tankinhalt: 66 l
Höchstgeschwindigkeit: 218 km/h
0 — 100 km/h: 8,9 Sekunden
Verbrauch: 5,3 l/100 Kilometer
Kraftübertragung: Vorderradantrieb
Preis: 38.125,65 Euro
CO2-Emission: 122g/km