Mut zur Menschlichkeit: John Grants „Grey Tickles, Black Pressures“

Berlin (APA/dpa) - Schon das Albumcover zeigt, dass Singer-Songwriter John Grant längst macht, was er will: Dort ist der US-Amerikaner in ei...

Berlin (APA/dpa) - Schon das Albumcover zeigt, dass Singer-Songwriter John Grant längst macht, was er will: Dort ist der US-Amerikaner in eigenwilliger Pose zu sehen, die der Musik von „Grey Tickles, Black Pressures“ nicht unmittelbar entspricht. Darauf präsentiert Grant eine sehr ernsthafte, mutige, auch kompromisslose Mixtur aus orchestralem Pop, Indie-Rock, Spoken-Word-Passagen und kühler Elektronik.

Ein Album, mit dem der 47-Jährige endgültig dabei ist, „meine Vision zu verwirklichen“, wie Grant der Deutschen Presse-Agentur in Berlin sagte. „Ich bin erleichtert, dass ich jetzt so frei arbeiten kann, und froh, dass das auch rüberkommt.“ Noch stärker als auf seinen beeindruckenden Studiowerken „Queen Of Denmark“ (2010) und „Pale Green Ghosts“ (2013) löst sich dieser vor 20 Jahren mit der Countryrock-Balladen-Band The Czars gestartete Künstler jetzt von Pop-Konventionen und bequemen Gewohnheiten.

Sprachengenie Grant - neben der Muttersprache fließend Deutsch, Russisch, Spanisch und Isländisch - singt auch auf „Grey Tickles...“ wieder über sehr persönliche Dinge, diesmal aber nicht so sarkastisch und (selbst-)kritisch, sondern mit viel liebenswertem Humor. Früher thematisierte er den Suff, sein mühsames Coming-Out, die HIV-Infektion oder eigene, auch schwierige Charakterzüge. Jetzt sagt er im dpa-Interview: „Man sollte danach streben, ein mitfühlender Mensch zu sein.“

Seine belesenen Texte bettet Grant in komplexe Klanggemälde. Manche Lieder sind berauschend schön (der Titelsong, „No More Tangles“, „Geraldine“), andere sperrig. Das Ergebnis: eine groß angelegte, den Hörer fordernde, aber auch belohnende Platte. Vom etwas verstörenden Albumcover in David-Lynch-Optik sollte man sich also auf keinen Fall abschrecken lassen.

(S E R V I C E - http://johngrantmusic.com)