Vergleichsstudie: Arzneimittelpreise unter EU-15-Schnitt 1

Wien (APA) - Die Arzneimittelpreise bei den von den Krankenkassen bezahlten Medikamenten sind in Österreich unter Durchschnitt vergleichbare...

Wien (APA) - Die Arzneimittelpreise bei den von den Krankenkassen bezahlten Medikamenten sind in Österreich unter Durchschnitt vergleichbarer EU-Länder. Das gleiche gilt für Kosten in der Distribution via Großhandel und Apotheken. Das hat eine Studie ergeben, die am Dienstag bei einem Hintergrundgespräch von Vertretern der Pharmaindustrie, des Pharmagroßhandels und der Apothekerkammer präsentiert worden ist.

Den Hintergrund bilden derzeit nur schleppend verlaufenden Verhandlungen zwischen Hauptverband der Sozialversicherungsträger und Großhandel über die Erneuerung des Ende dieses Jahres auslaufenden Rahmen-Pharmavertrages über Rabatte und Rückzahlungen. Die Studie wurde vom Institut für Pharmaökonomische Forschung (IPF) erstellt. IPF-Expertin Evelyn Walter: „In die Analyse sind alle erstattungsfähigen Arzneimittel aus dem Apothekenmarkt eingeflossen.“ Dies bedeutet, dass der Spitalsmarkt nicht enthalten war. Dort gelten andere Regelungen. Nur über eine breite Analyse - wie eben den gesamten Arzneimittelmarkt im niedergelassenen Bereich - ließen sich aussagekräftige Ländervergleiche treffen.

Laut der Studie wären die österreichischen Krankenkassen im EU-Vergleich in allen Arzneimittelbelangen sprichwörtlich auf der sonnigen Seite. Pro Kopf wurden 2014 in Österreich bei den erstattungsfähigen Arzneimitteln 19,15 Packungen verbraucht. Spitzenreiter war Frankreich (38,8), danach kamen zum Beispiel Griechenland (25,75) und Großbritannien (25,13). Am Ende der Skala befanden sich die baltischen Länder mit knapp unter zehn Packungen. „Im erstattungsfähigen Markt ist der österreichische Arzneimittelverbrauch im EU-Vergleich mi 19,15 Packungen pro Jahr leicht unterdurchschnittlich - mit minus 3,3 Prozent“, sagte Evelyn Walter. Ähnliches gilt für die verbrauchten Standard-Units, also die verbrauchten Einzeltabletten, Ampullen etc. pro Kopf der Bevölkerung. Da liegt Großbritannien mit 1.246,25 an der Spitze, Österreich mit 742,25 am EU-25-Durchschnitt.

Der Fabriks-Abgabepreis (Pharmaindustrie) pro Packung liegt im EU-25-Durchschnitt bei fast exakt zehn Euro, im EU-15-Mittel bei 12,51 Euro. In Österreich beträgt dieser Wert 12,34 Euro und ist damit um 1,4 Prozent niedriger als der EU-15-Durchschnitt vergleichbarer Länder. Finnland nimmt mit 22,49 Euro pro Packung den Spitzenwert ein, in Rumänien sind es 4,48 Euro. Beim Apothekeneinkaufspreis unter Einbeziehung der Großhandelsspanne ist Österreich mit 13,36 Euro minimal unter dem EU-15 Schnitt (minus 0,17 Prozent). Der EU-25-Durchschnitt liegt mit 11,15 Euro darunter.

Für Krankenkassen ist freilich der Endpreis pro Packung bei Abgabe in der Apotheke an die Versicherten ausschlaggebend. Unter Abrechnung der Mehrwertsteuer sieht die Situation im EU-Vergleich ganz ähnlich aus. „Im erstattungsfähigen Markt beträgt der heimische Kassenpreis exklusive Umsatzsteuer pro Packung 15,97 Euro und ist somit im EU-15-Vergleich unterdurchschnittlich mit minus 7,12 Prozent“, sagte die IPF-Expertin. Der EU-15-Mittelwert liege bei 17,20 Euro. Im EU-25-Vergleich beträgt der Durchschnittswert knapp unter 13,5 Euro. Finnland ist mit 30,50 Euro an der Spitze, gefolgt von Deutschland (28,24 Euro) und Belgien (28,19 Euro). Hinter Österreich reihen sich allerdings Staaten wie die Niederlande (11,48 Euro). Rumänien bildet das Schlusslicht (5,69 Euro).

Der Generalsekretär der Verbandes der Pharmazeutischen Industrie (Pharmig), Jan Oliver Huber, betonte, wie günstig die Situation bei den Arzneimittelkosten für die Krankenkassen und den Hauptverband der Sozialversicherungsträger sei: „Zwischen 2010 und 2014 sind die Arzneimittelausgaben um insgesamt sechs Prozent gewachsen. In der gleichen Zeit ist die Inflation um neun Prozent gewachsen.“