EM-Quali

Bleiben oder gehen: Wohin führt der Weg von Teamchef Koller?

Bei den Fans steht Marcel Koller hoch im Kurs. Seine nächste Vertrags-Unterschrift wird sich der Schweizer gut überlegen.
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Im rotweißroten Team gibt es Unruhe um einen Unaufgeregten: Borussia Mönchengladbach hat Österreichs Teamchef Marcel Koller zu Gesprächen geladen und damit Bangen, Hoffen und Spekulationen angeregt.

Von Hubert Winklbauer

Wien – Fußball-Österreich ist in Aufregung. Und zwar wegen seines Kulttrainers Marcel Koller. Wird er bleiben? Oder geht er? Und wenn er geht, wann wird das dann sein? Mitten hinein in die Vorbereitungen zu den ausstehenden EM-Qualifikationsspielen gegen Montenegro und Liechtenstein, also quasi mitten im Sprung auf einen Top-Ten-Platz im Fußball-Weltranking, ist der rotweißrote Teamfußball seine vermeintlich geordneten Verhältnisse los. Eine fast idyllische Beziehung zwischen ÖFB (dort wird an den Details seiner Vertragsverlängerung bis 2018 gearbeitet) und ÖFB-Teamchef wird von außen gestört. Das ist der Stoff, aus dem dramatische Liebesgeschichten sind. Auch Krimis funktionieren so. Und freilich auch die Welt.

Dass der Welt „da draußen“ der Höhenflug des ÖFB-Teams verborgen bleiben könnte, kann niemand angenommen haben. Den Scouting-Abteilungen der europäischen Großklubs geht ja nicht einmal mehr ein 13-jähriges Supertalent in Mali verloren. Erst recht kein Trainer wie Marcel Koller, dessen Name in Österreich mit ­E-R-F-O-L-G buchstabiert wird.

Dass der deutsche Bundesligist Borussia Mönchen­glandbach Koller kontaktiert hat, ist keine Überraschung. Und das wird auch keine überraschende Konsequenz haben. Die handelnden Akteure gehören nicht jener Spezies an, die im Hochdruckkessel Profifußball moralische Kategorien verdampfen lassen. Marcel Koller wird seinen Vertrag bis 2016 erfüllen. Er wird das ÖFB-Team in Frankreich betreuen. Alles andere wäre ein Verrat am viel zitierten gemeinsamen Weg, der noch nicht zu Ende sei.

Keine akute Notsituation in Gladbach

Eine EM-Runde zu bestreiten, ist sicher ein Highlight für jeden Trainer. Erst recht für einen, der mit dieser Teilnahme Geschichte schreiben konnte. Überdies kann Koller davon ausgehen, dass sein Team – erst recht, wenn es in Topf zwei bleibt – in Frankreich eine große Rolle innehaben wird. Zuweilen wird seine Truppe ja schon als Wunderteam apostrophiert.

Kollers große Reputation nährt sich nicht nur aus den Ergebnissen, sondern auch aus seiner Verlässlichkeit, Seriosität, Bedächtigkeit. Dies sind auch Eigenschaften, die ihn für Borussia Mönchengladbach als Lucien-Favre-Nachfolger interessant machen. Die Gladbacher gelten als ein Klub, der gegen den Strom der Hire-­and-Fire-Gesellschaft, der nervösen, fiebrigen Heute-hui-und-morgen-pfui-Macher schwimmen. Es ist also nur schwerst vorstellbar, dass sich zwei, die sich als Gegenpol zum gängigen Geschäft definieren, zu einem Schnellschuss zusammentun.

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Darüber hinaus sind die Gladbacher in keiner akuten Notsituation: Interimstrainer André Schubert scheint mit zuletzt drei Siegen in Serie die Schub­umkehr geschafft zu haben. Einer wie er taugt auch zum Platzhalter für Koller bis nach der EM. Ob Koller in diesem Fall als ÖFB-Teamchef parallel die Gladbacher Zukunft (zumindest in der personellen Ausrichtung) planen dürfte? Möglich, wenn sich Koller, Gladbach und ÖFB so einigen können, dass sich niemand als Verlierer fühlt.

Es besteht ja aber auch die Möglichkeit, dass Koller über 2016 hinaus Teamchef der Österreicher bleibt. Schließlich könnte der EM-Trainer 2016 dann zum WM-Trainer 2018 avancieren. Das, so ÖFB-Präsident Windner, hätte für den Marcel sicherlich eine gewisse Erotik.

Mit dieser Erotik allein wird Koller dem ÖFB nicht erhalten bleiben. Er ist in einer ausgezeichneten Verhandlungsposition. Ihm seine Wünsche zu erfüllen, hat der ÖFB schon signalisiert. Nach dem Liechtenstein-Spiel will man mit dem 54-jährigen Schweizer Vertragsgespräche führen.

Auch Schweizer Verband heiß auf Koller

Während sich das ganze Denken von ÖFB-Teamchef Marcel Koller ums Gewinnen der beiden anstehenden EM-Qualifikationsspiele gegen Montenegro und Liechtenstein dreht, drehen sich die Gedanken aufgeregter Fußballfans um die Zukunft des Teamchefs.

Solange der Teamchef seinen neuen Vertrag nicht unterschrieben hat, wird weiter spekuliert, gebangt und gehofft werden (müssen). Denn Koller scheint ja nicht nur den Mönchengladbachern der richtige Mann zur rechten Zeit zu sein.

Und obwohl Koller kein Geheimnis aus seiner Sehnsucht nach dem tagtäglichen Arbeiten bei einem Klub (wie FC Wil, St. Gallen, Grasshoppers Zürich, 1. FC Köln, Bochum) gemacht hat, gibt es da noch das Interesse seiner Schweizer Landsleute: daran, dass ihr Landsmann die Nachfolge von Vladimir Petkovic, dem bosnisch-kroatischen Teamchef der Schweizer, antreten wird.

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