102 zukünftige Pädagogen starteten ihr Studium
Im ersten Jahr der reformierten LehrerInnenausbildung hält der Ansturm auf die KPH an. Philosoph kritisiert das Bildungssystem.
Von Hubert Daum und Agnes Dorn
Stams –Der Lehrerberuf hat offensichtlich nichts an Attraktivität eingebüßt. Auch nicht nach der Reform: Neue Studierende der Primarstufe (früher Volksschule) müssen ab jetzt den Weg einer vierjährigen Bachelorausbildung gehen. Für die angehenden Pädagogen der Neuen Mittelschule (NMS) startete zum letzten Mal die dreijährige Ausbildung, ab 2016/17 greift auch für sie die Reform.
Rektorin Regina Brandl begrüßte im Bernardisaal 38 Aspiranten für die Primarstufe, 52 für die NMS und zwölf für Religionspädagogik. „Nur ein Neustudent der Primarstufe ist männlich“, ergänzt Institutsleiter Peter Trojer. Über 100 meist junge Menschen möchten also in den Lehrerberuf einsteigen, trotz sinkenden Schülerzahlen und der Tatsache, dass kürzlich für das aktuelle Schuljahr im Bezirk nur vier Neulehrer eine Anstellung fanden.
Vorgestern war der ehrwürdige Bernardisaal nicht gefüllt mit neuen Studierenden, sondern mit rund 200 Zuhörern. Sie lauschten den Ausführungen des bekannten Philosophen Konrad Paul Liessmann, Professor für Philosophie an der Universität Wien und Buchautor. Der gefragte Essayist las aus seinem Buch „Geisterstunde. Praxis der Unbildung“, worin er die radikale Umstellung der traditionellen hin zu einer kompetenzorientierten Bildungspolitik scharf verurteilt. Die Idee des „umfassend kompetent gewordenen Menschen“ käme indes gar nicht aus der pädagogischen Ecke, sondern vielmehr aus der Ökonomie, wo der kompetente Mensch den Ansprüchen der Wirtschaft am besten entspräche. Liessmann bemängelt, dass auch in der Lehrerausbildung die Fachkompetenz gegenüber der pädagogischen Kompetenz „total zurückgefahren“ werde. Beim Zitieren aus den Lehrplänen wähnte sich das Publikum in einem Kabarett.