Ex-NATO-Chef Rasmussen: Truppenabzug trotz Taliban-Vormarsch richtig
Wien (APA) - Der frühere NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sieht trotz des Vormarsches der Taliban keinen Grund für ein verstärktes...
Wien (APA) - Der frühere NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sieht trotz des Vormarsches der Taliban keinen Grund für ein verstärktes Militär-Engagement in Afghanistan. „Die Afghanen sind für ihre eigene Sicherheit verantwortlich“, sagte Rasmussen am Mittwoch im Gespräch mit der APA in Wien.
Der Abzug der NATO-Truppen mit Ende vergangenen Jahres und die Übergabe an die afghanische Armee sei die „richtige Strategie“ gewesen. Über eine Verlängerung der derzeitigen Trainingsmission könne man jedoch sprechen, sagte der frühere NATO-Chef.
Rasmussen war von 2009 bis 2014 als NATO-Generalsekretär verantwortlich für den Abzug eines Großteils der westlichen Kampftruppen aus Afghanistan. Die zu Jahresanfang gestartete Nachfolge-Mission der NATO „Resolute Support“ dient ausschließlich zur Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte. Zuletzt gelang den Taliban mit der vorübergehenden Einnahme der nordafghanischen Provinzhauptstadt Kunduz ein überraschender Vorstoß.
Bei der jüngsten Attacke auf Kunduz hätten die Taliban die Stärke der afghanischen Armee auf den Prüfstand gestellt, sagte Rasmussen. Das Militär habe aber seine Stärke bewiesen. „Sie schaffen es und sie sollten es auch schaffen“, erklärte der frühere NATO-Chef, der als dänischer Ministerpräsident Soldaten in das Land am Hindukusch schickte.
Ein „definitives Versagen“ der internationalen Gemeinschaft sieht Rasmussen hingegen in Syrien. Der UNO-Sicherheitsrat habe es nicht geschafft, ein Mandat zu irgendeiner diplomatischen Lösung des Konfliktes zu erreichen. Das Fliehen von Millionen von Syrern sei die Konsequenz des „Nichthandelns“.
Es brauche nun eine Einigung aller anderen Kräfte gegen die Jihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS). Die militärische Beteiligung Russlands mache das jedoch schwieriger. „Man kann nicht den ‘Islamischen Staat ? bekämpfen und gleichzeitig das Assad-Regime retten“, sagte Rasmussen. Das grausame Vorgehen der Regierung von Präsident Bashar al-Assad erlaube es dem IS, seine Gegner zu rekrutieren. „Solange das brutale Regime an der Macht bleibe, wird der Bürgerkrieg in Syrien weitergehen“, sagte der frühere NATO-Chef.
(Das Gespräch führten Elisabeth Hilgarth und Alexander Fanta/APA)
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