Die Stille ist ein Geräusch
Innsbruck – Mit seinen Ateliers für in Tirol lebende Künstlerinnen und Künstler ist Büchsenhausen ein wichtiger Produktionsort für Kunst, wa...
Innsbruck –Mit seinen Ateliers für in Tirol lebende Künstlerinnen und Künstler ist Büchsenhausen ein wichtiger Produktionsort für Kunst, was sich in der Ausstellung der Ateliernutzer zeigt. Man stellt dort auch fest: Das gegenwärtige Europa der wieder errichteten Grenzen und der Angst vor einer „Invasion“ des Unbekannten hinterlässt auch in der Kunst eindrückliche Spuren: In Gestalt von (Such-)Scheinwerfern etwa, die ihr gleißendes Licht u. a. auf den Mythos von höheren Werten wie Freiheit richten. „Der weiße Wal ist gestrandet“ steht da an einer Wand geschrieben, das Kollektiv BKA (Kata Hinterlechner und Bosko) hat außerdem auf der Terrasse interveniert, wo eine primitive Barrikade Abwehrmechanismen im Müll ertränkt.
Daneben nimmt Katharina Cibulka auf John Cages revolutionäres Stück „4’33’’“ Bezug, wenn sie ungeahnte Klangwelten aus der vermeintlichen Stille filtert – „und zwischendurch ein bisschen ruhe“ heißt eine der Videoarbeiten, deren Protagonisten die Geräusche ihrer Umgebung stimmlich nachahmen, woraus sich zutiefst intime bis heiter-absurde Momente ergeben.
Indoor wird sich auch mit Erinnerungskultur auseinandergesetzt: Markerschütternd tut das Maria Walcher, wenn sie den Satz „Du sollst dich nicht erinnern“ zuerst mit Kreide, dann mit den Fingernägeln unzählige Male auf die Tafel der ehemaligen SED-Parteinschule in Erfurt schreibt. Eine düstere Ahnung bleibt wiederum in Lizzy Fidlers aus blauer und brauner Tinte gemalten, schemenhaften Wald-Bildern das Schicksal der vergessenen Toten vom Steinbruch Paschberg, Exekutionsplatz der deutschen Wehrmacht. (jel)