Kognitionsforscherin: Wie Tiere denken weitgehend unklar
Wien/Grünau (APA) - Mehr neue Fragen als Antworten tauchen derzeit in der Kognitionsforschung auf, wie es um das Denken von Tieren bestellt ...
Wien/Grünau (APA) - Mehr neue Fragen als Antworten tauchen derzeit in der Kognitionsforschung auf, wie es um das Denken von Tieren bestellt ist, so die Biologin Friederike Range im Gespräch mit der APA. Die Wissenschafter wollen dem tierischen Verstand nun mit vielen Versuchen und Hightech zu Leibe rücken. Das „Biologicum Almtal“ widmet sich ab Donnerstag dem Thema „Denken. Die Biopsychologie des Verstandes“.
Weil man Tiere einfach nicht fragen könne, wie sie verschiedene Probleme lösen, bräuchte man oft viele Experimente, um zu erfahren, was sich die Tiere dabei denken, sagte Range, die am Wolf Science Center in Ernstbrunn und dem Clever Dog Lab der Veterinärmedizinischen Universität Wien forscht. Optimal sei es, wenn man zur selben Fragestellung möglichst viele und unterschiedliche Versuche macht.
Warum ein Tier in einem Experiment ein Problem lösen kann und ein anderes nicht, könne allerlei Ursachen haben. Es müsse nicht unbedingt an der Intelligenz oder Denkweise liegen, sondern auch Durchhaltevermögen, die Achtsamkeit und individuelle Unterschiede spielten eine Rolle. Es gäbe sicherlich auch bei Tieren unterschiedliche Persönlichkeiten und deshalb gingen verschiedene Individuen Probleme anders an, so die Kognitionsforscherin.
Wenn zum Beispiel ein Tier eine Aufgabe besser bewältigen kann, die ein Mensch oder Artgenosse vorgezeigt hat, sei es schwer zu unterscheiden, ob es nun ein besseres kausales Verständnis hat, ein vorzüglicher Nachahmer ist, oder beides vereint.
Range, die vor allem mit Wölfen und Hunden forscht, sieht derzeit die Forschung mit Hunden im Aufschwung. „Es gibt sie überall, man muss Hunde nicht im Labor halten, hat sehr große Stichprobenzahlen und kann sich neben der Rasse auch aussuchen, ob sie gut trainiert sind oder nicht“, sagte sie. Außerdem würden sich immer mehr Neurowissenschafter mit dem tierischen Denken beschäftigen.
Es gäbe hier schon erste Experimente mit speziellen Scannern, die per funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI) die Gehirnaktivitäten der Tiere messen. Dies sei bei Hunden sehr gut machbar, denn sie könnten problemlos lernen, im Scanner zu liegen und müssten nicht etwa betäubt werden. „Bei solchen Versuchen sieht man, welche Areale im Gehirn ‚aufleuchten‘, wenn man ihnen gewisse Aufgaben stellt“, so Range. Auch am Clever Dog Lab habe man einen solchen Scanner zur Verfügung.
Das „Biologicum Almtal“ findet von heute, Donnerstag, bis Sonntag in Grünau im Almtal (Oberösterreich) statt. Wissenschafter und Interessierte werden dabei heuer über „Denken“ und die Biologie des Verstandes referieren sowie diskutieren. Unter den Sprechern sind neben Range der Verhaltensforscher und wissenschaftliche Leiter der Veranstaltung Kurt Kotrschal und die Harvard-Forscherin Irene Pepperberg, die mit ihrem extrem wortgewandten Graupapagei „Alex“ berühmt wurde.
(S E R V I C E - Internet: http://www.biologicum-almtal.at/)