USA-VW-Chef Horn: „Habe von den Problemen gewusst“
Der USA-Chef von Volkswagen, Michael Horn, muss heute im Zuge des Abgas-Skandals vor dem US-Kongress Rede und Antwort stehen.
Washington, Wolfsburg – Nachdem erste VW-Ingenieure im Zuge des Abgas-Skandals bereits Geständnisse abgelegt haben, wonach die Manipulationssoftware 2008 eingebaut wurde, gab nun auch Volkswagens USA-Chef Michael Horn in einer vorab veröffentlichten Erklärung zu, bereits kurz nach seinem Amtsantritt über die Lage informiert worden zu sein.
In der vom US-Kongress veröffentlichten Erklärung heißt es: „Im Frühjahr 2014 wurde ich unterrichtet, dass es mögliche Verstöße gegen die US-Emissionsrichtlinen gibt, die aber beseitigt werden können.“ Später sei er informiert worden, dass die Ingenieure eine speziellen Plan hätten, um die Probleme mit den zu hohen Abgaswerten zu lösen. Horn erklärt aber auch, dass VW-Ingenieure eigentlich in Kooperation mit den Behörden das Problem beheben sollten.
„Im Namen unseres Unternehmens und meiner Kollegen in Deutschland möchte ich mich aufrichtig entschuldigen“, so Horn laut Manuskript. VW habe das Vertrauen der Kunden, der Händler und auch der VW-Angestellten genauso missbraucht wie das Vertrauen der Öffentlichkeit und der Aufsichtsbehörden. Der Konzern werde für die Aufklärung des Skandals mit allen zuständigen Behörden kooperieren und werde Mittel finden, um seine Kunden zu entschädigen. „Wir von Volkswagen übernehmen die volle Verantwortung für unser Handeln“, so Horn.
Vorschriften in den USA strenger als in Europa
Die Abgas-Affäre von Volkswagen wirft auch die Frage auf, warum der Autobauer sich überhaupt zu den Manipulationen hat hinreißen lassen. Tatsächlich sind Grenzwerte für den Abgas-Ausstoß bei Diesel-Autos – dem Klimasünder-Image Amerikas zum Trotz – strikter als in Europa.
Der Grenzwert für Stickstoffoxide liegt für leichte Nutzfahrzeuge (das schließt normale Pkw ein) in der EU derzeit bei 80 Milligramm pro Kilometer. Der von der US-Umweltschutzbehörde EPA bundesweit geforderte Wert liegt im Schnitt bei 70 Milligramm pro Meile und ist damit strenger - denn eine Meile ist rund 1,6 Kilometer lang.
Der Vergleich ist allerdings schwierig, weil die Kontrollsysteme nicht einheitlich sind. Zudem können in den USA auch die Vorschriften auf bundesstaatlicher Ebene abweichen. Kalifornien beispielsweise, das im Zentrum der VW-Affäre steht, gilt international als Vorreiter mit besonders strikten Abgasregeln.
Fest steht, die Ermittler kamen dem VW-Skandal überhaupt erst auf die Schliche, weil Forscher getestet hatten, ob die Wagen den besonders strengen US-Regeln standhalten würden – und so Verdacht schöpften. In den USA gilt es als wahrscheinlich, dass VW die Abgas-Manipulation vorgenommen hat, um auf dem Markt überhaupt erst die Zulassung für die entsprechenden Modelle erhalten zu können. (dpa, TT.com)