Film und TV

Per Drohnenflug zum Sehnsuchtsort

© © Medienkontor/Philipp Lutz

Katja Trippel vom Arte-Erfolgsformat „360° – GEO Reportage“ ist beim Innsbruck Nature Film Festival zu Gast.

Von Silvana Resch

Innsbruck –Schneller, etwas rasanter könnten die „360° – GEO Reportagen“ geschnitten werden – zumindest wenn es nach den jungen Filmemachern geht, die am Mittwoch Katja Trippels Masterclass „Am Dreh! Von der Idee zur Fernsehdoku“ beim Innsbruck Nature Film Festival (INFF) besucht haben. Eine Anregung der Teilnehmer, die Trippel gerne an ihre Kollegen weitergeleitet hat. Wohlwissend, dass der Erfolg der Reportagereihe nicht zuletzt darin gründet, dass sich das Format in den vergangenen Jahren nur unmerklich verändert hat. Freilich sei der Schnitt bereits etwas schneller geworden, es werde mehr Musik eingesetzt, verrücktere Kameraeinstellungen werden getestet und die Flugaufnahmen, die dank Drohnen kostengünstig zu haben sind, zählen mittlerweile zur „Basis“. Doch das grundlegende Konzept sei seit dem Start der Reihe im Jahr 1999 gleich geblieben. „Wir machen nicht nur Filme mit Naturbezug, bei uns menschelt es sehr“, erklärt die deutsche Fernseh-Redakteurin, Journalistin und Buchautorin. „Wir begleiten stets eine Person oder eine Gruppe von Menschen bei ihren persönlichen Herausforderungen.“ Die filmischen Reisen führen um die ganze Welt, da wird etwa eine Familie, die am Großglockner eine Hütte bewirtschaftet, begleitet. Oder der Kambodschaner Sitha, der 30 Kinder hat, wird vorgestellt. Vier Kinder sind seine eigenen, die anderen sind Straßenkinder, die er adoptiert hat. Diese neue Folge wird am Samstag (19.30 Uhr) auf Arte ausgestrahlt. Trippel selbst arbeitet derzeit an einem Film, der von einer jungen Chinesin handelt, die den Spagat zwischen modernem Großstadt-Leben und traditioneller Herkunft zu meistern hat. „In der Stadt arbeitet die junge Frau als Online-Schmuckhändlerin, jetzt, mit 25 Jahren, soll sie verheiratet werden und wird zurück in ihr kleines Dorf zitiert.“ Dies sei eine typische Geschichte für das Reportage-Format, dass seine Erfolgsgeschichte mit bislang 400 Sendungen fortgeschrieben hat. Die Zuschauerzahlen sind dabei konstant geblieben. „Das Fernsehgeschäft ist hart, zum Glück halten uns die Leute die Treue“, sagt Trippel.

In den 360°-Filmen dominiert ein positiver Grundton, „wir wollen immer auch ein bisschen Hoffnung vermitteln, selbst wenn wir aus sehr armen Ländern berichten“, sagt die Redakteurin, romantisieren oder gar beschönigen tue man garantiert nichts. „Wir werden am Samstagabend im Hauptabendprogramm ausgestrahlt, das ist Familiensendezeit. Da ist klar, dass wir keine harten Sozialreportagen oder politische Dramen zeigen.“

Wie schon in den vergangenen Jahren sitzt Trippel auch heuer wieder in der INFF-Jury. Die Entscheidung über den Siegerfilm dürfte heuer nicht allzu leicht fallen, verrät sie. Vergangenes Jahr konnte sich die Jury sehr rasch auf den Dokumentarfilm „Virunga“ einigen, der auch für einen Oscar nominiert wurde. Das Festival habe sich seit der Erstausgabe 2013 – damals wurden die Innsbrucker Naturfilmtage zum INFF – zunehmend professionalisiert. Trippel schätzt dabei nicht nur den Austausch mit Kollegen und den Nachwuchsfilmern, das Programm sorge zudem für einen Kreativitätsschub. „Auf dem Festival sieht man Filme und Programme, die sehr viel experimenteller sind als das, was im Fernsehen funktioniert.“

Die Geo-Reportagen werden indessen Anfang 2016 ein Stück immersiver. Das Format, das mit „opulenten Bildern an Sehnsuchtsorte“ führt, wird 360° dann nicht mehr nur im Titel tragen, sondern auch 360°-Trailer anbieten, die mittels App beispielsweise am Handy betrachtet werden können.

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