Innenpolitik

„Wollen keinen Stacheldraht und Schießbefehl“

© Julia Hammerle

Österreichs Flüchtlingskoordinator Christian Konrad zeigt sich überzeugt, dass genügend Flüchtlingsquartiere gefunden werden.

Von Alois Vahrner, Marco Witting

Innsbruck –Die Bereitschaft von Politik, Beamtenschaft und vor allem der Zivilgesellschaft angesichts des ungebrochenen Flüchtlingsstrom sei groß und sogar weiter steigend, sagte Konrad anlässlich seines gestrigen Tirol-Besuchs (bei dem er auch die Mitglieder des Kuratoriums Sicheres Österreich in einem Round Table informierte) gegenüber der TT.

„Die Bevölkerung weiß, das ist eine Notsituation, in der man helfen muss.“ Die Alternative, die manchen vorschwebe, seien Stacheldraht und Schießbefehl. Für Österreich sei das ohnehin völlig unvorstellbar. Grenzen hochzuziehen, sei aber ohnehin „eine Illusion“, so Konrad.

Der Flüchtlingskoordinator zeigt sich überzeugt, dass Österreich den Flüchtlingsstrom ohne größere Probleme bewältigen kann. Im September habe man 200.000 Menschen durch Österreich durchgeschleust. Im Land seien zurzeit 54.000 Asylwerber, bis Jahresende könnten 25.000 bis 30.000 dazukommen. Man werde genügend feste Unterkünfte finden. Dass manche Länder (wie auch Tirol) die Quote noch nicht voll erfüllen, beunruhigt den früheren Raiffeisen-Boss nicht. „Tirol wird das sicher schaffen.“ Dass Österreich nicht 85.000 Asylsuchende unterbringen könne, wäre für ihn lächerlich, so Konrad. „Das ist ein Flüchtling pro 100 Einwohner.“

Für Konrad hat die Flüchtlingsfrage nur in geringem Ausmaß die Landtagswahlen (Siegeszug der FPÖ in der Steiermark, im Burgenland und in Oberösterreich) beeinflusst. Das habe andere Gründe gehabt. Wien werde, so glaubt Konrad, anders ausgehen.

Konrad trat beim Kuratorium Sicheres Österreich neben Harald Bachmeier von den Tiroler Sozialen Diensten auf. Dieser erklärte, dass derzeit rund 4400 Flüchtlinge in Tirol in der Grundversorgung untergebracht sind. Bis Ende des Jahres wird sich diese Zahl auf bis zu 6000 erhöhen. Was sich in den vergangenen Monaten geändert hat? Bachmeier: „Ich glaube, wir sind sicher ein Stück professioneller und schneller geworden wenn es um neue Unterkünfte geht. Mein persönlicher Eindruck ist auch, dass sich das Klima verändert hat. Die Menschen haben bei den Bürgerversammlungen ein anderes Verständnis.“

Dass illegal eingereiste Menschen von Polizisten aus Zügen geholt werden, an dieses Bild hat man sich mittlerweile gewöhnt. „Wo es früher einen Aufschrei gab, ist das mittlerweile normal“, erklärt Harald Baumgartner von der Polizei in Tirol. Aus fremdenpolizeilicher Sicht hat sich die Lage ansonsten in den vergangenen Monaten wenig verändert. Noch wird die Route über das Mittelmeer und Italien längst nicht so stark von Flüchtlingen genutzt wie jene über den Balkan. Doch die Überlegungen und Planungen der Polizei gehen auch dahin, dass sich die Routen der Flüchtlingsströme ändern können.

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