Westbahn vermutet massive Fahrzeitverlängerungen für Pendler ab 2016
Wien (APA) - „Mit den neuen Fahrplänen ab Dezember müssen Pendler auf der Weststrecke mit massiven Fahrzeitverschlechterungen rechnen“, so E...
Wien (APA) - „Mit den neuen Fahrplänen ab Dezember müssen Pendler auf der Weststrecke mit massiven Fahrzeitverschlechterungen rechnen“, so Erich Forster, Geschäftsführer der WESTbahn Management GmbH. „Für die Strecke Wien West-Amstetten wird sich die Fahrzeit je nach Zugverbindung um 8 beziehungsweise 13 Minuten auf 93 Minuten verlängern“, rechnet Forster im Rahmen einer Pressekonferenz am Donnerstag vor.
Zudem kritisierten Vertreter der Westbahn erneut die Direktvergaben vom Verkehrsministerium (BMVIT) und Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) an die ÖBB und sehen keinen fairen Wettbewerb im österreichischen Transportwesen. In diesem Zusammenhang wurden von der Westbahn sowohl gegen den VOR als auch das BMVIT im September 2015 Nachprüfungsanträge eingebracht. Während gegen den VOR beim Verwaltungsgericht Wien eine einstweilige Verfügung erwirkt wurde, wurde gegen das BMVIT beim Bundesverwaltungsgericht keine erzielt. Es sei „seitens des BMVIT keine separat anzufechtende Handlung, also keine erhebliche Änderung im bestehenden Leistungsvertrag, gesetzt“ worden, so die Begründung. Mit diesen Klagen wird eine Aufnahme der neu geplanten Westverbindungen ab Winter bis auf Weiteres blockiert.
Georg Huemer, Pressesprecher des VOR zur APA: „Was die Westbahn hier tut, ist nichts anderes als juristischer Aktionismus auf Kosten des Gesamtsystems.“ Die Westbahn versuche, „Anpassungen im Fahrplangefüge zu verhindern, die kostenneutral umgesetzt werden sollen und den Fahrgästen nützen. Also im Rahmen bestehender Verträge, ohne dass zusätzliches Steuergeld dafür ausgegeben werden soll“, so Huemer.
Durch die Neuerungen im Fahrplan kommt es laut Westbahn insbesondere im Zulauf nach St. Pölten zu Fahrzeitverlängerungen, westlich der niederösterreichischen Landeshauptstadt gebe es künftig überhaupt keine Fahrzeitkürzungen.
Laut Huemer hingegen sind keine Verschlechterungen im Fahrplan vorgesehen, man versuche, die unterschiedlichen Züge aufeinander abzustimmen, um optimale Verbindungen und kurze Umstiegszeiten zu gewährleisten. „Wir wollen das Angebot in zumindest gleicher Qualität beibehalten“, so Huemer.
Zum Hintergrund: Mit der Umstellung der Fernverbindungen vom West- zum Hauptbahnhof ab 2016 kommt es auch bei den Zügen ab Wien West zu umfassenden Fahrplanänderungen. Laut Westbahn sollen dafür unter anderem stündlich von der öffentlichen Hand bestellte REX200-Züge zum Einsatz kommen - darin sieht Forster eine Zubringerleistung an die eigenwirtschaftlich geführten Linien der ÖBB nach St. Pölten und vermutet Quersubventionen. Für Forster stellen die Fahrplanumstellungen zudem massive Eingriffe in den bestehenden Vertrag und eine Verletzung der Verordnung 1370/2007 dar, die nur minimale Änderungen in einer Bestellung erlaubt und andernfalls eine Neuvergabe zwingend macht. Die Vertreter der Westbahn heben erneut hervor, dass die Transparenz bei den Vergaben seitens des Bundes nicht gewahrt wird.
VOR-Geschäftsführer Wolfgang Schroll entgegnet in einer Aussendung: „Wir haben weder vor, einen neuen Auftrag zu vergeben, noch sollen neue Zusatzaufträge abgegolten werden.“
Kritik am Vorgehen der Westbahn kommt auch von der Arbeiterkammer: „Die Direktvergabe ist unbedingt nötig, um den für die Pendlerinnen und Pendler wichtigen integrierten Taktfahrplan zu schaffen. Nur so können wir attraktive Verbindungen und Umsteigemöglichkeiten schaffen und mehr Leute in die Bahn bringen“, so Sylvia Leodolter, Leiterin der AK Abteilung Verkehr und Umwelt, in einer Aussendung. „Hier stehen übergeordnete Verkehrsinteressen gegen das Einzelinteresse eines Unternehmens. Wir fordern die Westbahn auf, hier im Sinne eines guten Nahverkehrsangebotes einzulenken.“