Chronologie: Tuensiens beschwerlicher Weg seit der Jasmin-Revolution
Oslo/Tunis (APA/AFP) - Die Jasmin-Revolution in Tunesien, die Ende 2010 einsetzte, ist der erste Vorbote des „Arabischen Frühlings“ - und bi...
Oslo/Tunis (APA/AFP) - Die Jasmin-Revolution in Tunesien, die Ende 2010 einsetzte, ist der erste Vorbote des „Arabischen Frühlings“ - und bis heute seine hoffnungsvollste Blüte. Das nordafrikanische Land hat sich in diesen Jahren seiner langjährigen politischen Führung entledigt, dann aber einen beschwerlichen Weg beschritten:
- 17. Dezember 2010: Der Gemüsehändler Mohamed Bouazizi setzt sich in Brand, weil er sich von den Behörden seiner Lebensgrundlage beraubt sieht. Die Verzweiflungstat gilt als Auslöser der folgenden landesweiten Massenproteste. Bouazizi stirbt am 4. Jänner 2011 an den Folgen der Verbrennungen.
- 14. Jänner 2011: Unter dem Druck der Massenproteste, bei denen 338 Menschen getötet werden, flieht der seit 23 Jahren amtierende Präsident Zine El Abidine Ben Ali nach Saudi-Arabien.
- 25. Februar 2011: Regierungsfeindliche Proteste zwingen Ministerpräsident Mohamed Ghannouchi, den letzten aus der Ära Ben Ali, zum Rücktritt.
- 27./28. Oktober 2011: Nach Bekanntgabe der Ergebnisse der ersten freien Wahlen erschüttern gewaltsame Unruhen die Stadt Sidi Bouzid. Die islamistische Ennahda-Partei geht als Sieger aus den Wahlen hervor.
- 14. September 2012: Vier Menschen werden bei gewaltsamen Protesten vor der US-Botschaft gegen einen islamkritischen Film getötet.
- 6. Februar 2013: Der prominente Oppositionelle Chokri Belaid wird erschossen. Das Attentat führt erneut zu schweren Unruhen, der islamistische Ministerpräsident Hamadi Jebali tritt als Konsequenz zurück.
- 25. Juli 2013: Ein weiterer Oppositionsführer, Mohamed Brahmi, wird erschossen. Im Dezember 2014 bekennen sich Jihadisten zu den Anschlägen auf Belaid und Brahmi. Im Sommer 2013 wird das Quartett von Organisationen gebildet, das nun den Friedensnobelpreis 2015 erhält. Das Nobel-Komitee erklärte, das Quartett habe in einer Phase seine Arbeit aufgenommen, in welcher der „Demokratisierungsprozess in Gefahr“ gewesen sei.
- 26. Jänner 2014: Nach jahrelangen Verhandlungen verabschiedet die Nationalversammlung die neue Verfassung Tunesiens. Sie garantiert die wichtigsten Bürgerrechte, schränkt die Macht der Exekutive ein und sichert eine weitgehend säkulare Staatsform. Anders als die Verfassungen vieler anderer islamischer Staaten verzichtet der Text auf jeden Verweis auf das islamische Recht der Scharia bei der Gesetzgebung.
- 4. Februar 2014: Der mutmaßliche Mörder Belaids wird bei einer Polizeirazzia getötet. Er ist einer von sieben schwer bewaffneten Extremisten, die bei dem Einsatz erschossen werden.
- 16. Juli 2014: Am Berg Chaambi an der Grenze zu Algerien töten Jihadisten 15 Soldaten. Es ist der blutigste derartige Angriff in der Geschichte der tunesischen Streitkräfte.
- 21. Dezember 2014: Der anti-islamistische Politikveteran Beji Caid Essebsi gewinnt die erste freie Präsidentschaftswahl in Tunesien.
- 18. März 2015: Bei einem Anschlag auf das Nationalmuseum von Bardo in Tunis werden 21 ausländische Touristen, ein Polizist und zwei Attentäter getötet. Die Jihadistengruppe „Islamischer Staat“ (IS) bekennt sich zu dem Anschlag, doch macht die Regierung den Al-Kaida-Ableger Okba Ibn Nafaa verantwortlich.
- 26. Juni 2015: Ein Attentäter schießt in einem Strandhotel in der Nähe des Urlaubsortes Sousse gezielt auf ausländische Touristen. 38 Menschen sterben, unter ihnen 30 Briten. Auch ein Deutscher zählt zu den Toten. Der Angreifer wird getötet. Die IS-Miliz bekennt sich auch zu diesem Angriff.
- 4. Juli 2015: Verhängung des Ausnahmezustandes, der bis zum 2. Oktober gilt.
- 27. Juli 2015: Das Parlament verabschiedet eine Neuregelung, die für „terroristische“ Verbrechen die Todesstrafe vorsieht.